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Der Splitter Im Auge Gottes

Titel: Der Splitter Im Auge Gottes Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Larry Niven , Jerry Pournelle
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Geist, manchmal, wenn er nur an die Splits dachte, und immer des Nachts, wenn er zu schlafen versuchte. Er hatte Alpträume von einem Raumanzug, der von hinten auf ihn zukam. Dreiwinzige Augenpaare glitzerten hinter der Helmplatte. Manchmal löste sich der Traum in einer Wolke von spinnengliedrigen, um sich schlagenden Wesen auf, die im Vakuum erstickten, einen abgetrennten Menschenkopf im Tode umtanzend. Dann konnte Bury endlich schlafen. Manchmal aber versuchte Bury vergeblich, den Wachen der Lenin eine Warnung zuzuschreien, und die Gestalt betrat ungehindert das Kriegsschiff. Dann wachte Bury in kalten Schweiß gebadet auf. Er musste die Ekaterinas warnen.
    Sie hörten ihn an, aber sie glaubten ihm nicht. Bury fühlte es. Sie hatten ihn schreien gehört, bevor er an Bord kam, und sie hörten Schreie in der Nacht: sie hielten ihn für ein bisschen verrückt.
    Mehr als einmal dankte Bury Allah für Buckman. Der Astrophysiker war gewiss ein Sonderling, aber Bury konnte mit ihm reden. Anfangs hatte die Infanterie->Ehrenwache< vor Burys Tür Buckman etwas verwirrt, aber bald kümmerte sich der Wissenschaftler nicht mehr darum, wie er sich um die meisten unerklärlichen Handlungen seiner Mitmenschen nicht kümmerte. Buckman hatte sich die Forschungsarbeiten der Splits über Murchesons Auge und den Kohlensack angesehen. »Gute Arbeit! Ein paar Dinge werde ich wohl selber noch überprüfen müssen, denn manche ihrer Annahmen kommen mir etwas zweifelhaft vor... Dass dieser verdammte Kutuzov mich nicht die Teleskope der Lenin benutzen lässt!«
    »Buckman, ist es möglich, daß die Splits intelligenter sind als wir?«
    »Nun, die, mit denen ich zu tun hatte, sind gewiss heller als die meisten Leute, die ich kenne. Zum Beispiel mein Schwager... Aber Sie meinten, im Durchschnitt, nicht wahr?«
    Buckman kratzte sich nachdenklich am Kinn. »Sie könnten gescheiter sein als ich. In mancher Hinsicht haben sie verdammt gute Arbeit geleistet. Aber sie haben einen engeren Horizont, als ihnen klar ist. In Millionen Jahren haben sie es nur dazu gebracht, zwei Sterne aus geringerer Entfernung zu untersuchen.«
    Buckmans Definition von Intelligenz war ziemlich subjektiv. Bury gab es sehr bald auf, Buckman vor einer Bedrohung durch die Splits zu warnen. Buckman hielt Bury ebenfalls für verrückt — aber Buckman hielt eigentlich jedermann für verrückt.
    Allah sei Dank für Buckman.
    Die anderen zivilen Wissenschaftler waren zwar recht freundlich, aber mit Ausnahme von Buckman wollten sie nur eins von Bury: eine Analyse der Handelsmöglichkeiten mit den Splits. Bury konnte ihnen eine solche in sechs Worten liefern: Vernichtet sie, bevor sie uns vernichten! Sogar Kutuzov fand diesen Standpunkt voreilig.
    Der Admiral hörte ihn höflich genug an, und Bury glaubte, ihn überzeugt zu haben, daß die Split-Botschafter zurückgelassen werden mussten, daß nur leichtsinnige Narren wie Horvath den Feind an Bord des einzigen Schiffes lassen würden, das das Imperium vor der Gefahr warnen konnte. Sicher war er sich dessen nicht.
    Das alles gab Bury mehr als genug Gelegenheit, sich in Geduld zu üben. Wenn er je die Beherrschung verlor, dann wusste nur Nabil davon, und Nabil war durch nichts mehr zu überraschen.

44. Kriegsrat
    In der Hauptmesse der Lenin hing ein Bild des Kaisers. Leonidas IX. blickte den langen Stahltisch entlang; rechts und links seines Bildes waren kaiserliche Fahnen und Schlachtbanner angeordnet. Gemälde von Flottengefechten aus der Geschichte des Ersten und Zweiten Imperiums schmückten die anderen Wände, und in einer Ecke brannte eine Kerze vor einer Ikone der heiligen Katharina. Sie war sogar mit einem eigenen Ventilationssystem versehen, um auch bei Schwerelosigkeit zu brennen.
    David Hardy musste immer über diese Ikone lächeln. Ein solches Heiligenbild in einem Schiff dieses Namens war eine amüsante Kombination; er vermutete, daß Kutuzov entweder nichts über die Geschichte des Kommunismus wusste — schließlich war das ja ziemlich lange her — oder daß seine Begeisterung für alles Russische sich darüber hinwegsetzte. Vermutlich traf ersteres zu, denn für die meisten Bürger des Imperiums war Lenin der Name eines Helden der Vergangenheit, eines nahezu legendären Mannes, über den man nichts Genaueres wusste. Es gab eine ganze Reihe solcher Namen: Cäsar, Iwan der Schreckliche, Napoleon, Churchill, Stalin, Washington, Jefferson, Trotzki — Männer, die mehr oder weniger als Zeitgenossen betrachtet wurden

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