Der Stalker
Hier stehen Jobs auf dem Spiel.«
Sie drehte sich zu ihm um und hielt ihn mit ihrem Blick davon ab zu gehen. »Nicht dein Job, Ben. Vielleicht Brennans, aber nicht deiner.« Sie erhob sich und schmiegte sich an ihn. »Wir wissen etwas, was er nicht weiß. Wenn wir die Spur weiterverfolgen, wenn wir Mark Turner befragen, während Phil in der Gegend rumläuft und irgendwelchen Hirngespinsten hinterherjagt, dann haben wir den Fall so gut wie in der Tasche.« Sie drückte sich noch ein wenig fester an ihn. »Also, was meinst du?«
Bevor Fenwick etwas erwidern konnte, klingelte Roses Handy, doch statt abzunehmen, lächelte sie bloß. »Na, Ben, schon scharf?«
Das Handy klingelte und klingelte.
Fenwick atmete schwer, wirkte aber verärgert. »Bitte geh ran, Rose, es könnte wichtig sein.«
Seufzend holte sie das Handy aus ihrer Hosentasche und warf einen Blick aufs Display.
»Phil. Der kann mich mal.«
Sie schaltete es aus.
Fenwick war sein Unbehagen deutlich anzusehen. »Ich finde, du solltest –«
Sie schlang die Arme um seinen Hals.
»Wo waren wir stehengeblieben?«
69 »Sie sind schon eine ganze Weile tot«, sagte Phil. »Beide.«
»Das sieht man …« Mickey Philips wollte den Rückzug aus dem Badezimmer antreten, aber Anni stand ihm im Weg. Er musste wohl oder übel bleiben.
»Alles klar, Mickey?«, erkundigte sich Phil. »Oder gibt’s eine Neuauflage von vorgestern?«
»Mir geht’s gut, Boss.«
Phil war sich da nicht so sicher, zumal der Anblick seinen eigenen Magen auch nicht unbeeindruckt gelassen hatte. Im Bad sah es aus wie am Morgen nach einer besonders wilden Party in einem Schlachthaus. Die weißen Fliesen waren vom Boden bis zur Decke mit Blut bespritzt, und das Ganze sah fast aus wie eine Karikatur. Doch die Leichen in dem Badezimmer waren nur zu real. Ein Mann und eine Frau, beide vollständig bekleidet, die Kehlen brutal aufgeschlitzt. Die Wunden waren tief, und die Leichen waren einfach in die Dusche geworfen worden.
»Wir wissen ja, dass er ein Faible für Messer hat«, sagte Phil. »Auf die gleiche Weise hat er Zoe Herriot getötet.«
»Seine Lieblingswaffe«, meinte Anni. »Was ist das Zeug, das er über die beiden gestreut hat?«
»Ätzkalk, würde ich mal sagen. So zersetzen sich die Leichen schneller. Und sie riechen nicht so.«
»Wie praktisch.«
»Gut, dass Sie beide in der Nähe waren«, sagte Phil.
»Wirklich.« Mickey versuchte, nicht hinzusehen. »Das hätten wir um nichts in der Welt verpassen wollen.«
Anni hatte Phil bereits alles über den Exsoldaten Ian Buchan erzählt, auf dessen Boot sie gewesen waren. Nach dem Mord an Julie Millers Nachbarn, die in unmittelbarer Nähe wohnten, stand er nun ganz oben auf ihrer Liste der Verdächtigen.
»Ich mache Meldung, dann bestelle ich ein Team von der Spurensicherung her. Aber erst versuche ich es bei Rose.« Phil wählte ihre Nummer.
»Also, was meinst du?«, sagte Mickey zu Anni, während Phil telefonierte. »Er hat sich hier eingenistet, hat Julie Miller eine Zeitlang beobachtet, und dann hat er sie irgendwohin verschleppt.«
Anni nickte. »Aber warum? Warum hat er sie entführt? Warum hat er sie nicht einfach weiter beobachtet oder sie überfallen?«
»Keine Ahnung. Vielleicht ist das der nächste Schritt? Teil seines Plans?«
»Aber warum eine nach der anderen?«
»Weiß ich auch nicht. Aber eins ist mal klar: Das Profil von dieser Fiona Welch war totaler Bullshit. Entweder sie hat keine Ahnung, oder …«
»Sie hat es mit Absicht gemacht«, beendete Anni den Satz.
Phil steckte sein Handy weg. Er wirkte verstimmt. »Geht nicht ran. Zu nichts zu gebrauchen …« Er wandte sich den anderen beiden zu. »Also. Wir lassen die Spurensicherung kommen und die Wohnung untersuchen. Ich bin mir sicher, dass sie Überwachungsgerätschaften finden werden. In der Zwischenzeit will ich, dass Sie wieder an den Kai fahren und das Boot observieren. Vielleicht kommt er ja zurück. Verfolgen Sie ihn nicht und versuchen Sie auch nicht, ihn zu stellen. Beobachten Sie einfach nur das Boot und geben Sie mir Bescheid, sobald sich was tut. Ich schicke dann sofort eine bewaffnete Einheit hin.«
Anni und Mickey nickten.
»Ich versiegele die Wohnung, dann fahre ich zurück zum Revier und sage den anderen, was wir rausgefunden haben. Langsam kommt die Sache ins Rollen, jetzt müssen wir unbedingt dranbleiben. Irgendwelche Fragen?«
Mickey sah unbehaglich aus. »Boss …«
»Ja, Mickey?«
»Fiona Welch. Also, ihr
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