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Der Stalker

Der Stalker

Titel: Der Stalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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hätten sie ihre Sachen packen und verschwinden sollen. Aber schließlich hatte sie Suzannes Bitten nachgegeben, die sich nicht aus ihren eigenen vier Wänden vertreiben lassen wollte. Sie waren geblieben, hatten versucht, sich gegenseitig Mut zu machen. Jetzt allerdings, mitten in der Nacht, fand Zoe, dass das eine unsagbar dämliche Entscheidung gewesen war.
    Zu allem Überfluss hatte sie auch noch wahnsinnigen Hunger.
    Wieder fuhr ein Auto vorbei. Zoe zuckte zusammen und zog unwillkürlich an der Bettdecke. Ein erleichtertes Aufseufzen, als es fort war.
    »Das ist doch total bescheuert«, sagte sie und fasste einen Entschluss: Sie würde keine Angst mehr haben. In der Wohnung war niemand außer ihr und Suzanne. Sie hatte alle Schlösser an Tür und Fenstern dreimal überprüft. Es war völlig unmöglich, dass jemand eindrang. Zumindest nicht, ohne dabei einen Heidenlärm zu machen. Sie waren allein. Sie waren in Sicherheit.
    Und ihr Magen knurrte immer noch.
    Sie schlug die Decke zurück und kletterte aus dem Bett. Vom Wein war ihr ein wenig schwindlig. Suzanne wachte nicht auf, rührte sich nicht einmal.
    Barfuß tappte Zoe in die Küche und sah dort auf die Uhr. Kurz nach drei. Wie ging noch dieses Zitat? Für eine wirklich von Nacht umfangene Seele ist es immer drei Uhr morgens? War das richtig? Und von wem stammte das noch gleich – F. Scott Fitzgerald? Wer auch immer das gesagt hat, dachte sie, während ihr Blick durch die Küche schweifte und sie natriumgelbe Streifen sah, wo das Licht der Straßenlaternen durch die Jalousie fiel. Er hatte nicht ganz unrecht .
    Sie ging zum Kühlschrank und öffnete ihn, froh über das klare weiße Licht, das aus seinem Innern kam. Viel hatte Suzanne nicht da: Käse, Milch, einen Rest Pasta, eine kleine Portion Salat. Zwei Flaschen Weißwein. Von Käse kriegt man Alpträume, dachte sie. So ein Quatsch. Um Alpträume zu haben, musste man erst mal schlafen. Das würde reichen.
    Sie schnappte sich ein Stück Cheddar, warf die Kühlschranktür zu und drehte sich um.
    Dann erstarrte sie.
    War da nicht eben ein Schatten vorbeigehuscht? War da jemand im Flur?
    Ihr Herz setzte einen Schlag aus. »Suzanne?«
    Keine Antwort.
    Zoe sah sich um. Unmöglich. Sie hatte die Tür und die Fenster verriegelt und gründlich überprüft. Es konnte niemand in der Wohnung sein. Sie hätte mit Sicherheit etwas gehört.
    Sie stand ganz still und lauschte.
    Nichts.
    Wahrscheinlich bloß Einbildung. Eine optische Täuschung. Sie sah Gespenster, das war alles.
    Aber irgendwie …
    Das Messer. Sie hatte es im Schlafzimmer gelassen. Es war der einzige halbwegs scharfe Gegenstand in der Küche gewesen. Was Haushalt und Kochen anging, war Suzanne ein hoffungsloser Fall. Sie würde es holen, nur zur Sicherheit. Mit dem Messer in der Hand würde sie sich besser fühlen.
    Der Käse war vergessen. Langsam steckte Zoe den Kopf aus der Küchentür und spähte in beide Richtungen den Flur entlang. Nichts. Auf Zehenspitzen eilte sie ins Schlafzimmer. Suzanne lag immer noch da und schlief. Ihr Mund war leicht geöffnet, und sie schnarchte leise.
    Zoe ging vor ihrer Seite des Betts in die Hocke und tastete nach dem Messer.
    Es war nicht mehr da.
    Ihr Herz begann wie wild zu hämmern.
    Dann schaltete ihr Verstand sich ein. Wahrscheinlich hatte sie es bloß aus Versehen weiter unters Bett geschoben oder mit dem Fuß gestreift oder es besser versteckt, als sie gedacht hatte. Sie streckte den Arm aus, so weit sie konnte.
    Nichts.
    Rasch fuhr sie hoch. Überlegte, ob sie Suzanne wecken sollte, entschied sich dann aber dagegen. Sie wäre keine Hilfe, sie war völlig ausgeknipst. Stattdessen rannte sie zurück durch den Flur in die Küche, riss die Schubladen auf, suchte in panischer Hast nach einem anderen Messer, nach irgendetwas, das sie als Waffe benutzen konnte.
    Und fand nichts.
    Ein Geräusch. Hinter ihr. Zoe fuhr herum.
    Eine Gestalt bewegte sich auf sie zu. Riesenhaft und dunkel, wie ein lebendiger Schatten, der aus der Ecke des Raumes auf sie zugeflossen kam.
    Zoe hatte nicht einmal Zeit zu schreien.
    Sie spürte die Klinge kaum. Das Messer, das eben noch unter ihrem Bett gelegen hatte. Es wurde schnell über ihre Kehle gezogen, schlitzte sie tief auf.
    Sie fegte das Stück Käse vom Küchentresen, als sie sich mit den Händen an den Hals fuhr.
    Gedanken blitzten durch ihren Kopf.
    Von Käse kriegt man Alpträume – das ging aber schnell, ich hab ja noch nicht mal was davon gegessen …
    Drei Uhr morgens,

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