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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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ließ. Er gab sich seinen Begierden hin, aber nur, damit ihn sein Appetit nicht von wichtigeren Angelegenheiten ablenkte. Er wählte seine Bettgenossinnen klug aus und konzentrierte sich auf solche, die zu arm waren, um eine Gefahr für ihn darzustellen. Darüber hinaus war er immerhin ehrenhaft genug, dafür zu sorgen, dass diese Frauen, nachdem er sie verlassen hatte, finanziell besser gestellt waren als zuvor. Er war immer von eisiger Ehrlichkeit, kalt bei allem, was er mit ihnen tat, und man konnte ehrlich sagen, dass keine dieser Frauen sich nach dem Ende der Beziehung vor Liebe nach ihm verzehrte.
    Dagnarus achtete kaum auf die schmachtenden Hofdamen. Er bemerkte nur eine, und das war diejenige, die nicht schmachtete, die bei seiner Ankunft nicht einmal aufblickte, sondern mit ihrer Arbeit fortfuhr. Dagnarus war nicht daran gewöhnt, dass man ihn ignorierte, und er betrachtete das als Herausforderung. Er würde diese Frau, wer immer sie sein mochte, schon dazu bringen, seine Anwesenheit zur Kenntnis zu nehmen.
    »Grausamer Junge«, tadelte seine Mutter ihn in jammerndem Tonfall. »Du hast mich drei Monate lang nicht besucht, und nun störst du mich bei der Arbeit und bringst meine Damen ganz durcheinander. Sieh dich nur an! Du hast es nicht einmal für nötig gehalten, dich umzuziehen, sondern kommst direkt aus dem Stall hierher. Ich missbillige das zutiefst.«
    Die Königin hob ein zierliches Spitzentuch an den Augenwinkel. Die Hofdamen – alle bis auf eine – seufzten und raschelten.
    »Ach, komm schon, Mutter«, sagte Dagnarus mit sanfter, wohlklingender Stimme, einer Stimme, die er mit der Kunstfertigkeit eines Flötenspielers einsetzte. »Du weißt doch, wie viel ich zu tun habe. Bei all meinen Studien, den Königlichen Levees und meinem eigenen Regiment hat der Tag kaum genug Stunden für mich. Es lässt mir zu meinem Bedauern keine Zeit für Freuden, nicht einmal für die sehr große Freude, Euch aufzuwarten.«
    Dagnarus küsste seiner Mutter reuevoll die Hand und richtete dabei den Blick auf die Hofdame, die sich immer noch weigerte, Dagnarus die Aufmerksamkeit zu schenken, die ihm seiner Ansicht nach zustand. Dagnarus begann sich zu ärgern. Er konnte nur das schwarze Haar der Frau sehen, das weich und glatt und in der Mitte gescheitelt war und ihr beinahe bis zur Taille fiel, und ihre Hände mit den langen schlanken Fingern und den rosigen Nägeln. Aus ihrer Haarfarbe, ihrer strengen Disziplin und ihrem bunten Seidenkleid schloss er, dass sie elfischer Herkunft war.
    »Ach, mein Sohn, du arbeitest viel zu schwer«, erklärte seine Mutter liebevoll und vergab ihm sofort die Monate der Vernachlässigung. »Dein Bruder arbeitet nicht annähernd so schwer wie du, und dennoch wird
er
König werden«, fügte sie schmollend und verbittert hinzu.
    »Selbstverständlich wird Helmos König«, meinte Dagnarus unbeschwert. »Er verdient es, und es wird eine Ehre sein, ihm zu dienen.« Er beugte sich näher zu ihr und flüsterte: »Halt den Mund, Mutter. Du schadest unserer Sache mehr, als du ihr nützt.« Laut fügte er dann hinzu: »Ich möchte in einer vertraulichen Angelegenheit mit dir sprechen, Mutter. Entlasse bitte deine Damen.«
    Es stand dem Prinzen nicht zu, der Königin solche Befehle zu erteilen, aber Dagnarus war schon lange Herr über seine Mutter, dass sie ihm ohne Frage gehorchte.
    »Meine Damen, verlasst uns bitte«, befahl sie nun. »Ich werde läuten, wenn ich Euch wieder brauche.«
    Dieser Befehl durfte nicht unbefolgt bleiben und bewirkte, dass auch die fleißige Näherin ihre Arbeit niederlegte. Sie erhob sich mit natürlicher Anmut, der Anmut einer frisch erblühten Blume, die den Kopf der Sonne entgegenhebt – ein Gesicht, dessen Schönheit so vollendet war, dass jeder, der es sah, sich sofort danach sehnte, einen Makel finden zu können, der sie ein wenig sterblicher wirken ließ. Ihre mandelförmigen, schrägen Augen waren ungewöhnlich groß und so blau wie die Luft, die die Elfen anbeten. Ihre Lippen waren voll und sinnlich, ihr Kinn wohlgeformt und fest, was auf Willensstärke schließen ließ. Sie senkte den Blick, was dem Saal sofort einen Teil seines Lichts zu entziehen schien, knickste vor der Königin und ging kühl am Prinzen vorbei, ohne das geringste Interesse an ihm zu zeigen.
    »Wer ist diese Elfenfrau, die gerade hinausgegangen ist?«, erkundigte sich Dagnarus und achtete sorgfältig darauf, gleichgültig zu wirken. Seine Mutter war sehr eifersüchtig und hätte jede

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