Der Stalker
Draht zu ihr. Und stellte sich daher automatisch die Frage, wie brauchbar ihr Profil sein würde.
Auch die anderen waren da. Milhouse hatte sich von seinem Bildschirm losgerissen. Er blinzelte hinter den dicken schwarz eingefassten Brillengläsern wie ein Minenarbeiter, der zum ersten Mal nach langer Zeit wieder Tageslicht sieht. Neben ihm hatten die Birdies Platz genommen, unzertrennlich wie immer. Der lange, drahtige Adrian Wren und die füllige Jane Gosling sahen zusammen aus wie ein Duo aus dem Varietétheater. Neben ihnen saßen noch einige weitere Detectives, die von anderen Teams abgezogen worden waren, um bei den Ermittlungen zu helfen. Einige von ihnen kannte Phil persönlich, andere nur vom Sehen. Es war auch egal. Sie mussten sich nicht kennen, sie mussten nur gut zusammenarbeiten.
Fenwick wandte sich von Rose ab und bedeutete ihr, Platz zu nehmen. Dann ging er durch den Raum und stellte sich vor das Whiteboard.
»Vielen Dank, dass Sie alle gekommen sind«, sagte er und ließ den Blick in die Runde schweifen. »Also, legen wir los. Phil?«
Phil erhob sich und ging nach vorn. Er hasste es, vor Leuten zu sprechen, selbst wenn es die eigenen Kollegen waren. Am liebsten machte er still und leise seine Arbeit. Aber er wusste, dass es hin und wieder notwendig war, und es fiel ihm zunehmend leichter. Keine Angstanfälle mehr.
»Danke«, sagte er und kam direkt zur Sache. »Folgendes haben wir bis jetzt. Julie Miller: vermisst, aller Wahrscheinlichkeit nach tot. Wir warten noch auf die Ergebnisse der Autopsie.«
»Nick hat gesagt, er kommt später noch vorbei«, warf Adrian dazwischen.
»Gut. Dann Zoe Herriot: tot. Ermordet.«
»Wieso gehen wir eigentlich davon aus, dass es derselbe Täter war?«, wollte Mickey Philips wissen. »Ihr Mord ist doch ganz anders. Halten sich Serienmörder nicht normalerweise an eine Vorgehensweise?«
Phil beobachtete Fiona aus dem Augenwinkel. Sie hob zaghaft einen Finger, um zu antworten, aber er kam ihr zuvor. »Wir können noch nicht mit Sicherheit sagen, dass es sich um einen Serienmörder handelt, Mickey. Oder um die Taten einer einzigen Person. Aber bis jetzt deuten alle Indizien in diese Richtung.« Er drehte sich zur Tafel. »Adele Harrison: vermisst. Ob tot oder lebendig, wissen wir nicht. Suzanne Perry: ebenfalls vermisst.« Mit dem Finger zog er eine Verbindungslinie zwischen Suzanne, Adele und Julie. »Man beachte die Ähnlichkeiten. Alle Opfer sind dunkelhaarig, alle ungefähr gleich groß, gleicher Körperbau. Gleiches Alter, zumindest annähernd. Dunkle Augen. Und jetzt sehen Sie sich Zoe Herriot an: blond, blaue Augen. Völlig anderer Typ.«
»Aber Suzanne Perry und Zoe Herriot waren beide Logopädinnen«, warf Anni ein, »und Julie Miller ist Ergotherapeutin im selben Krankenhaus. Da muss es einen Zusammenhang geben.«
»Definitiv«, pflichtete Phil ihr bei. »Sind wir schon dabei, die Patientenlisten durchzusehen?«
»Jep«, sagte Anni.
Rose antwortete nicht.
»Sehr gut. Rose?«
Rose Martin sah ihn an, als wolle sie aus purem Trotz nicht antworten. Er hatte keine Lust auf ihre Spielchen. Sein Blick wurde durchdringend. »Rose?«
Sie musste den schneidenden Unterton in seiner Stimme gehört haben. »Dasselbe wie bei Anni. Ein paar von meinem alten Team gehen gerade Julie Millers Patientenkarteien durch und suchen nach Überschneidungen. Ich sage Bescheid, sobald wir was finden.«
»Danke.« Er sah, wie Fiona Welch ungeduldig auf ihrem Stuhl hin und her rutschte, als brenne sie darauf, auch endlich etwas sagen zu dürfen. Er versuchte, sie zu ignorieren, wusste aber, dass er das nicht ewig tun konnte. Sie hatte ihr Täterprofil erstellt – in Rekordzeit, so viel musste man ihr lassen, auch wenn Phil nicht wusste, ob das ein gutes oder ein schlechtes Zeichen war –, und früher oder später würde sie es der Runde vorstellen müssen.
Aber noch nicht jetzt.
»Mickey, wie läuft die Suche nach dem Lieferwagen?«
Mickey sah von einem Notizblock auf. »Zäh, aber sie läuft. Wir suchen nach einem schwarzen Citroën Nemo. Ich schicke nachher noch Fotos an alle raus, und an die Uniformierten auch. Ich habe die Suche erst mal auf alle Halter in Colchester eingegrenzt, die nehme ich mir gerade vor.«
»Sagen Sie Bescheid, wenn Sie Verstärkung brauchen. Jane?«
»Die Überwachungskameras am Kai haben nichts gebracht«, meldete Jane Gosling. »Sie reichen nicht bis zum Fundort der Leiche. Die Befragung der Anlieger in den gegenüberliegenden Apartments
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