Der Splitter Im Auge Gottes
Reaktion zur Luftschleuse führen.
»Sie brauchen keine Angst zu haben. Ich kann nicht Ihre Gedanken lesen«, hatte das Split gesagt und seine Gedanken gelesen. Auf vielen wiederentdeckten Welten des Ersten Imperiums kursierten Gerüchte über gedankenlesende Wesen, aber, Allah sei Dank, man war nie auf eins gestoßen. Diese Kreatur — fremdartig wie kein anderes Wesen und intelligent — leugnete ein solches Talent ab. Die Berührung des Split war nicht unangenehm, obwohl Menschen aus Burys Kulturkreis es Hassten, berührt zu werden. Er hatte jedoch schon so viele fremdartige Bräuche und fremdartige Rassen kennengelernt, daß ihn die Vorurteile seiner Jugend längst nicht mehr belasteten.
Dieses Split allerdings — Bury wusste von keinem anderen Fjunch(klick), das sich so verhielt. Die anderen Splits duzten ihre menschlichen Partner von Anfang an und passten sich ihnen mit beunruhigendem Einfühlungsvermögen an. Wollte sein Fjunch(klick) ihn in Sicherheit wiegen? Sollte er sich undurchschaubar und überlegen vorkommen?
Ohne die Hoffnung auf Profit hätte ihn nichts auf diese Welt locken können — Profit ohne Grenzen, einfach dadurch, daß er sich umsah. Selbst die Terraformung der neukaledonischen Welten durch das Erste Imperium hatte nicht annähernd die industrielle Kapazität erfordert wie der Transport der Asteroiden in die Trojanischen Punkte von Splitter Beta.
»Ein geeignetes Handelsprodukt«, sagte das Split gerade, »sollte nicht zu umfangreich oder schwer sein. Wir werden sicher Gegenstände finden, die bei uns Mangelware und im Imperium überreich vorhanden sind, umgekehrt natürlich auch. Ihr Besuch wird für beide Seiten sehr wertvoll werden ...«
Sie erreichten die anderen, die bereits in der Luftschleuse waren. Große, durchsichtige Scheiben boten Ausblick auf den Flughafen. »Verdammte Angeber«, bemerkte Renner ungnädig zu Bury. Auf den fragenden Blick des Handelsmagnaten zeigte Renner hinaus. »Rundherum verbautes Gebiet, und nicht ein Meter Sicherheitsspielraum.«
Bury nickte. Das kleine Flugfeld war von Wolkenkratzern eingekreist, wuchtigen Riesenbauten, die einer am anderen standen. Nur an einer Stelle zog sich ein Grüngürtel durch die Stadt nach Osten. Wenn eine Raumfähre oder ein Flugzeug abstürzte, würde das eine Katastrophe bedeuten — aber die Splits bauten keine Flugzeuge, die abstürzten.
Außen an der Luftschleuse warteten drei Bodenwagen mit geschlossener Kabine, zwei für die Passagiere, einer für das Gepäck. Die für Menschen gebauten Sitze nahmen zwei Drittel der Kabine ein. Bury nickte nachdenklich. Den Splits machte es offensichtlich nichts aus, wenig Platz zu haben. Kaum saßen alle, fuhren die Lenker, allesamt Braune, ohne merklichen Ruck los. Die Fahrzeuge liefen geräuschlos und flott.
Wie bei ähnlichen Wagen auf Imperiumswelten saßen die Motoren an den Naben der großen Ballonreifen.
Auf allen Seiten ragten mächtige, häßliche Gebäude empor und verdeckten den Himmel. Die mattschwarzen Straßen waren breit, aber mehr als ausgelastet, und die Split fuhren wie die Irren. Winzige Autos schössen mit wenigen Zentimetern Abstand aneinander vorbei, und etwas wie Ausweichregeln schien es nicht zu geben. Dieser rege Verkehr war natürlich nicht lautlos. Ein gleichförmiges, tiefes Summen lag über den Straßen, wohl das Geräusch von den Hunderten kleinen Motoren, und hin und wieder wurde schrilles Geplapper vernehmbar, das vielleicht Schimpfen oder Fluchen sein mochte.
Als die Menschen sich an den Verkehr gewöhnt hatten und nicht mehr bei jedem um Haaresbreite vermiedenen Zusammenstoß entsetzt die Augen schlössen, bemerkten sie, daß die anderen Fahrer ebenfalls alle Braune waren. Die meisten Wagen hatten einen Fahrgast, manchmal war es ein braunweißes Split, manchmal ein reinweißes. Die Weißen waren größer als die Braun-Weißen, und ihr Pelz sah sehr gepflegt und weich aus — und sie waren es, die schimpften, während ihre Chauffeure schweigend weiterfuhren.
Wissenschaftsminister Horvath drehte sich zu den Menschen in der Sitzreihe hinter ihm um. »Ich hatte einen guten Ausblick auf die Gebäude, als wir landeten — jedes einzelne hat einen Dachgarten. Nun, Mr. Renner, sind Sie froh, daß Sie mitgekommen sind? Wir haben wohl einen Flottenoffizier erwartet, aber Sie eigentlich nicht.«
»Ich war anscheinend der Geeignetste«, sagte Renner, »oder, wie der Kapitän sich ausdrückte, der entbehrlichste Offizier an Bord. Man wird mich wohl in der
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