Der Stachel des Skorpions
Terra Präfektur X, Republik der Sphäre
20. Dezember 3134
Heather GioAvanti sah das fünfte Lagerhallendepot in der Sichtprojektion ihrer Spinne, und gleichzeitig meldete der Computer Waffengeräusche.
»Scheint so, dass wir diesmal einen heißen Empfang bekommen«, bemerkte sie über die Befehlsfrequenz des BattleMechs zu Santangelo.
»Bestätigt«, antwortete der dienstältere ihrer beiden Ritter. »Sie haben Scouts und eine Vorhut ausgeschickt, und es sieht ganz danach aus, dass sie mehr Material zusammenziehen, als wir den ganzen Morgen über in die Luft gejagt haben.«
»Wenn es ohnehin verloren ist, wollen Sie es wenigstens noch mal benutzen? Gute Wahl.«
»Wir haben keine Zeit für eine Belagerung«, stellte Santangelo fest. »Nicht, wenn wir die anderen Lager auch noch sprengen wollen. Ich schlage vor, wir halten an und jagen es aus der Entfernung hoch.«
»Der Einsatz von Langstreckenwaffen widerspräche dem >Keine-Verluste<-Teil meiner Einsatzbefehle«, erinnerte ihn Heather.
»Na und? Ein Frontalangriff wird zu brutal.«
Sie waren jetzt näher am Zielgebäude, Heather hatte es auf dem Sichtschirm: eine Zwei-EtagenLagerhalle aus Gussbeton.
»Es bleibt beim Frontalangriff«, erklärte sie. »Hart und sc hn ell.«
»Dann muss jemand vorausgehen, um uns eine Lücke zu verschaffen.«
»Dafür bin ich da.« Heather beschleunigte die weiten Schritte der Spinne und brachte den BattleMech auf über hundert Stundenkilometer.
Die erste MG-Salve erwischte sie überraschend von hinten, als sie an einem Friseursalon auf der Straße zur Lagerhalle vorbeilief. Sie stellte kein Problem für die Kallon-Panzerung der Maschine dar, überließ das MG-Nest ihren Begleittruppen und lief weiter.
Der Schlüssel für das Behandeln von Hinterhalten liegt in dem Wissen, dass sie auf sehr eng definierte Zielbereiche ausgelegt sind. Sobald man durch diese Zone hindurch ist, ist man sicher - es sei denn, der Feind hat mehrere Zielbereiche angelegt.
Für eine improvisierte Verteidigung, stellte Heather fest, schlug sich die Kittery-Renaissance gar nicht schlecht. Ihr Kommandeur hatte sich die Zeit zur Vorbereitung genommen und seine Position erkennbar durchdacht. Offenbar verfügte er über ein gewisses militärisches Training.
»Ärger von hinten«, meldete Santangelo über Befehl sfrequenz. »Mittelstarke Einheit aus Scoutfahr-zeugen und zivilen Lastern mit Schulterwaffen. Sie folgen uns zum Ziel.«
»Verstanden«, bestätigte Heather. »Santangelo und Koss, schert mit dem Shandra und Fuchs aus. Versucht, hinter eure Verfolger zu gelangen. Falls das nicht funktioniert, bleibt aus dem Weg. Ich kann es mir nicht leisten, euch zu verlieren.«
Sie schaltete auf Außenlautsprecher um. »Fußtruppen zu mir. Wir treffen uns im Gebäude.«
Heather beschleunigte, warf den Mech in einen Spurt und rammte die Pedale aufs Deck. Das löste die Sprungdüsen aus. Was sie plante, war riskant. Aber falls es funktionierte und sie dabei keines ihrer Mechbeine brach, würde es sie in eine starke Verteidigungsposition versetzen.
Der BattleMech stieg hoch über die Straße auf, gefolgt von Ketten aus Leuchtspurmunition und dem gespenstischen Leuchten von Laserbahnen in den Rauchspuren von Raketen. Das Trommeln der Kugeln und Schrapnellsplitter auf der Panzerung der Spinne lieferte einen Kontrapunkt zum Bassgedröhn der Sprungdüsen.
Sie stieg auf und ließ sich vom Schwung des Sprungs tragen, bis sie mitten über der Lagerhalle war. Dann schaltete sie die Düsen ab. Der Luftwiderstand bremste den Metallkoloss, in dessen Kopf sie saß, und er stürzte mit ausgestreckten Beinen auf das Flachdach.
Das hatte keine Chance. Sie brach krachend durch das dünne Dach des Lagerhauses, durch den Boden des Obergeschosses und mitten in die weite Halle. Ringsum lagen offene Kisten und Fässer verstreut, und bei den noch geschlossenen Hallentoren wartete ein Fuchs-Panzerwagen mit übermalten Insignien.
Truppen der Kittery-Renaissance füllten die hohe Halle. Heathers Ankunft in einer gewaltigen Schutt-und Staubwolke ließ sie herumwirbeln. Die Spinne leuchtete im Widerschein der Energieentladungen und der Lärm der Waffen im Innern des Gebäudes war ohrenbetäubend.
Sie reduzierte die Empfindlichkeit der Außenmikrofone und konzentrierte sich darauf, in Bewegung zu bleiben, während sie mit den beiden mittelschweren Impulslasern des Mechs ihre eigene Lichtshow veranstaltete. Ein derartiges Inferno in einem so relativ engen Raum machte Verletzungen
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