Der Splitter Im Auge Gottes
(außer von gut ausgebildeten Historikern). Die Geschichte des präatomaren Zeitalters scheint zusammenzuschrumpfen, wenn man sie aus genügender zeitlicher Entfernung betrachtet.
Nach und nach füllte sich der Messeraum, als Wissenschaftler und Offiziere eintrafen und ihre Plätze einnahmen. Die Infanterieposten hielten zwei Sitze frei, den am oberen Ende des Tisches und den Platz unmittelbar rechts davon, auf den sich Horvath niederlassen wollte. Der Wissenschaftsminister zuckte die Achseln, als der Posten mit einem Schwall Russisch protestierte, und ging zum anderen Ende, wo er sich den Platz eines Biologen aneignete und dann noch einen Wissenschaftler von dem Platz zu seiner Rechten verscheuchte, um David Hardy diesen Sitz anzubieten. Wenn der Admiral sich mit Prestigespielchen abgeben wollte, mochte er das ruhig tun, aber Anthony Horvath verstand auch einiges davon.
Er beobachtete die anderen beim Hereinkommen. Cargill, Sinclair und Renner trafen zugleich ein. Dann kamen Sally Fowler und Kapitän Blaine — seltsam, fand Horvath, daß Blaine jetzt einen Raum ohne jedes Zeremoniell betreten konnte. Ein Infanterist wies ihnen die Sitze links vom Ehrenplatz an, aber Rod und Sally setzten sich an die Mitte des Tisches. Er kann es sich leisten, dachte Horvath. Er hat seine Stellung geerbt.
Nun, das wird mein Sohn auch. Meine Arbeit bei dieser Expedition sollte ausreichen, daß mein Name auf die nächste Ehrungsliste gesetzt wird ...
»Achtung!«
Die Offiziere erhoben sich, die meisten Wissenschaftler ebenfalls. Horvath überlegte es sich kurz und stand dann auch auf. Er blickte zur Tür und erwartete den Admiral zu sehen, aber Kapitän Michailov trat allein ein. Also müssen wir diesen Zirkus zweimal mitmachen, dachte Horvath.
Der Admiral spielte jedoch allen einen Streich. Er kam herein, als Michailov eben seinen Sitz erreichte, und murmelte: »Weitermachen, meine Herren«, was der Infanterieordonnanz keine Zeit ließ, ihn anzukündigen. Wenn jemand die Absicht hatte, Kutuzov zu brüskieren, dann musste er sich dazu eine andere Gelegenheit suchen.
»Commander Borman wird einen Abschnitt der Expeditionsbefehle verlesen«, verkündete Kutuzov eisig.
»>Abschnitt Zwölf. Kriegsrat. Absatz Eins. Der kommandierende Vizeadmiral wird die Ratschläge des wissenschaftlichen Stabes und der höheren Offiziere der MacArthur einziehen, außer wenn eine solche Verzögerung nach Ansicht des Admirals, und zwar allein seiner Ansicht, die Sicherheit des Schlachtschiffes Lenin gefährden könnte.
Absatz Zwei. Wenn der ranghöchste Wissenschaftler der Expedition nicht mit dem kommandierenden Vizeadmiral übereinstimmt, hat er das Recht, einen formellen Kriegsrat zu verlangen, um dem Admiral eine Entscheidungshilfe zu bieten. Der ranghöchste Wissenschaftler kann ...<«
»Das genügt, Commander Borman«, sagte Kutuzov. »In Übereinstimmung mit diesem Befehl und auf formelles Ansuchen von Wissenschaftsminister Horvath ist dieser Kriegsrat zusammengetreten, um in bezug auf die fremden Intelligenzen, die um Transport in das Imperium ersuchen, seine Ratschläge zu formulieren, die als Entscheidungshilfe herangezogen werden. Die Verhandlung wird aufgezeichnet.
Minister Horvath, Sie können beginnen.«
Auweh, dachte Sally. Das ist eine Atmosphäre hier wie während des Hochamts in der Kapelle von St. Peter in Neurom. Diese Förmlichkeit muss ja jeden, der nicht Kutuzovs Meinung ist, einschüchtern.
»Danke, Admiral«, sagte Horvath höflich. »Angesichts dessen, daß dies eine lange Sitzung werden kann — schließlich, Sir, wollen wir über die vielleicht wichtigste Entscheidung beraten, die wir je treffen werden —, möchte ich vorschlagen, Erfrischungen bereitzustellen. Könnten Ihre Leute uns wohl Kaffee bringen, Kapitän Michailov?«
Kutuzov runzelte die Stirn, fand jedoch keinen Grund, die Bitte abzulehnen.
Die frostige Atmosphäre in der Messe wurde dadurch merklich gemildert. Als Stewards hin und her eilten, und sich der Duft von Kaffee und Tee auszubreiten begann, schmolz ein Gutteil der kalten Förmlichkeit dahin, wie Horvath vorausgesehen hatte.
»Ich danke Ihnen«, sagte Horvath mit strahlendem Lächeln. »Also. Wie Sie wissen, haben die Splits uns ersucht, drei Botschafter in das Imperium zu bringen. Die Botschafter werden, so sagte man mir, jede Vollmacht haben, die Zivilisation des Splitters zu vertreten, Freundschaftsverträge und Handelsabkommen zu unterzeichnen, wissenschaftliche Zusammenarbeit einzuleiten
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