Der Splitter Im Auge Gottes
harmlose Felder, nur das Gebäude mit der verspiegelten Oberfläche … immer wieder wanderte sein Blick hin. Schließlich stand er auf, um das Tor zu untersuchen.
Es war gut zehn Meter hoch. Für Whitbread eindrucksvoll groß, für ein Split gewaltig.
Aber ließen sich Splits von Größe beeindrucken? Whitbread glaubte es nicht recht.
Dieses Tor musste aus praktischen Gründen so groß sein – aber was war zehn Meter hoch? Eine riesige Maschine? Nicht das leiseste Geräusch war zu vernehmen, als er das Außenmikrofon seines Helms an die glatte Metallfläche hielt.
An der einen Wand der Türnische entdeckte er eine Art Klappe, von einer starken Scharnierfeder gehalten. Unter der Klappe war etwas, das wie ein Kombinationsschloss aussah. Und das war auch schon alles – nur, dachte er, erwarteten die Splits, dass eins der Ihren ein solches Rätsel auf den ersten Blick löste. Ein Schlüsselschloss wäre gleichbedeutend mit einer Tafel KEIN ZUTRITT gewesen. Das hier war etwas anderes.
Sicherlich sollte es irgend jemanden fernhalten – aber wen? Braune? Weiße? Arbeiter oder die nichtintelligenten Klassen? Vielleicht alle bis auf bestimmte Individuen. Ein Kombinationsschloss war eine Art Mitteilung, ein Zeichen.
Nun kam Potter herangekeucht, in seinem Helm fast vor Schweiß erstickend, die halbgeleerte Wasserflasche am Gürtel. Er schaltete sein Helmmikrofon auf einen kleinen Lautsprecher um und das Funkgerät ab. »Wollte immer mal die Alpha-Luft ausprobieren«, sagte er. »Na, jetzt weiß ich, wie sie ist. Was hast du denn da entdeckt?«
Whitbread zeigte es ihm. Er schaltete sein Mikrofon ebenfalls um. Es musste ja nicht die ganze Umgebung mithören können, was sie redeten.
»Hm. Ich wünschte, Dr. Buckman war da. Das sind Split-Ziffern – ah, und eine schematische Darstellung des Splitter-Systems, mit der Ziffernscheibe anstelle des Splitters. Warte mal …«
Whitbread beobachtete seinen Freund fasziniert. Potter starrte die Drehscheibe nachdenklich an, schürzte die Lippen und sagte schließlich: »Also, der Gasriese ist 3,27 mal so weit vom Splitter entfernt wie Alpha. Hmmm.« Er langte in seine Hemdtasche und holte den Mini-Computer hervor, der zu ihm gehörte wie seine rechte Hand. »Mal sehen … drei Komma acht acht im Zwölfersystem. Aber in welche Richtung dreht man die Ziffernscheibe?«
»Die Kombination könnte auch das Geburtsdatum von jemandem sein«, meinte Whitbread. Er war froh, dass Gavin Potter hier war. Er war froh, dass überhaupt ein menschliches Wesen in seiner Nähe war. Was der Neuschotte aber mit diesem Nummernschloss anstellte, war irgendwie … beunruhigend. Links, rechts, links, rechts – Gavin Potter stellte der Reihe nach die Ziffern ein.
»Ich glaube, Horst hat uns bezüglich dieses Gebäudes etwas befohlen«, sagte Whitbread zögernd. Er fühlte sich nicht recht wohl in seiner Haut.
»›Geh lieber nicht ran‹ – das ist wohl kaum ein Befehl, oder? Wir sind schließlich hergekommen, um möglichst viel über die Splits zu erfahren.«
»Nun …« Auf jeden Fall war es ein interessantes Rätsel. »Versuch’s noch mal links«, schlug Whitbread vor. »Halt jetzt.« Whitbread drückte auf das Symbol, das Splitter Alpha darstellte. Es schnappte mit einem Klicken ein. »Dreh weiter nach links.«
»Klar. Auf den astronomischen Karten der Splits drehen die Planeten sich immer im Gegenuhrzeigersinn.«
Nach der dritten eingestellten Ziffer begann das Tor in die Höhe zu gleiten. »Es klappt!« rief Whitbread begeistert.
Das Tor schob sich etwa anderthalb Meter hoch und blieb dann stehen. Potter warf Whitbread einen unbehaglichen Blick zu und. fragte: »Was jetzt?«
»Mach keinen Blödsinn.«
»Naja, wir haben unsere Anweisungen«, sagte Potter langsam. Sie setzten sich zwischen die Pflanzen und schauten einander an. Dann schauten sie zur Kuppel. Es war hell drinnen, und sie konnten unter der Torkante leicht hineinsehen. Im Innern des Kuppelbaus waren Gebäude …
Staley war etwa drei Stunden unterwegs, als er das Flugzeug bemerkte. Es flog recht hoch und schnell; er winkte hinauf, obwohl er nicht erwartete, gesehen zu werden. Das war auch nicht der Fall, und er setzte nachdenklich seinen Weg fort.
Schließlich kam das Flugzeug wieder in Sicht. Es war hinter ihm, flog viel tiefer, und hatte, soviel er sehen konnte, breitere Flügel als vorhin. Es ging noch tiefer und verschwand zwischen den sanft gewellten Hügeln, in denen er gelandet war. Staley zuckte die Achseln.
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