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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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heruntergebracht hatte. Teller mit Delikatessen wurden ebenfalls bereitgestellt, Obst und Brot und gezuckerte Waffeln, alles ausgesprochen köstlich. Die Diener ließen Essen und Wein auf einem Tisch zurück, den sie zu diesem Zweck herbeigetragen hatten, dann verließen sie den Hain wieder, wie es sich gehörte. Silwyth als der Jüngste und Rangniedrigste goss den älteren, höher gestellten Männern den Wein ein.
    Beim Wein spricht man nicht über Geschäfte. Nur bestimmte Themen sind gestattet, darunter das Lob des Hauses und der Gärten des Gastgebers und das Lob der Familie des Gastgebers, der dann seinerseits die Familien seiner Gäste preist. Dies nimmt häufig die Form des Geschichtenerzählens an. Elfen lieben Geschichten leidenschaftlich, besonders jene, in denen es um den Ruhm ihrer Ahnen geht, und sie erzählen sie mit Genuss bei jeder sich bietenden Gelegenheit. Jeder Elf hat das Ziel, einmal etwas so Tapferes, Ehrenhaftes zu tun, dass die Geschichte voller Stolz von seinen Nachkommen weitererzählt werden kann.
    Lord Mabreton begann mit der wohl bekannten Geschichte von Lady Amwaths Mut bei dem Kampf gegen die Meuchelmörder, die ihren Gemahl getötet hatten. Silwyth hatte sich zur Vorbereitung auf seinen Besuch an diesem Ort mit den Geschichten über die Familie des Schilds beschäftigt. Für den Fall, dass er tatsächlich die Gelegenheit erhalten sollte, eine erzählen zu können, hatte er sich ursprünglich für diese entschieden, sich dann doch einer anderen zugewandt, da er davon ausging, dass derart bekannte Ereignisse ohnehin von anderen erwähnt werden würden.
    Er war nun froh, eine andere Geschichte gewählt zu haben, und übte sie schon im Geist, während er mit dem Teil seines Hirns, das Lord Mabreton lauschte, begriff, dass der Mann gerade einen schrecklichen Fehler beging.
    Um dem Schild zu schmeicheln, der sich zurzeit des Vorfalls noch im Mutterleib befunden hatte, deutete Lord Mabreton an, dass es wohl der Schild selbst gewesen sein mochte, der seiner Mutter den Mut gab, die beiden Meuchelmörder zu töten. Eine schwache Frau, schloss er, hätte nie von sich aus so tapfer sein können.
    Der Schild lauschte der Geschichte mit der gebotenen Höflichkeit und reagierte mit einer anderen Erzählung, die Lord Mabreton ehren sollte. Silwyth allein hatte bemerkt, wie verärgert der Schild unter dem bestickten Saum seines Gewands mit dem Fuß wippte. Der Schild war stolz auf seine Mutter. Silwyth nahm an, dass Lord Mabretons Ansehen nun gewaltig gesunken war.
    Aber wie tief?, fragte er sich. Und was wird das mir nützen?
    Nun war es an Silwyth, mit seiner Geschichte zu beginnen. Er war bei seiner Auswahl sehr sorgfältig vorgegangen und erzählte etwas, das er von seinem eigenen Beratenden Ahnen gehört hatte – seinem lange verstorbenen Großvater. Silwyths Großvater gehörte zu den weniger umgänglichen Geistern und dachte nicht daran, abends mit seinen Nachkommen Mah-Jongg zu spielen. Er war eifersüchtig auf die Lebenden, mischte sich ständig in ihre Angelegenheiten ein und gab im Durchschnitt dreimal täglich eine Erklärung der Götter weiter, die darauf schließen ließ, dass der Vater und die Mutter mächtig an den unbedeutendsten Haushaltsangelegenheiten interessiert waren, denn das war alles, worüber sich der Ehrenwerte Ahne je äußerte. Er war allerdings ein begeisterter Anhänger des Schilds und seines Hauses und hatte sich bereit erklärt, Silwyth eine Geschichte zu liefern, nachdem er sich zur Abwechslung einmal nicht allzu lange darüber beschwert hatte, dass ihm ohnehin nie jemand zuhörte.
    Der Schild war erfreut, obwohl ihm das niemand außer Silwyth angesehen hätte. Ganz bestimmt nicht der begriffsstutzige Lord Mabreton, der nicht auf Silwyths Geschichte achtete, sondern schläfrig vom Wein auf seinem Stuhl zusammengesackt war und darauf wartete, dass der zeremonielle Teil des Beisammenseins zu Ende ging und sie endlich zum Thema kommen konnten. Während Silwyth erzählte, wippte der Schild nicht ein einziges Mal mit dem Fuß, sondern konzentrierte sich ganz auf den Erzähler.
    »Ich habe diese Geschichte noch nie gehört, Geringerer Wächter«, sagte er schließlich, als Silwyth fertig war. »Danke, dass Ihr sie erzählt habt. Ich hoffe, sie noch viele Male von Euch hören zu können.«
    Silwyth erkannte die Andeutungen hinter dieser Bemerkung und war entzückt; vielleicht würde man ihn ins persönliche Gefolge des Schilds aufnehmen! Lord Mabreton unterdrückte ein

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