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Der Spion und die Lady

Der Spion und die Lady

Titel: Der Spion und die Lady Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Mary Jo Putney
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daß Sie jeden Wolf zu Tode reden könnten«, erwiderte sie leichthin.
    »Gute Nacht.«
    Maxie ging zu ihrem Lager zurück, um das zu nutzen, was von der Nacht noch übrig war. Doch sie konnte lange Zeit nicht wieder einschlafen, obwohl Robin schon bald ruhig und regelmäßig atmete.
    Die Irokesen nahmen Träume sehr ernst, für sie waren es Wünsche der Seele, die erfüllt werden mußten.
    Und Alpträume hatte Maxies Mutter als Verwundungen der Seele bezeichnet, die der Heilung bedurften.
    Bevor sie endlich wieder einschlief, fragte sich Maxie, was Robins Nächte heimsuchte.
    Hätte Desdemona ROSS gewußt, wie schwierig es war, einer Ausreißerin auf die Spur zu kommen, hätte sie diese Aufgabe dem Mann überlassen, den ihr Bruder engagieren wollte. Aber da sie sich nun einmal dazu entschlossen hatte, würde sie um nichts eingestehen, daß sie sich der Herausforderung nicht gewachsen fühlte.

    Dabei hatte es so ausgesehen, als wäre alles nur eine Frage der Logik. Desdemona berechnete, welche Strecke ein zügiger Wanderer seit dem Zeitpunkt zurückgelegt haben konnte, zu dem Maxima verschwunden war. Dann wählte sie die drei wahrscheinlichsten Routen aus und stellte in Schenken und Poststationen Nachforschungen an.
    Sie fragte nach einem jungen Burschen, da sie davon ausging, daß ihre Nichte genug Verstand besaß, nicht in Frauenkleidern zu reisen.
    Ihre Erkundungen ergaben entweder zu viele Beobachtungen junger Burschen oder gar keine –
    auf jeden Fall nichts Nützliches. Nach drei Tagen erfolgloser Suche hatte Desdemona die Angelegenheit gründlich leid. Nur ihre beträchtliche Sturheit hielt sie vom Aufgeben ab.
    Sie befand sich bereits mitten in Yorkshire, als ihr in einem Wirtshaus namens Kind Richard das Glück plötzlich hold war. Es war Mittagszeit, und die Einheimischen sprachen dem Ale zu, als Desdemona eintrat. Entschlossen marschierte sie auf die Frau hinter dem Tresen zu. »Sie werden entschuldigen, Madam. Aber ich bin auf der Suche nach meinem jungen Neffen. Der Junge ist aus der Schule fortgelaufen. Durchaus möglich, daß er hier vorbeigekommen ist.«
    »Aye?« machte die Wirtin höchst desinteressiert.
    Desdemona ROSS hob die Hand. »Ungefähr so groß, ziemlich dunkler Teint. Er trägt vermutlich einen Hut, um sein Gesicht zu verbergen, und ist so gekleidet, daß er möglichst nicht auffällt.«
    »So ein Bursche war neulich hier.« Die Antwort kam nicht von der Wirtin, sondern von einer zahnlosen Alten an einem der Tische. Die Greisin kam mühsam auf die Füße und auf Desdemona zu. »Aber er hatte einen Freund dabei.«
    »Oh?« äußerte Desdemona ermunternd.
    Eine andere Frau gesellte sich zu ihnen, eine stämmige Frau mit Tonpfeife. »Aye, wenn das Euer Neffe war, braucht Ihr Euch keine Sorgen zu machen. Lord Robert Andreville war bei ihm.
    Vielleicht kennt Ihr Seine Lordschaft, der Adel ist ja irgendwie immer miteinander versippt. Lord Robert muß den Burschen erkannt und zu Euch zurückgeschickt haben.«
    Die Alte widersprach. »Der Gent sagte, er sei nicht Lord Robert.«
    »Auf meine Augen kann ich mich verlassen, Granny. Das war Lord Robert, ganz gleich, was er behauptet«, beharrte die Pfeifenraucherin. »Kurz vor Weihnachten habe ich ihn in York gesehen.
    Dieser blonde Schopf kann keinem anderen gehören.«
    Bevor die Alte wieder Einwände erheben konnte, fragte Desdemona: »Und was ist geschehen?«
    »Der junge Bursche und Seine Lordschaft haben einen Happen gegessen«, trug die Wirtin, nun sehr viel interessierter, zur Debatte bei. »Saßen da in der Ecke. Deshalb hat niemand Lord Robert erkannt. Nach dem Essen ist der Bursche zur Hintertür hinaus.«
    »Aye, wollte wieder entwischen«, sagte die Pfeifenraucherin. »Deshalb nehme ich ja an, daß es sich um den’ Burschen handelt, den Ihr sucht.
    Seine Lordschaft ist ihm nachgelaufen und hat Euren Neffen dazu gebracht, mit ihm zu gehen.«
    Desdemona runzelte die Stirn. »Wollen Sie damit sagen, er hätte ihn gezwungen?«

    Die andere Frau nickte. »Hat den Burschen bei den Handgelenken gepackt und zum Dorf hinausgeführt. Sicher hat irgendwo eine Kutsche gewartet. Kann mir nicht vorstellen, daß ein Lord weit zu Fuß geht.«
    Desdemona hatte von den Andrevilles natürlich gehört und wußte auch, daß sich ihr Familiensitz irgendwo in der Nähe befand. Aber keiner von ihnen konnte Maxima kennen, die sich erst seit wenigen Monaten in England aufhielt. Es war mehr als unwahrscheinlich, daß jemand von ihnen das Mädchen als

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