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Der Stalker

Der Stalker

Titel: Der Stalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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starrte ihn an und kaute auf der Innenseite seiner Unterlippe herum.
    Nerven, dachte Mickey. Sehr gut. Es wird doch.
    »Ich hör mir gerne alles an, was Sie zu sagen haben, Mark.«
    Turner seufzte.
    »Na schön.«
    Mickey unterdrückte ein zufriedenes Lächeln.
    93 Von Buchans Boot war fast nichts mehr übrig. Schon vorher war es wenig mehr als ein Schrotthaufen gewesen, aber die Explosion und das Feuer hatten es endgültig zu einem rußgeschwärzten Skelett werden lassen. Ein verkohltes, unscharfes Abbild dessen, was dort vorher festgemacht war.
    Phil starrte es an, als könne es ihm Antworten auf seine Fragen geben. Dann sah er sich um.
    Die Feuerwehr hatte dafür gesorgt, dass der Brand nicht auf die umliegenden Boote und Gebäude übergriff. Trotzdem waren der gesamte King Edward Quay sowie die Häuser auf der anderen Flussseite vorsichtshalber evakuiert worden. Hausboote und Gewerbebetriebe durften vorerst nicht betreten werden. Niemand hatte Zutritt zum Kai, nicht einmal die Fernsehteams. Selbst die Spurensicherung, die noch immer auf dem Feuerschiff beschäftigt war, sowie Julie Millers Nachbarn mussten warten, bis die Feuerwehr die Gegend freigab. Uniformierte standen Wache und hielten die Leute zurück, so dass Phil das Areal ganz für sich hatte.
    Er hatte Marina angerufen, um ihr mitzuteilen, was passiert war, aber nur ihre Mailbox erreicht. Also hatte er ihr eine Nachricht hinterlassen, in der er sein Gespräch mit Paula Harrison wiedergab und sie bat, ihn so schnell wie möglich zurückzurufen.
    Er schloss die Augen und lauschte. Versuchte ein Gefühl für den Ort zu bekommen, ihn so wahrzunehmen, wie er in Ian Buchans Kopf existiert hatte. Wo war er gewesen, wo würde er als Nächstes hingehen?
    Phil drehte sich um. Hinter ihm stand das verlassene Gebäude der Dock Transit Company. Riesig und bedrohlich ragte es in die Dunkelheit, barg Schatten und Geheimnisse hinter zugenagelten Türen und Fenstern. Das rostige Wellblech auf dem Dach sah aus wie die Zinnen eines alten Geisterschlosses. Phil suchte sich einen der Uniformierten und präsentierte ihm seinen Dienstausweis.
    »Wurde das Gebäude schon überprüft?«
    Der Polizist war älter, hatte graumeliertes Haar, aber eine sportliche Figur. Ein Mann, der gewissenhaft seine Arbeit tat, dabei aber die Überstunden zählte.
    »Vor ein paar Stunden«, sagte er. »Weit sind wir nicht gekommen. Das Gebäude ist einsturzgefährdet. Glaube ehrlich gesagt nicht, dass er sich da drin versteckt. Sah nicht so aus, als wäre jemand eingestiegen. Wir sind selbst nur mit Mühe reingekommen.«
    Phil drehte sich zu dem Gebäude um. »Hätten Sie vielleicht eine Taschenlampe für mich? Ich will mich mal kurz umsehen.«
    Der Uniformierte reichte ihm seine Taschenlampe, und Phil dankte ihm.
    Einen Versuch ist es allemal wert, dachte er. Nach der Aussage des Uniformierten hatte Phil so seine Zweifel, ob das Gebäude wirklich gründlich durchsucht worden war.
    Er überquerte den betonierten, mit Geröll und Schutt übersäten Vorplatz und ging unter dem riesigen rostigen Ausleger des Containerkrans auf den Eingang zu. Er konnte sich gut vorstellen, wie das Gebäude früher ausgesehen hatte, als die Dock Transit Company noch ein florierender Betrieb gewesen war: die Laufkatze unablässig in Bewegung, Container über Container, die auf Schiffe verladen wurden, Fracht aus Europa, die gelöscht wurde, ein Kai, an dem geschäftige Aktivität herrschte. Es musste ein stolzer Hafen gewesen sein, eine ernsthafte Konkurrenz zu Harwich.
    Jetzt war nur noch eine Ruine übrig. Ein ähnliches Gespenst wie das ausgebrannte Boot gegenüber.
    Der ehemalige Eingang war mit großen Sperrholzplatten zugenagelt. Schilder wiesen auf die akute Einsturzgefahr hin und warnten vor dem Betreten des Gebäudes. Überall waren Gang-Tags und Graffiti. Als er die Ränder der Platten abtastete, um zu sehen, ob er irgendwo ziehen konnte, sah er die rostgefärbten Löcher, durch die dicke Nägel gehämmert worden waren.
    Vielleicht hat der Kollege recht, dachte er. Vielleicht ist wirklich niemand hier eingestiegen .
    Vielleicht.
    Phil ging in die Hocke und fühlte an der unteren Kante der Platte entlang.
    Das Holz saß locker.
    Nur ein wenig, und es war das Knarren von altem Holz und Nägeln zu hören. Aber immerhin. Er zog erneut und fragte sich, wo die Uniformierten ins Gebäude gekommen waren. Falls sie überhaupt drin gewesen waren.
    Die Platte wollte nicht weiter nachgeben. Zumindest nicht

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