Der Stalker
kümmern.«
Aber nicht ich, dachte sie. Ich werde eine andere Spur verfolgen.
»Sind zufällig einige von Julie Millers Kollegen im Haus? Ich würde gerne kurz mit ihnen sprechen.«
»Haben Sie das nicht schon getan?« Lavertys gute Laune war dahin, und er wollte Rose so schnell wie möglich loswerden.
»Das ist richtig, aber … nun, sagen wir, es geht dabei um einen anderen Aspekt des Falls.«
Meinen eigenen.
»Julie? Ja, die war total nett.«
Amy Hibbert eilte den Korridor entlang. Sie war auf dem Weg zu einem Patienten und hatte Rose gebeten, sie zu begleiten. Sie war klein und hatte kurze blonde Haare – äußerlich das exakte Gegenteil von Julie Miller.
»Sie beide haben zur gleichen Zeit hier angefangen, stimmt das?«
Sie nickte. »Wir haben uns zusammengetan. In der ersten Zeit, bis wir uns eingewöhnt hatten. Sind zusammen in die Kantine gegangen und so.« Sie schüttelte den Kopf. »Ich kann’s immer noch nicht fassen …«
»So was trifft jeden aus heiterem Himmel. Hat Julie mal was von einem festen Freund erwähnt?«
Erneutes Kopfschütteln. »Sie war mit niemandem zusammen. Hatte vor kurzem erst Schluss gemacht, hat sie gesagt.«
»Gab es denn irgendjemanden, der Interesse an ihr gezeigt hat? Hat sie davon mal gesprochen?«
Amy kniff die Augen zusammen. Rose wusste, was das bedeutete. Manche Leute wollten unbedingt helfen, auch wenn sie nichts zu sagen hatten.
»Nein«, musste sie schließlich einräumen, und die Enttäuschung stand ihr ins Gesicht geschrieben. »Nicht wirklich.«
»Nicht wirklich? Was heißt das?«
»Na ja, sie hat gesagt, dass sie männliche Freunde hat. Aber bloß Freunde.« Ein trauriges Lächeln. »Sie hat sich gefragt, ob sie deshalb vielleicht keinen Mann abkriegt, weil sie immer mit ihren männlichen Kumpels rumhing.«
»Kennen Sie einige dieser Männer?«
Amy schüttelte den Kopf. »Nein. Wir haben Pläne gemacht, einmal alle zusammen auszugehen. Aber irgendwie ist es nie dazu gekommen. Und jetzt ist es ja wohl zu spät …« Sie starrte gedankenversunken ins Leere.
Rose blieb stehen. »Vielen Dank, Amy. Glauben Sie, es könnte etwas nützen, wenn wir uns Julies Facebook-Seite ansehen?«
»Kann schon sein.«
»Wenn mir dort jemand auffällt, würden Sie mir helfen, ihn zu identifizieren?«
»Wenn ich das kann, sicher.«
Rose lächelte. »Danke, Amy, Sie waren wirklich eine große Hilfe.«
Sie legte der jungen Frau die Hand auf die Schulter. Amy versuchte sich an einem Lächeln.
Roses Handy klingelte. Ein Blick aufs Display verriet ihr, dass es Phil war. Sie spielte mit dem Gedanken, es einfach zu ignorieren, kam dann aber zu dem Schluss, dass er bestimmt nicht anrufen würde, wenn es nicht wichtig wäre. Also ging sie ran.
»Wo sind Sie?«, fragte er kurz angebunden.
»Ich tue, was Sie mir gesagt haben. Überprüfe noch mal Julie Millers Hintergrund.«
»Gut. Ich brauche Sie um halb sieben hier im Büro. Welch hat ihr Profil fertig und will es uns vorstellen.« Sein Tonfall machte mehr als deutlich, was er sich davon versprach.
»Das ging aber schnell«, meinte sie.
»Nicht wahr?«
Rose steckte ihr Handy weg, bedankte sich nochmals bei Amy und verließ das Krankenhaus.
Sie musste nachdenken. Eine andere Verbindung finden.
Auf eigene Faust.
49 Phil sah sich im Raum um. Als sie sich das letzte Mal alle zu einem Briefing bei einem großen Fall versammelt hatten, war Marina dabei gewesen. Und Clayton, sein früherer Detective Sergeant.
Jetzt waren beide fort.
Aber Marina würde zurückkehren. Hoffentlich.
Er schob die Gedanken beiseite. Es war noch hell draußen, doch die ersten Anzeichen der Dämmerung zeigten sich bereits am Himmel. Die Abende wurden immer länger und wärmer. Bald wäre der Sommer endgültig da.
Um das Whiteboard herum war ein Halbkreis aus Stühlen aufgestellt. Fenwick stand ganz in der Nähe und unterhielt sich halblaut mit Rose Martin. Anni saß neben ihrem Boss und schaute immer wieder zu dem Papierstapel auf ihrem Schreibtisch hinüber, als übe der einen Sog auf sie aus, dem sie sich nur schwer entziehen konnte. Sie sah erschöpft aus, aber wahrscheinlich waren sie das alle.
Fiona Welch saß am äußersten Ende des Halbkreises und machte sich mit gesenktem Kopf Notizen. Ihr BlackBerry lag neben ihr, und in ihrem Mundwinkel steckte ein Kugelschreiber. Neben ihr gab sich Mickey Philips redliche Mühe, sie nicht anzustarren. Phil schwankte zwischen Belustigung und Unmut. Er mochte Fiona Welch nicht, fand keinen
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