Der Splitter Im Auge Gottes
war imstande, meine Kabine zu verlassen und hier auf die Brücke zu kommen! Erzählen Sie mir also nicht, wie hilflos ich wäre! Werden Sie mich nun mitkommen lassen, oder ...«
»Oder was?«
»Nichts, natürlich. Ich weiß, daß ich Sie nicht zwingen kann. Bitte, Rod?« Sie zog alle Register, versuchte sogar einen flehenden Augenaufschlag, und das war des Guten zuviel — Rod brach in herzhaftes Gelächter aus.
»Commander Frenzi, Sir«, meldete der Infanterist, der am Brückenzugang Wache hielt.
»Kommen Sie rein, Romeo, kommen Sie rein«, sagte Rod herzlicher, als ihm zumute war. Frenzi war fünfunddreißig, gut zehn Jahre älter als Blaine, und Rod hatte drei Monate unter ihm gedient, die elendste Zeit seiner bisherigen Laufbahn. Der Mann war für den Verwaltungsdienst bestens geeignet, aber ein lausiger Schiffsoffizier.
Frenzi spähte mit vorgerecktem Unterkiefer in den Brückenraum. »Ah, Blaine. Wo ist Kapitän Cziller?«
»Auf New Chicago«, sagte Rod freundlich. »Ich bin jetzt Kommandant der MacArthur .«
Er ließ seinen Sitz herumschwenken, damit Frenzi die vier Streifen an seinen Ärmeln sehen konnte.
Frenzis Gesicht wurde zu einer Maske. Seine Lippen verzogen sich. »Meinen Glückwunsch.« Pause. »Sir.«
»Danke, Romeo. Ich muss mich selber erst daran gewöhnen.«
»Nun, dann werde ich jetzt rausgehen und den Männern sagen, sie brauchten sich mit dem Auftanken nicht beeilen, ja?« meinte Frenzi. Er wandte sich zum Gehen. »Was zum Teufel soll das heißen, nicht beeilen? Ich habe Priorität Doppel-A-Eins. Wollen Sie die Meldung sehen?«
»Ich hab' sie gesehen. Meine Station bekam eine Kopie übermittelt, Blaine — äh, Kapitän. Aber aus der Nachricht geht deutlich hervor, daß Admiral Cranston der Ansicht ist, Cziller sei noch der Kommandant der MacArthur . Ich möchte zu bedenken geben, Sir, daß er wohl kaum diesem Schiff den Auftrag erteilt hätte, ein vermutlich fremdes Raumschiff abzufangen, hätte er gewusst, daß sein Kommandant ein — ein junger Offizier ist, dessen erstes Kommando dies ist.«
Bevor Blaine antworten konnte, sagte Sally: »Ich habe die Nachricht gesehen, Commander, und sie war an die MacArthur , gerichtet, nicht an Cziller. Die Auftankpriorität gilt dem Schiff ...«
Frenzi musterte sie kalt. »Die Lermontov wird für diesen Auftrag ausreichen, denke ich.
Entschuldigen Sie mich, Kapitän, ich muss in die Station zurück.« Er warf Sally noch einen gehässigen Blick zu. »Ich wusste gar nicht, daß wir Frauen in Zivil als Kadetten anheuern.«
»Zufällig bin ich Senator Fowlers Nichte und auf Anweisung der Admiralität an Bord dieses Schiffs, Commander«, erklärte sie eisig. »Ich bin erstaunt über Ihren Mangel an Manieren. In meiner Familie ist man eine solche Behandlung nicht gewöhnt, und ich bin sicher, daß meine Bekannten bei Hof schockiert sein werden über eine derartige Taktlosigkeit von Seiten eines kaiserlichen Offiziers.«
Frenzi lief rot an und blickte nervös um sich. »Ich bitte um Entschuldigung, Mylady.
Seien Sie versichert, daß mir jede Absicht einer Kränkung fern lag ... ich war einfach nicht gefasst, wir bekommen nicht oft Damen an Bord von Kriegsschiffen zu sehen, gewiss nicht so junge und hübsche Damen wie Sie, und bitte tragen Sie mir nichts nach ...« Er stotterte immer noch Entschuldigungen, als er sich von der Brücke zurückzog. »Und warum haben Sie ihm nicht die Meinung sagen können?« erkundigte sich Sally.
Rod grinste sie an, sprang dann hastig auf. »Er wird Cranston verständigen, daß ich hier das Kommando habe! Uns bleiben — mal sehen, ungefähr eine Stunde, bis die Nachricht Neuschottland erreicht, noch eine bis die Antwort hier sein kann.« Rod schlug auf die Tasten der Sprechanlage. »An alle Mann. Hier spricht der Kapitän. Start in einhundert fünfundzwanzig Minuten. Start in einhundertfünfundzwanzig Minuten. Wer nicht rechtzeitig an Bord ist, wird zurückgelassen.«
»So ist's richtig«, rief Sally begeistert. »Soll er doch seine Meldungen abschicken.«
Während Blaine sich umdrehte, um seine Besatzung zur Eile anzutreiben, fand Sally es am klügsten, sich unsichtbar zu machen, und verschwand in ihre Kabine.
Rod hatte noch einen Sprechfunkanruf zu erledigen. »Commander Sinclair!
Verständigen Sie mich sofort, wenn es irgendwelche Verzögerungen bei Ihnen draußen gibt.« Wenn Frenzi ihm mit Verschleppungstaktiken kam, konnte Blaine, wenn er es darauf anlegte, ihn vielleicht erschießen lassen. Versuchen
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