Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis
Abschied von seinem Leben vorbereiten, aber sein Geist war noch vollkommen anwesend. Er sprach sich klar und mit starken Argumenten für die Kandidatur seines Sohnes aus und beeindruckte alle im Rat.
Alle bis auf seinen geliebten älteren Sohn.
Helmos und sein Vater waren nie zuvor über etwas unterschiedlicher Ansicht gewesen. Helmos respektierte und verehrte Tamaros, er liebte seinen Vater wie nur wenige Menschen auf der Welt. Aber in dieser Sache würde er sich gegen den König stellen. In dieser Sache konnte er es nicht gestatten, dass Tamaros sich durchsetzte. Aber Helmos musste diesen Kampf mit gefesselten Händen durchstehen; er musste kämpfen, ohne seinen Gegner oder unschuldige Zuschauer zu verwunden, was bedeutete, dass seine besten Waffen ihm nichts nützten.
»Mein Sohn Dagnarus ist kein Gelehrter«, sagte Tamaros. »Er hat nichts für Bücher übrig. Er kann in der Kunst keine Schönheit entdecken. Beim Vortrag selbst des besten Minnesängers wird er ruhelos und langweilt sich. Aber das sollte ihn nicht disqualifizieren, wie es auch andere nicht disqualifiziert.« Bei diesen Worten warf der König den Orks einen bedeutungsvollen Blick zu.
»Mein Sohn Dagnarus ist ein Soldat. Er ist der geborene Anführer. Die Männer, die unter ihm dienen, verehren ihn für seinen Mut, seinen gesunden Menschenverstand und dafür, dass er gut für sie sorgt. Ich habe mit vielen einfachen Fußsoldaten gesprochen, die unter Dagnarus' Kommando gekämpft haben, und sie sind sich einig in ihrem Lob. Sie würden ihm überallhin folgen, glaube ich. Selbst in die Leere.«
»Das will ich nicht gehört haben«, sagte der Kapitän plötzlich mit dröhnender Stimme, was alle aufschrecken ließ, weil sie angenommen hatten, er wäre wieder eingeschlafen, denn er hatte die Augen geschlossen gehabt. Nun setzte er sich aufrecht hin und machte das Zeichen zur Abwehr des Bösen, und die beiden anderen Orks taten es ihm nach.
Die menschlichen Paladine lächelten nachlässig, amüsiert und abgelenkt. Tamaros bat ernst um Verzeihung und erklärte, er habe niemanden verärgern wollen. Dann fuhr er mit seiner Lobrede auf Dagnarus fort. Helmos saß schweigend da und hörte kaum zu, denn er konzentrierte sich bereits darauf, was er antworten würde und welche Wirkung seine Worte auf seinen Vater haben sollten.
Als Tamaros mit seiner Ansprache fertig war, setzte er sich wieder hin.
Der Kapitän blickte hoffnungsvoll auf. »Wir werden jetzt abstimmen. Und dann gehen wir etwas essen.«
»Noch nicht sofort«, wandte Lord Mabreton ein, der als Nachfolger des verstorbenen Lord Donnengal als neu gewählter Vorsitzender des Rates fungierte. »Wer immer etwas gegen die Nominierung von Prinz Dagnarus einzuwenden hat, soll nun seine Bedenken äußern.«
Der Kapitän seufzte tief, stützte die massiven Ellbogen auf den Tisch und schüttelte den Kopf. »Dann bringen wir es hinter uns«, murmelte er.
»Gibt es hier jemanden, der sich gegen die Nominierung von Prinz Dagnarus aussprechen möchte?«, fragte Lord Mabreton in einem Tonfall, der anzeigte, dass er ausgesprochen schockiert wäre, falls dies tatsächlich geschehen sollte.
Der Schock sollte ihm nicht erspart bleiben, ebenso wenig wie König Tamaros der Ärger, als Helmos sich erhob.
»Was ich zu sagen habe, spreche ich mit größtem Widerwillen aus, denn ich weiß, dass meine Worte meinen König erzürnen und bekümmern werden. Es wäre leichter für mich zu schweigen. Es wäre leichter für mich zuzustimmen. Ich würde alles für meinen König tun, alles für ihn opfern, ich würde gern mein Leben für ihn geben und das als Privileg betrachten. Ich würde ihm alles geben –
alles –,
bis auf dies.«
Helmos hatte Tränen in den Augen. Er blickte auf seine Hände hinab, die zitterten, und stützte sie auf den Tisch. »Aber ich kann ihm nicht geben, was er sich am meisten wünscht.« Diese letzten Worte brachte er mit heiserer, leiser Stimme hervor, und er brauchte einen Augenblick, um sich wieder zu fassen, bevor er weiterreden konnte.
Die anderen Paladine sahen ihn an und warteten; viele waren bewegt von Helmos' sichtlicher Qual und der Tiefe seiner Empfindungen, wenn schon nicht von seinen Worten.
Nun hob der Kronprinz wieder den Kopf. »Ich spreche mich gegen die Kandidatur von Prinz Dagnarus aus. Er ist nicht im Geringsten dazu geeignet, ein Paladin zu sein. Du hast Recht, Vater, wenn du sagst, dass er ein guter Soldat ist, ein beliebter Anführer. Das gebe ich gern zu, und ich
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