Der Splitter Im Auge Gottes
so sehr wie dich. Ich hab mein ganzes Leben Befehlen gehorchen müssen.«
»Das ist aber das erste Mal, daß dir befohlen wurde, jemanden zu heiraten, möchte ich annehmen.«
»Hmja. Aber wir haben beide doch etwas Ähnliches erwartet, nicht? Vom politischen Standpunkt, aus der Sicht des Imperiums ist unsere Heirat eine zu wichtige Verbindung, als daß man darauf verzichten könnte. Wir haben all die Privilegien, die Güter, die Titel mitbekommen, und jetzt wird uns die Rechnung präsentiert. Pures Glück, daß wir einander lieben, denn es wäre auf jeden Fall unsere Pflicht gegenüber ...«
»Gegenüber wem?« wollte sie wissen.
Rod grinste hilflos. Der Gedanke war einfach unwiderstehlich komisch. »Kevin Renner.
Das Imperium besteht zu dem Zweck, es Leuten wie Renner einfacher zu machen, das Universum kennenzulernen. Wir schulden es Renner sozusagen, für den Fortbestand des Imperiums zu sorgen.«
Sie war betroffen. »Denkt er wirklich so? Mein Gott, ja! Er hat mich in deine Kabine beordert!«
»Was? Er hat was?«
Sie kicherte. »Ist doch verrückt. Sollen wir ihn um Erlaubnis fragen? Ich wüsste zu gerne, was für ein Gesicht er macht. Aber laß mich das erst mal zu Ende lesen, Rod.«
ABSATZ HABE VOLLMACHT ÜBRIGE MITGLIEDER DERKOMMISSION ZU
ERNENNEN STOP ERWARTE EURE HILFE STOP JEDER IM UMKREIS VON
FÜNFZIG PARSEK MÖCHTE IN DIE KOMMISSION STOP KANNS IHNEN NICHT
VERDENKEN ANGESICHTS AUTORITÄT DIE SEINE MAJESTÄT UNS ZUGEBILLIGT
HAT STOP EURE ERSTE AUFGABE IST MIR BEI KOMPLETTIERUNG VON
KOMMISSION ZU HELFEN STOP ZWEITE WIRD SEIN INFORMATIONSMATERIAL
UND LISTE VON ZEUGEN VORZUBEREITEN STOP ABSATZ ADMIRAL KUTUZOV
HAT ORDER SIE AN BORD VON NACHRICHTENBOOT ZU BRINGEN ZWECKS
SCHNELLSTMÖGLICHER RÜCKKEHR NACH NEUSCHOTTLAND STOP BRINGEN
SIE SALLY MIT WENN SIE UND ARZT ES FÜR RICHTIG HALTEN STOP ADMIRAL
WIRD VERANTWORTUNG FÜR HORACE BURY ÜBERNEHMEN STOP HOFFE AUF
BALDIGES WIEDERSEHEN STOP GEBEN SIE SALLY EINEN KUSS VON MIR STOP
GRÜSSE BENJAMIN BRICHT FOWLER KOMMA SENATOR KLAMMER
LORDVORSITZENDER DER KAISERLICHEN SONDERKOMMISSION UND
BEVOLLMÄCHTIGTER SEINER MAJESTÄT LEO-NIDASIX KLAMMER ZU ENDE
NACHRICHT ENDEXX »Kann ich mit der Kurierschaluppe mit?« fragte sie. »Das liegt bei dir. Du bist in guter Verfassung. Möchtest du?« »Ja — es gibt eine Unmenge zu erledigen, bevor die Splits eintreffen — Mein Gott, wir müssen für die Splits alles vorbereiten, und dann die Hochzeit — Rod, ist dir klar, eine wie große Sache die Verbindung von Crucis Court und der Fowler-Erbin für eine Provinzhauptstadt sein wird?
Ich werde drei Sekretärinnen brauchen, denn Onkel Ben ist bei so was keine große Hilfe, und wir müssen den Empfang für die Splits arrangieren und — Ach je. Wo waren wir stehen geblieben?«
47. Auf dem Heimweg
Kutuzov und Michailov gaben sich jede erdenkliche Mühe bei der Vorbereitung von Rods und Sallys Abschiedsgesellschaft. Die Köche der Lenin mühten sich den ganzen Tag, ein traditionelles Ekaterina-Bankett fertig zustellen: Dutzende von Gängen, Suppen, Pasteten, Braten, gefüllte Weinblätter aus der Hydroponikabteilung, Hirtenspieße — ein endloser Strom von Gerichten; zwischen den Gängen wurde Wodka in fingerhutgroßen Gläsern serviert. Es war unmöglich, sich während des Essens zu unterhalten, denn kaum war man mit einem Gang fertig, brachten die Stewards der MacArthur den nächsten, oder die Infanteristen der Lenin gaben, um dem Magen eine Ruhepause zu gönnen, Tänze zum besten, die von den russischen Steppen in die Hügellandschaften von St. Ekaterina gebracht und über neunhundert Jahre lang von Folklorefanatikern wie Kutuzov am Leben erhalten worden waren.
Schließlich empfahl sich der Tanztrupp, die Stewards räumten ab und brachten Tee und noch mehr Wodka. Der jüngste Kadett der Lenin brachte den Trinkspruch auf den Kaiser aus, und Kapitän Michailov trank auf die Gesundheit des Zarewitsch Alexander, während der Admiral seine sonnigste Miene zur Schau stellte.
»Er kann ganz gemütlich sein, wenn er nicht gerade vor irgend etwas eine Heidenangst hat«, flüsterte Renner Cargill zu. »Hätte nie gedacht, daß ich mal so was sagen würde — Da, jetzt kommt's. Der Zar will selber einen Trinkspruch ausbringen. Wer fehlt denn noch?«
Der Admiral erhob sich und sein Wodkaglas. »Ich möchte meinen Toast noch ein wenig aufschieben«, sagte er etwas unbeholfen. Es war möglich, daß die zahllosen Gläser Wodka ihm zu schaffen machten, aber sicher
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