Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
Vom Netzwerk:
Umweg zur Hauptstraße zurück.
    Ihr Gefühl tiefer Befriedigung war nicht von langer Dauer. Als sie auf die Hauptstraße einbog, wäre sie fast mit Robin zusammengestoßen, der dort mit verschränkten Armen an einer Gartenmauer auf sie wartete.
    »Sie haben eine sehr niedrige Meinung von mir, wenn Sie glauben, mir so leicht entwischen zu können«, meinte er grinsend und packte ihre Handgelenke mit eisernem Griff.
    Maxie funkelte ihn zornig an und glaubte erstmals, daß dieser Mann tatsächlich vorhatte, sie bis nach London zu begleiten.
    Aber Maxie weigerte sich, jede Hoffnung fahren zu lassen, ihm irgendwann doch noch entkommen zu können. »Also gut, Mister Andreville«, erwiderte sie kühl.
    »Ich finde mich mit Ihrer offenbar unvermeidlichen Begleitung ab – zumindest für den Moment. Aber denken Sie daran, Ihre Hände bei sich zu behalten, sonst trenne ich sie Ihnen an den Handgelenken ab.«
    »Eher könnte ich einen Tiger zähmen. Sie gehören zu den zwei bemerkenswertesten Frauen, die ich je kennengelernt habe«, fügte er versonnen hinzu und gab ihre Handgelenke frei.
    »Und wer ist die andere?« Als die Frage heraus war, hätte sich Maxie am liebsten auf die Zunge gebissen.
    Er lächelte. »Eine alte Freundin von mir. Sie würde Ihnen gefallen.«
    »Das bezweifle ich.« Maxie drehte sich um und lief die Straße hinunter. In etwa einer Stunde würde es dunkel werden, aber bis dahin konnten sie noch eine beträchtliche Strecke hinter sich bringen. »Ich hoffe nur, Ihr
    pseudoaristokratisches Ich wird es verwinden, unter einer Hecke schlafen zu müssen, wenn wir keine Scheune finden.«
    »Es gibt schlimmere Schlafstellen als eine Hecke«, antwortete er und fiel in ihren Schritt.
    »Fast jede Gefängniszelle beispielsweise.«
    »Waren Sie schon in vielen Gefängnissen?« Sie nahm es an und hoffte, daß er lediglich wegen Streunerei hinter Gitter gekommen war, obwohl er sich vermutlich weit größerer Vergehen schuldig gemacht hatte.
    »In einigen«, gestand er ein. »Das angenehmste traf ich in Frankreich an, mit annehmbaren Mahlzeiten, gutem Wein und einem Herzog als Gesellschaft.«
    »Klingt fast verlockend. Und welches war das schlimmste?«
    Er dachte nach. »Vermutlich das Gefängnis von Konstantinopel. Ich spreche nicht Türkisch und kannte nicht einmal die örtlichen Wettspiele. Eine höchst bedauerliche Situation. Aber immerhin habe ich dort diesen überaus interessanten Chinesen kennengelernt…«
    Sie kamen inzwischen durch ein verlassenes Moorgelände. Mit wohltönender Tenorstimme erzählte Robin eine empörend unwahrscheinliche, aber erheiternde! Geschichte von Intrige und Flucht. Er war ganz unbestreitbar ein Halunke.
    Aber wenn er mit ihr sprach,! konnte Maxie vorübergehend die Trauer um ihren Vater vergessen.

Kapitel 4
    KURZ VOR SONNENUNTERGANG trafen sie auf eine Zigeunerfamilie. Die Kesselflicker waren auf dem Weg nach Norden. Robin winkte und rief ihnen etwas in einer Sprache zu, die Maxie noch nie gehört hatte.
    »Sie sprechen Zigeunerisch?« fragte sie überrascht.
    »Die Sprache heißt Romani, und ich kann nur ein paar Worte.« Um seine Mundwinkel zuckte es.
    »Aber ich möchte ihnen ein paar Dinge abkaufen, und wenn man die Leute in ihrer Sprache anredet, betrügen sie einen nicht allzu eklatant.«
    Der Planwagen hielt und der Kutscher stieg vom Bock. Obwohl Robin das Licht seiner Sprachkenntnisse gerade unter den Scheffel gestellt hatte, unterhielt er sich nun sehr fließend.
    Beide Männer redeten höchst gestenreich auf einander ein. Trotz seiner blonden Haare wirkte ihr Begleiter ausgesprochen unenglisch.
    Mehrere Kinder kletterten aus dem Planwagen, gefolgt von einer gutaussehenden, farbenfroh gekleideten Frau mit einem Kleinkind auf der Hüfte. Sie kam zu Maxie geschlendert und sagte zu ihr etwas in Romani.
    Maxie schüttelte den Kopf. »Tut mir leid, aber ich spreche Ihre Sprache nicht.«
    »Nein?« Die Frau neigte den Kopf zur Seite. »Und ich dachte, Sie wären eine didikois, eine halbe Roma, und daß Sie den Giorgio unsere Sprache gelehrt hätten.«
    »Nein, ich komme aus Amerika.«

    Die Augen der Frau wurden ganz groß. »Haben Sie je einen dieser blutrünstigen Indianer zu Gesicht bekommen?«
    Seit ihrer Ankunft in England hatte Maxie derart unsinnige Fragen zur Genüge gehört. »Ich bin einer! dieser blutrünstigen Indianer, Madam«, erwiderte sie trocken. »Genau wie Sie eine
    ›diebische Zigeunerin‹ sind.«
    Erst kniff die Frau ihre dunklen Augen zornig zusammen,

Weitere Kostenlose Bücher