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Der Spion und der Analytiker

Der Spion und der Analytiker

Titel: Der Spion und der Analytiker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Liaty Pisani
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trat ein, seine Bronchien weiteten sich langsam, sein Gesicht entspannte sich, und die Lippen bekamen wieder Farbe.
    »Jetzt ist es vorüber«, sagte der Masseur. »Sie sind Asthmatiker, stimmt’s?«
    Ogden, der in seinem ganzen Leben noch nie einen Asthmaanfall gehabt hatte, nickte.
    »Sie sollten immer eines dieser Sprays zum Inhalieren dabei haben, die sind sehr wirksam.«
    Entnervt und schlechtgelaunt kehrte Ogden in sein Zimmer zurück. Er stand noch unter der Dusche, als das Telefon läutete.
    »Hut ab«, hob Franz an. »Mayer hat sich vor kaum mehr als zehn Tagen mit Laskos Frau getroffen.«
    »Dokumentation«, sagte Ogden schroff.
    »Was nicht in Ordnung?«
    »Ich war gerade unter der Dusche.«
    Obwohl Franz wenig überzeugt war, sagte er nichts dazu. »Aus Mayers Kalender geht hervor, daß Alma am 10. April einen Termin bei ihm hatte«, fuhr er dann fort, »fünf Tage, nachdem sie aus ihrem Haus ausgezogen war. Mayer hat keine Eintragungen gemacht, sondern nur in Klammern Guthries Namen geschrieben.«
    »Gut.« Ogdens Laune hatte sich erheblich gebessert. »Jetzt müssen wir nur noch herausbekommen, warum Alma Lasko nach Zürich gefahren ist und dort mit einem Kollegen ihres Psychoanalytikers gesprochen hat. Kann sich die Sekretärin an etwas erinnern?«
    »Sie kann sich ganz genau an Alma Lasko erinnern, wir haben ihr ein Foto gezeigt, und sie hat sie wiedererkannt. Alma ist am Mittwoch, den 10., um halb vier in die Praxis gekommen, die vorschriftsmäßigen fünfundvierzig Minuten geblieben und dann wieder gegangen. Wiedergekommen ist sie nicht mehr.«
    »Die muß ja ein gutes Personengedächtnis haben, diese Sekretärin, wenn sie Laskos Frau auf diesem schlechten Schnappschuß wiedererkannt hat. Schick mir einen vollständigen Bericht, sobald ihr auch die Hotels kontrolliert habt.«
    »Wir wissen, daß sie eine Nacht im Grandhotel Dolder verbracht hat. Dann verliert sich ihre Spur. Wir werden noch weitere Kontrollen machen, ich habe dich nur gleich angerufen, weil ich weiß, daß du dich mit Guthrie triffst.«
    »Ich bin um acht mit ihm im Gabrinus zum Essen verabredet, vorher gehe ich aber noch zum Kongreß. Wenn es etwas Neues gibt, kannst du mich im Restaurant anrufen.«
    Er hängte ein. Die Dinge ließen sich gut an, und er konnte wieder durchatmen. Der Tag hält vielleicht doch noch einiges bereit, dachte er, während er sich ankleidete.
     
     
    Der Kongreßsaal war voll wie am Vortag. Ogden ging auf seinen gewohnten Sitz zu, aber als er sah, daß Guthrie noch nicht auf seinem Platz saß, kehrte er um und ging zur Bar. Guthrie saß zeitungslesend an einem Tisch und aß ein Brötchen. Er trat auf ihn zu.
    »Guten Tag.«
    Der Arzt hob den Blick und sah ihn ohne Begeisterung an.
    »Guten Tag. Darf ich Sie zu etwas einladen?«
    »Nein danke, ich habe schon gefrühstückt. Alles in Ordnung seit unserem Telefongespräch heute früh?«
    Guthrie zuckte die Achsel.
    »Ja, abgesehen von der Tatsache, daß ich fast meine Haushälterin umgebracht hätte.«
    »Wie bitte?«
    »Keine Angst, ich bin ein Dilettant, also habe ich nichts Schlimmes angerichtet. Es gibt keine Leiche, die man verschwinden lassen müßte. Übrigens habe ich über unser Abenteuer von gestern abend da drin nichts gelesen …«, sagte er und wies auf die Zeitung.
    »Die Straßenreinigung hat sich der Sache angenommen.«
    »Wer?«
    »Die Straßenreinigung beseitigt die Spuren peinlicher Zwischenfälle wie jenes gestern abend. Es wäre für alle Beteiligten wohl etwas schwierig gewesen, den Vorfall zu rechtfertigen.«
    »Das glaube ich gern. Hören Sie«, sagte Guthrie, während er sich erhob, »in fünf Minuten bin ich mit meinem Vortrag an der Reihe, anschließend muß ich mit zwei Kollegen die Diskussion moderieren. Selbst wenn Sie hier bleiben, können wir vor heute abend beim Essen nicht reden. Übrigens ist das Gambrinus heute zu, ich schlage Ihnen eine alte Wiener Wirtschaft vor, das Ofenloch in der Kurrentgasse, einverstanden?«
    »Gewiß, das ist ein sehr angenehmes Lokal.«
    »Gut. Aber, damit wir uns verstehen, heute abend werden Sie mir schon etwas genauere Auskunft geben müssen. Ich will wissen, was hier vorgeht und in welche Geschichte ich hineingezogen worden bin.«
    Ogden lächelte.
    »Einverstanden, Doktor. Aber setzen Sie keine zu großen Erwartungen in mich, ich weiß auch nicht viel. Wir beide sind aus beruflichen Gründen in diese Sache hineingezogen worden: Ihr Pech ist, daß Alma Ihre Patientin war, und meines, daß

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