Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Stachel des Skorpions

Der Stachel des Skorpions

Titel: Der Stachel des Skorpions Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jason Hardy
Vom Netzwerk:
jemanden losschicken, das zu erledigen. Ich werde es mir für den nächsten Besuch vormerken, hoffentlich erst in vier Jahren.
    Seine Bemühungen zeigten Erfolg. Er betrachtete sein Spiegelbild und stellte fest, dass er fast normal aussah. Bis auf die Augen. Die verrieten seine Übermüdung.
    Vielleicht half etwas frische Luft dagegen.
    Das grelle Sonnenlicht nahm ihm fast die Sicht, und der Wind schnitt durch den Stoff seiner Uniform, sobald er ins Freie trat. Es war unangenehm kalt, aber wunderschön, und Jonah hatte nur einen Gedanken: Wenn er seine Sache richtig machte, würde Senator Mallowes diesen Anblick auf Jahre hinaus nicht mehr genießen können.
    Nur sieben Personen in ganz Genf wussten, dass Mallowes verhaftet worden war, und eine davon, Agnes, befand sich in der Zelle neben ihm . Die anderen waren Jonah, Heather, Burton Horn, Gareth Sinclair und die beiden Wachen, die jeder vor einem Schalter saßen, der einen Stromstoß durch den Metallkragen um Mallowes' Hals schicken konnte. Sie hatten zwar strenge Anweisung, das Gerät nur im Falle eines Ausbruchsversuchs zu benutzen, aber irgendwie hätte es Jonah eigentlich nicht gestört, falls sie diesen Befehl vergaßen.
    Augenblicklich wies er sich selbst zurecht. Das war ein Mallowes-Gedanke gewesen.
    Auf dem Platz vor dem Gebäude versammelten sich bereits die Demonstranten. Zumindest momentan wirkte die Kundgebung geordnet. Wenigstens die
    Demonstranten in den vorderen Reihen standen ordentlich aufgereiht und waren ziemlich leise. Sie hielten Transparente und Plakate in die Höhe, teils selbst gemacht, teils professionell gedruckt. >Capel-laner gehören unterdrück< stand auf einem, >Keine Clans auf Terra< auf einem anderen, >Exarch David McKinnon< auf einem dritten.
    Jonah studierte die Schilder sorgfaltig und hoffte, dass ihm eines von ihnen endlich sagte, wie er abstimmen sollte. Doch er fand keines sonderlich überzeugend. Offenbar wurde die Wirkung von Transparenten überschätzt.
    »Paladin Levin!«
    Die Stimme von jenseits der Menge erreichte ihn mit unnatürlicher Klarheit und Präzision. Jonah suchte nach ihrem Ursprung und sah eine Trividreporterin auf sich zu rennen, begleitet von ihrem Kameramann. Er überlegte, ob er sich zurück ins Gebäude flüchten sollte, blieb dann aber doch.
    »Paladin Levin! Können Sie uns einen Hinweis darauf geben, welche Kandidaten ernsthafte Chancen auf das Amt des Exarchen haben?«
    »Ich fürchte, nein. Ich werde mich bei der Wahl von meinem Gewissen leiten lassen, aber mehr weiß ich selbst nicht.«
    »Können Sie uns sagen, wen Sie persönlich unterstützen?«
    »Nein, das kann ich wirklich nicht. Und selbst wenn ich es könnte, ich würde es vermutlich nicht tun. Wir werden die Wahl im Konklave debattieren und nicht über die Medien Erklärungen austauchen. Bei allem Respekt, versteht sich.«
    »Sicher haben Sie einige der Kommentare Anders Kessels über das Gleichgewicht der Kräfte nach dem Dahinscheiden Victor Steiner-Davions gehört?«
    Fast hätte Jonah gelacht. »Nein, ehrlich gesagt habe ich das nicht. Und jetzt müssen Sie mich bitte entschuldigen.«
    Er verschwand im Innern des Gebäudes und die Reporterin sah sich nach einem neuen Opfer um.
    Statt in die oberen Etagen zurückzukehren, ging Jonah hinüber in die Rotunde. Sie war leer, und seine Schritte hallten laut, ein drastischer Kontrast zu dem lauten Gedränge am Eröffnungstag. Heute waren keine Zuschauer und Medienvertreter zugelassen. Die Wahl war eine Angelegenheit allein der Paladine.
    Er ging durch die Rotunde in den Versammlungssaal und fand ihn fast verlassen vor. Durch die riesigen Fenster an der dem Platz des Exarchen gegenüberliegenden Wand strömte das Tageslicht, und er sah hunderte von Demonstranten Sprechchöre rufen, von denen kein Laut hereindrang. Auf ihrer Seite schienen die Fenster eine feste Wand zu bilden.
    Jonah musste ein gutes Stück gehen, bevor er Gesellschaft hatte. Siebzehn Paladine verloren sich in einem für einige hundert Menschen angelegten Saal. Irgendwelche Kommentare verklangen, lange bevor sie Jonahs Ohren erreichten.
    Nein, verbesserte er sich. Keine siebzehn. Ein schneller Blick durch die Reihe zeigte ihm, dass Heather GioAvanti fehlte.
    Er bemerkte David McKinnons große, grauhaarige Gestalt bei den Schreibtischen der Paladine, die im Halbkreis vor dem Podium des Exarchen aufgestellt waren, und entschied, dass es keinen Grund gab, nicht mit McKinnon anzufangen. Der Mann mochte eine Art politisches Fossil

Weitere Kostenlose Bücher