Der Stachel des Skorpions
unser Freund Henrik Morten keineswegs ein liebenswerter Mensch ist.«
»Diesen Eindruck habe ich auch. Das scheint seine Karriere allerdings eher gefördert zu haben. Was hat er in Santa Fe getrieben?«
»Einen der örtlichen Schläger angeheuert, damit er eine unbequem gewordene Freundin zusammenschlägt und zu ermorden versucht.«
»>Versucht« Der Paladin machte ein neugieriges
Gesicht. »Dann vermute ich, das hat nicht funktioniert.«
»Ich konnte den fraglichen Gentleman umstimmen.« Horn machte eine Pause. »Unglücklicherweise stand er für eine eingehendere Befragung nicht mehr zur Verfügung, aber...«
»Ich verstehe.« Levins Lächeln bekam einen harten Ausdruck. »Falls ich jemanden einstelle und ihm freie Hand gebe, argumentiere ich hinterher nicht über seine Methoden. Ich vermute, dass Sie Mortens Namen vorher aus ihm herausbekamen?«
Horn schüttelte den Kopf. »Morten ist zu schlau, jedem Schläger seinen Namen zu verraten. Er war nur >ein Kerl in der Kneipe<. Aber er hat mir den Namen der Bar gesagt, und der Bartender hat Morten auf einem Bild wiedererkannt.«
»Sie sind sich sicher?«
»Er war keiner der üblichen Kunden des Etablissements. Der Barmann erinnerte sich sehr genau an ihn.«
Levin nickte. »Wie hat Ms. Ruiz auf die Ereignisse reagiert?«
»Das Ganze war natürlich ein ziemlicher Schock für sie.«
Wieder nickte der Paladin. »Verständlich.«
»Andererseits hat dieser Zwischenfall jede mögliche Zurückhaltung ausgelöscht, die sie noch gehabt haben mochte, mir alles zu sagen, was sie über Paladin Steiner-Davions letztes Projekt wusste. Sie ahnte nicht, dass ihr ehemaliger Freund den Angriff in
Auftrag gegeben hatte, aber ihr war klar, dass es dazu kam, weil sie etwas wusste, was sie nicht hätte wissen dürfen.«
»Jetzt kommen wir zum Wesentlichen.« Der Paladin beugte sich interessiert vor. »Was hat Elena Ruiz gesehen und Henrik Morten - vermutlich in aller Unschuld - erzählt?«
»So wie sie es mir berichtet hat«, erzählte Horn, »arbeitete Paladin Steiner-Davion mehrere Monate an seinem letzten Projekt. Und es war mehr als nur ein beiläufiges Steckenpferd: Es beanspruchte seine Zeit und Kräfte erheblich. Sie erzählte, dass sie ihn manchmal morgens vor dem Computer fand, wo er vor dem eingeschalteten Gerät eingeschlafen war.«
»Und natürlich hat sie auf den Schirm geschaut.«
Horn nickte. »Sie sagt, zu Anfang war es vor allem Korrespondenz, und sie habe nichts Besonderes bemerkt, außer dass er offensichtlich sehr angestrengt an etwas arbeitete und mit niemandem darüber redete.«
»Sie hätte sich daran ein Beispiel nehmen sollen.«
»Ich habe auch daran gedacht, das zu erwähnen«, bemerkte Horn. »Aber da ich in diesem Moment gerade dabei war, sie dazu zu bringen, es mir zu erzählen...»
»Ich verstehe, das wäre kontraproduktiv gewesen. Weiter.«
»Wie Sie vermutlich erraten haben, hat sie eines Abends die langen Nächte und das geheimnisvolle Projekt des Paladins beiläufig in einem Gespräch mit
Henrik Morten erwähnt, und statt diese Indiskretion seiner Freundin zu übersehen, ermunterte er sie, weiterzuschnüffeln und ihm zu berichten, was sie fand.« Horn schüttelte den Kopf. »Sie besteht darauf, nie irgendetwas angefasst oder geöffnet zu haben. Sie hat Morten nur erzählt, was zufällig offen herumlag beziehungsweise auf dem Bildschirm für jeden sichtbar war.«
»Offenbar hat sie auch so schon mehr als genug gesehen. Ist ihr das bewusst?«
»Ich glaube nicht, dass sich Henrik Morten ihrer immensen intellektuellen Fähigkeiten wegen mit Ms. Ruiz abgegeben hat, falls es das ist, was Sie wissen möchten. Andererseits verfügt sie über ein ausgezeichnetes visuelles Gedächtnis. Als ich sie darum bat, war sie in der Lage, das letzte Objekt, das sie Morten vor dem Tod des Paladins zeigte, zu kopieren.«
»Sie haben es dabei?«
»Ja.« Horn zog ein gefaltetes Blatt Papier aus der Innentasche seiner Jacke und reichte es Jonah Levin. »In Anbetracht der Umstände hielt ich es nicht für klug, es irgendeiner anderen Zustellungsmethode anzuvertrauen.«
Levin öffnete das Blatt und überflog den Inhalt. Horn wusste, was der Paladin sah: keine Überschrift oder Erklärung, nur drei Spalten, zwei mit Namen und eine mit Zahlen - und das allein war genug gewesen, das Schicksal eines Menschen zu besiegeln.
Levin schloss, nachdem er die Liste gelesen hatte, kurz die Augen.
»Kopfschmerzen?«, fragte Horn.
»So ähnl ich. Wo ist Morten
Weitere Kostenlose Bücher