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Der Stalker

Der Stalker

Titel: Der Stalker Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Tania Carver
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zu finden würde nicht schwer werden. Dann sah er auch ihr Bild vor sich, so wie sie jetzt aussah. Wieder lächelte er. Wunderschön. Und bald würde sie noch schöner werden.
    Der Name sagte ihm nichts, und das musste er auch nicht. Er kannte ja ihren richtigen Namen. Ihren Geheimnamen. Aber dies war der Name, unter dem die Hülle bekannt war, also würde er ihn sich merken müssen, sich daran gewöhnen, bis er sie endlich bei ihrem richtigen Namen nennen konnte.
    Er sprach den Namen vor sich hin, wie zur Übung. Einmal. Zweimal. Dann ein drittes Mal, so laut er konnte.
    »Rose Martin«, sagte er und lächelte.
    48 »Ich habe mir schon gedacht, dass wir uns wiedersehen würden.«
    Rose Martin zwang sich zu einem Lächeln. Der Mann, der ihr gegenübersaß, war stark übergewichtig und in jeder Hinsicht unappetitlich anzusehen. Der Anzug saß prall – als hätte er gedacht, dass es ihn schlanker aussehen ließ, wenn er eine Größe zu klein kaufte. Darüber hinaus schien er komplett aus schmelzendem Fett zu bestehen. Sein Gesicht war mit einem Schweißfilm überzogen, der aussah, als liefe ihm Öl aus den Poren, und seine Haare hatten sich selbst durch Gel nicht dazu bewegen lassen, glatt am Kopf zu liegen. Er grinste schlüpfrig und klebte mit seinem Silberblick die ganze Zeit über an ihren Brüsten.
    Als Leiter der Abteilung für Ergotherapie war er vielleicht kompetent, womöglich sogar eine echte Koryphäe auf seinem Gebiet. Trotzdem fand Rose, dass er aussah wie der BNP -Vorsitzende Nick Griffin – und ungefähr genauso sympathisch war.
    »Julie Miller …« Er lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, dass die hydraulische Federung nur so ächzte, und legte die Stirn in Falten. »Ich habe davon in der Zeitung gelesen. Schreckliche Sache …«
    »Es liegt noch keine offizielle Bestätigung vor, dass sie es ist, Mr Laverty.«
    Er verdrehte theatralisch die Augen. »Ich bitte Sie. Weshalb sonst sollten Ihre Kollegen hier den ganzen Flügel auf den Kopf stellen?«
    Sie zog die Brauen zusammen. »Meine Kollegen?«
    Er schien sich diebisch zu freuen, dass er mehr wusste als sie. »Die Polizei. Die Tote von heute Morgen hat doch auch hier in der Klinik gearbeitet. Als Logopädin, genau wie die Vermisste, diese Suzanne Perry.«
    Rose Martin begriff – und ärgerte sich gleich darauf maßlos über sich selbst. Es lag so nahe, warum war sie nicht gleich darauf gekommen? Wenn Anni hier herumschnüffelte, konnte das nur bedeuten, dass die anderen bereits auf den Zusammenhang gestoßen waren. Verdammt.
    »Dann haben diese Fälle wohl alle irgendwie miteinander zu tun, was?«, meinte Laverty, als hätte er ihre Gedanken gelesen.
    »Für konkrete Aussagen ist es noch zu früh.« Die Antwort kam wie von selbst.
    Laverty fuhr sich mit dem Handrücken über die Stirn und wischte ihn dann an seinem Sakko ab. Seine Pupillen tanzten, und er schien vor Erregung beinahe zu platzen. Manche Leute sind so, dachte Rose. Das Leid der Menschen ist ihnen egal, sie geilen sich bloß daran auf, Teil einer polizeilichen Ermittlung zu sein.
    »Wir müssen Ihre Patientenakten einsehen.«
    Er runzelte die Stirn. »Wieso?«
    »Um sie mit denen aus der Logopädie zu vergleichen. Vielleicht gibt es Überschneidungen.«
    Blankes Entsetzen machte sich auf seinem Gesicht breit. »Patienten? Sie wollen unsere Patientenakten einsehen?«
    Rose nickte.
    »Brauchen Sie dafür nicht einen richterlichen Beschluss?«
    »Den kann ich mir jederzeit besorgen, falls nötig.«
    Er seufzte, was ihn erhebliche Kraftanstrengung zu kosten schien. »Nein. Völlig ausgeschlossen.«
    Rose lehnte sich ihm entgegen. Ihr stand nicht der Sinn nach Geplänkel. Sie hatte Boden verloren und durfte auf keinen Fall zulassen, dass Brennan und seine Getreuen die Ermittlung komplett an sich rissen. »Mr Laverty, ich kann mir gerne einen Beschluss besorgen. Aber das dauert. Und falls Sie jetzt mit uns kooperieren und meinem Team und mir erlauben, Ihre Patientenakten einzusehen, wird man Sie später nicht zur Verantwortung ziehen.«
    Er sah sie verdattert an. »Zur Verantwortung ziehen wofür?«
    »Für das nächste Opfer. Denn so, wie die Dinge jetzt stehen, wird es ein nächstes Opfer geben. Und wenn das passiert, werde ich dafür sorgen, dass jeder erfährt, dass Sie uns bei den Ermittlungen behindert haben.«
    Laverty starrte auf seine Schreibtischplatte. Dann nickte er widerstrebend.
    Rose schenkte ihm ein artiges Lächeln. »Danke schön. Es wird sich sofort jemand darum

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