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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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heilig, sie halten ihn für magisch, und daher glauben sie, dass in den Glöckchen der Windharfen die Stimme der Götter ertönt.
    Silwyth betrat das Haus und schritt an den Wachen vorbei, die ihm den Respekt erwiesen, der seinem Rang zustand – nicht mehr und nicht weniger. Drinnen ließ man ihn im inneren Flur stehen, bis man die Herrin des Hauses von seinem Eintreffen informiert hatte, sodass sie ihm die Erlaubnis zum Eintreten gewähren konnte. Das tat sie schließlich, ohne sich die Mühe zu machen, ihn selbst zu empfangen; immerhin war er nur ein Geringerer Wächter. Er stellte die üblichen höflichen Fragen nach ihrem Wohlbefinden und ließ sich, nachdem er zufrieden stellende Antworten erhalten hatte, zum Schrein der Ehrenwerten Ahnfrau führen.
    Jeder Elfenhaushalt hat einen beratenden Ahnen, einen Vorfahren, der freiwillig der Ruhe des Ewigen Gartens von Mutter und Vater entsagt hat, um bei den Nachkommen zu bleiben und ihnen mit seinem Rat zur Seite zu stehen. Da der Vater und die Mutter ihren Willen durch diesen Ehrenwerten Ahnen kundtun, werden ihr Rat und ihre Anmerkungen, auch wenn sie unangenehm sein sollten, nur selten ignoriert.
    Jedes Haus hat einen Schrein des Ehrenwerten Ahnen. In einfacheren Heimen ist dieser Schrein schlicht und besteht häufig nur aus einem Tisch, einem Räucherwerkständer, einer kleinen Silberglocke und dem allgegenwärtigen Opfer frischer Blumen. Ein solcher Ahnenschrein kann aber auch ausgesprochen kunstvoll sein, so wie der im Haus des Schildes, wo er ein ganzes Zimmer einnahm. Dieses Zimmer war mit Gegenständen angefüllt, die der Ehrenwerten Ahnfrau gehört hatten – man bewahrte hier bemalte Wandschirme, handbemalte Fächer, ihre Kleidung und ihre Schuhe und sogar das Mah-Jongg-Spiel auf, das sie so geliebt hatte. Des Abends hatte sie oft mit dem Schild ein oder zwei Runden gespielt.
    Silwyth läutete die kleine Glocke, um sich anzukündigen, erwies dem Schrein seine Ehrerbietung und wollte sich gerade wieder zurückziehen, als er eine stattliche Dame erblickte, gekleidet in den Farben des Hauses. Sie stand ganz hinten im Schreinraum und beobachtete ihn. Voller Ehrfurcht erkannte er, dass er der Ehrenwerten Ahnfrau selbst gegenüberstand.
    Verblüfft und zutiefst dankbar über diese Ehre, verbeugte sich Silwyth, die Hände über der Brust gekreuzt, so tief er nur konnte, und verharrte dreißig Herzschläge lang in dieser Position. Als er den Kopf wieder hob, sah er, dass die Ehrenwerte Ahnfrau ihn freundlich ansah. Sie lächelte und nickte ihm zu. Dann verschwand sie.
    Der Diener, der Silwyth begleitet hatte, bemerkte dies selbstverständlich auch, aber er erwähnte es nicht; Diener und Gast ergaben sich keinem leeren Geschwätz. Bei ihrer Ankunft im Zedernhain flüsterte der Diener dem persönlichen Leibdiener des Schilds jedoch etwas ins Ohr, der daraufhin seinerseits seinem Herrn etwas zuflüsterte. Der Schild warf Silwyth einen interessierten Blick zu.
    Wenn irgend möglich, ziehen Elfen es vor, sich im Freien aufzuhalten. Ein Haus ist ein Ort, in dem man vor den Elementen und seinen Feinden Schutz sucht. Wenn weder das Wetter noch ein rivalisierendes Haus drohen, arbeitet, spielt, liebt, schläft und isst ein Elf im Freien. Daher befinden sich außerhalb der Häuser auch viel kunstvollere Möbel als drinnen. Die Schlaflauben des Schilds – verborgen und geheim unter nachtblühenden Bäumen –, seine privaten Essbereiche, die Orte, an denen er seine Gäste empfing, die Küche, Spielbereiche für die Kinder, seine neun Audienzbereiche und die Orte, an denen sich die Familie versammelte, befanden sich alle in unterschiedlichen Teilen des ausgedehnten Gartens. Die meisten dieser Bereiche waren mit kunstvollem Flechtwerk umgrenzt und nur von Laubdächern bedeckt, die die Elfen, von den schlimmsten Platzregen abgesehen, weitgehend schützten.
    Welchen seiner Audienzbereiche der Schild benutzte, hing von vielerlei Faktoren ab: der Tageszeit, der Wichtigkeit des Anlasses und vor allem aber der Ehre, die der Schild einem Besucher erweisen wollte. Für die unwichtigsten Besucher genügte der Fischteich, der für gewöhnlich in den Morgenstunden für häusliche Routineangelegenheiten genutzt wurde. Die bedeutendste Audienzregion war der Zedernhain.
    Schlicht, elegant, beeindruckend – dies waren die Eindrücke, die Silwyth gewann, als er den Hain betrat. Fünf Reihen von Zedern bildeten einen Kreis um einen Hof, der mit poliertem weißem Stein gepflastert war und auf

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