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Der Stalker

Der Stalker

Titel: Der Stalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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vielleicht noch aus einem anderen Grund ausgesucht hat.«
    »Aus welchem denn?« Ihm schien immer unbehaglicher zu werden.
    »Vielleicht weil er Adele Harrisons Bruder war?«
    Turner starrte ihn fassungslos an.
    Mickey verkniff sich ein Grinsen.
    Hab ich dich, dachte er.
    97 »Ich werde Ihnen eine Geschichte erzählen.« Mittlerweile saß Fiona Welch fast auf Phils Schoß, bewegte ihre Hüften hin und her, rieb sich an ihm.
    Phil schluckte und versuchte vergeblich, ihr auszuweichen. »Wovon handelt sie denn?«, fragte er. »Ich hoffe, es ist was Interessantes.«
    »Von mir.« Sie hauchte die Worte wie Marilyn Monroe. »Davon, wie ungezogen ich bin.« Ein Finger fuhr seine Brust entlang. »Und davon, weshalb ich getan habe … was ich getan habe.«
    »Ach so«, meinte Phil. »Also nichts Interessantes.«
    Sie fuhr zurück und fauchte: »Sie sind auch bloß so ein dummer Bulle! Genau wie all die anderen!« Dann beugte sie sich wieder über ihn, legte ihm die linke Hand auf die Brust und grub ihre Nägel hinein. Mit aller Kraft.
    Ihre Nägel waren scharf und spitz. Phil spürte, wie er anfing zu bluten.
    »Schon gut«, meinte er. »Dann erzählen Sie eben Ihre Geschichte. Warum Sie all das getan haben.«
    Fiona zog die Hand weg und lächelte. »So ist es brav. Wenn Sie mitspielen, macht es doch viel mehr Spaß.« Ein zufriedener Seufzer. »Also, wo waren wir? Genau. Bei der Frage, wieso ich tue, was ich tue.« Sie streckte ihm ihre aneinandergelegten Hände hin. »Weil ich ein böses Mädchen bin, Mr Detective. Sie müssen mich in Ihre starken Arme nehmen und mir Handschellen anlegen.« Sie kicherte gehässig. »Ach so, das hatte ich ganz vergessen. Das können Sie ja gar nicht.«
    »Wirklich irrsinnig komisch«, sagte Phil. »Ich kann mich kaum halten vor Lachen.«
    Fionas Augen sprühten Funken. »Sie halten sich wohl für ganz clever, was?«
    Sie fiel über ihn her, schlug ihm ins Gesicht und kratzte ihn. »Tun Sie das? Tun Sie das? »
    Sie schlug und kratzte immer weiter. Grub ihm die spitzen Nägel in die Wange und zog sie bis hinunter zum Kinn.
    Phil wollte schreien, ihr ins Gesicht brüllen, aber er beherrschte sich trotz der brennenden Schmerzen. Die Genugtuung würde er ihr nicht verschaffen.
    »Tun Sie das?« Ihre Stimme überschlug sich fast.
    »Nein«, sagte er und schnappte nach Luft. »Nein, das … tue ich … nicht.«
    Sie ließ von ihm ab. Ihre Finger waren blutig, unter ihren Nägeln waren Hautfetzen. Sie betrachtete sie kritisch, als begutachte sie das Ergebnis einer teuren Maniküre. Schließlich nickte sie zufrieden. Dann wandte sie ihre Aufmerksamkeit wieder Phil zu.
    »Gut. Freut mich, das zu hören.«
    »Also«, sagte Phil, sein Gesicht brannte wie Feuer, »wieso haben Sie nun … das alles gemacht?«
    »Guter Junge. Sie tun, was man Ihnen sagt«, flüsterte sie wieder. »Das ist eine Eigenschaft, die ich an Männern schätze. Nein, die ich sogar von ihnen verlange. Warum ich all das getan habe?« Sie breitete die Arme aus. »Ganz einfach. Um etwas zu beweisen.«
    »Und was?«
    »Meine Überlegenheit.« Ihre Stimme war ein unheimlicher Singsang.
    »Sie meinen mir gegenüber?«
    »Oh, natürlich Ihnen gegenüber. Aber auch allen anderen. Allen. Ich bin das fleischgewordene Konzept des nietzscheanischen Übermenschen.«
    »Und wie … macht sich das bemerkbar?«
    »Indem ich Menschen meinem Willen unterwerfe. Sie zwinge, meine Befehle auszuführen. Sie zwinge …«, sie machte eine dramatische Geste mit der Hand, »… zu tun, was immer ich will.«
    »Auch Mord?«
    Wieder kniete sie sich dicht neben ihn. Er spürte ihren heißen Atem auf seinem zerschundenen Gesicht.
    »Oh ja«, sagte sie und leckte sich sein Blut von den Fingernägeln, »Mord ganz besonders.«
    98 »Was? Was meinen Sie damit?« Turner wirkte verstört, wenn nicht gar verängstigt. »Das war doch nur irgendein Typ. Irgendein Exsoldat, den Fiona aufgetrieben hat.«
    »Nein, das war er nicht, Mark. Er war Adele Harrisons Bruder.«
    Turner schüttelte den Kopf. »Nein. Sie lügen. Ihr Bruder ist in Afghanistan ums Leben gekommen. Durch einen Sprengsatz, sie hat’s mir selbst gesagt.«
    »Das hat sie allen gesagt, Mark, weil es einfacher war, als sich einzugestehen, was für ein Mensch er in Wirklichkeit war.«
    »Ein Vergewaltiger und Mörder«, sagte Marina in Mickeys Ohr.
    »Ein Vergewaltiger und Mörder«, wiederholte er laut.
    »Nein, nein … das kann auf keinen Fall stimmen. Sie hat gesagt, dass Sie das tun würden.

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