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Der Stalker

Der Stalker

Titel: Der Stalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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geringste Ahnung, was sie damit meinte. Aber es machte ihm Angst.
    Kaum hatte er den Brief hingelegt, als sich die ersten Anzeichen einer Panikattacke bemerkbar machten. Er war aufgestanden und im Haus umhergegangen, hatte tief und gleichmäßig geatmet, um sie noch abzuwenden. Aber er war immer wieder zum Brief zurückgekommen. Hatte ihn gelesen und noch mal gelesen, hatte darin nach Hinweisen gesucht, nach versteckten Andeutungen, nach irgendwelchen Anhaltspunkten, die ihm hätten verraten können, wohin sie gefahren war und was sie vorhatte. Sie war die Liebe seines Lebens. Er hatte so viel durchgemacht, um mit ihr zusammen sein zu können. Er durfte sie nicht gleich wieder verlieren.
    Es war alles zu viel für ihn gewesen. Irgendwann war er weinend zusammengebrochen. Dann hatte er zum Telefon gegriffen.
    Er wusste, dass es keine gute Idee war, Marinas ausdrücklichem Wunsch zu widersprechen, aber er konnte nicht anders. Er musste es tun. Er rief sie auf dem Handy an. Wartete mit zitternden Händen. Mailbox. Er hinterließ eine Nachricht, kurz und sachlich: Ruf mich an. Ich möchte nur wissen, dass es dir gutgeht. Mehr nicht. Gleich danach hatte er es ein zweites Mal versucht. Nichts. Ein drittes. Nichts und jedes Mal wieder nichts.
    Schließlich war er ins Schlafzimmer gegangen, hatte sich auf Marinas Seite auf die Bettkante gesetzt und reglos die leere Wiege angestarrt. So hatte er fast die ganze Nacht verbracht, das Telefon neben sich, die Hand auf den Tasten, nur für den Fall, dass sie zurückrief.
    Aber sie hatte nicht zurückgerufen. Kein Anruf, keine SMS . Nichts.
    Irgendwann war er angezogen eingeschlafen, immer noch auf Marinas Seite des Betts. Er schlief wie ein Stein, bis er vom Klingeln seines Handys geweckt wurde. Natürlich dachte er gleich, es sei Marina. Er fuhr hoch, kam taumelnd auf die Füße, sah sich nach dem Handy um, das er irgendwo hatte fallen lassen, und riss es ans Ohr. Sein Herz hämmerte. Bitte, mach, dass sie es ist!
    Es war Mickey, der ihm von einem Mord in einer Wohnung in der Maldon Road berichtete und ihm sagte, er solle sofort hinkommen.
    Er war aufgestanden, hatte sich flüchtig gewaschen, die Zähne geputzt und sich einen kurzen Moment Zeit genommen, um sich zu sammeln. Alles, was nicht mit der Arbeit zu tun hatte, auszublenden. Dann war er losgefahren.
    »Der Freund ist eine gewisser Russell Murphy. Anscheinend –« Mickey warf einen Blick auf die Tote am Boden, allerdings nur ganz kurz, er hatte nicht vergessen, was ihm beim letzten Mal passiert war, »– hat Zoe ihm gesagt, ihre Freundin hätte Probleme. Mit einem Exfreund oder so was Ähnliches. Zoe hat ihn gestern spätabends angerufen, weil sie nicht schlafen konnte. Er hat ihr angeboten, vorbeizukommen, aber das wollte sie nicht. Sie hat gesagt, er soll sie gleich am nächsten Morgen anrufen, und wenn sie nicht rangeht, dann soll er kommen. Und genau das hat er getan.«
    »Und wo ist er jetzt?«
    »Auf dem Revier. Gibt gerade seine Aussage zu Protokoll. Ich fand es nicht ratsam, ihn länger hierzubehalten.«
    »Verstehe.«
    Mickey sah Phil an. »Wir werfen uns mal besser in Schale, was, Boss? Die Spurensicherung ist bestimmt gleich hier.«
    Phil nickte und sah Anni, die den schmalen Flur entlang auf ihn zukam. Ihre Augen waren fast so groß wie die der Toten.
    »Alles klar?«
    Sie nickte mechanisch. »Das hier war mein Fall, Boss. Der, von dem ich Ihnen gestern erzählt habe.«
    Phil warf erneut einen Blick auf die Leiche, dann auf Anni. »Die Tote ist das Stalkingopfer?«
    Anni schüttelte den Kopf. »Nein, das ist die Freundin, die bei ihr übernachtet hat.«
    Phil ließ seinen Blick umherwandern. »Und wo ist sie dann? Die andere, meine ich.«
    »Ich weiß es nicht«, sagte Anni hilflos. »Verschwunden …«
    33 Suzanne schlug die Augen auf, aber es blieb dunkel.
    Sie versuchte sich zu bewegen. Es ging nicht.
    Panik wallte in ihr auf, und sie wand sich verzweifelt hin und her, doch sie konnte sich kaum rühren.
    Tränen brannten in ihren Augenwinkeln. Sie schrie. Nichts. Keine Antwort. Nur das Echo ihrer eigenen erstickten Stimme, das langsam erstarb.
    Still und schwer atmend lag sie da. Wo war sie? Was war geschehen? Sie kniff die Augen zu und versuchte sich daran zu erinnern, wie sie hierhergekommen war.
    Da war wieder dieser Schatten gewesen, aus ihrem Alptraum. In ihrem Schlafzimmer. Er hatte sich über sie gebeugt und mit seinen gleißenden Dämonenaugen auf sie herabgestarrt. Hatte sie geschrien?

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