Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis
dass ihr eigenes Land von menschlichen Bauern und Hirten übernommen wurde.
Dunners Anstrengungen wurden ihm nicht gedankt, denn die Zwergenhäuptlinge hielten Verhandlungen für ein Zeichen von Schwäche. Die meisten erfuhren nie von den vielen kleinen Siegen, die Dunner davontrug, und wie viele Menschen- und
Zwergenleben
von seiner
Zunge
und nicht von ihren Schwertern und Bögen gerettet wurden. Die Zwergenhäuptlinge betrachteten die friedliche Räumung von Menschensiedlungen als den Willen der Götter, was in gewisser Hinsicht ja auch der Wahrheit entsprach.
Der Oberste Klanhäuptling hatte Dunner den Stein der Könige überlassen. Dunner stellte den Stein in einen kleinen Schrein, den er in der Stadt der Pferdelosen errichtet hatte, wo der Stein langsam verstaubte, denn kein Zwerg war sonderlich an ihm interessiert. Dunner dachte oft traurig daran, dass er der Einzige seines Volkes war, der diesen Stein wirklich wunderbar fand, der Einzige, der sich die Zeit nahm, ihn angemessen zu ehren. Aber dann bemerkte er, dass sich in seiner Abwesenheit offenbar ein anderer darum kümmerte. Wann immer er zum Schrein zurückkehrte, stellte er fest, dass der Boden gefegt und der Stein abgestaubt worden war. Er fragte sich, wer wohl dafür verantwortlich sein mochte, und schließlich legte er sich auf die Lauer, um es herauszufinden.
Zu seinem Erstaunen stellte er fest, dass die selbst ernannten Wächter des Steins Kinder der Pferdelosen waren, vernachlässigte, verlassene Kinder. So unglücklich, wie es Dunner selbst als Kind gewesen war, hatten sich diese Bettelkinder zusammengetan, um eine Bande zu bilden, die sich dem Stein der Könige widmete.
Die Kinder hielten den Tempel sauber und polierten den Stein mit weichem Tuch. Zuerst neigte Dunner dazu, sie zu verscheuchen; er glaubte, sie hielten alles nur für ein Spiel. Aber als er sie beobachtete, fiel ihm auf, dass diese Kinder bei ihrer Sorge um den Stein etwas erreicht hatten, das bei den Pferdelosen ausgesprochen selten war – sie waren aus ihrer Isolation herausgetreten und hatten Freundschaften geschlossen, die über die Grenzen der Klans hinausgingen. Sie hatten sozusagen ihren eigenen Klan rund um den Stein der Könige gebildet.
Dunner freute sich über alle Maßen, als er dies begriff, und er überließ die Kinder sich selbst und versuchte, so wenig Aufmerksamkeit auf sie zu lenken wie möglich. Diese Kinder, nahm er an, würden einmal Paladine werden, und im Augenblick hatte er noch genügend Kraft, um allein weiterzumachen.
Was die Orks anging, so war der Kapitän der Kapitäne selbst Paladin geworden, in der Hauptsache, um sich die Rüstung zu verschaffen, die er sehr bewunderte. Außerdem gefiel ihm der Gedanke, Prüfungen bestehen zu müssen, um diesen Status zu erreichen. Die Orks lieben Wettbewerbe und Herausforderungen aller Art über alles. Es gibt eine Geschichte darüber, dass ein Menschenkönig einmal seine belagerte Stadt rettete, indem er den angreifenden Orks ein Rätsel aufgab und versprach, die Stadt zu übergeben, wenn sie die Lösung fänden. Während die Orks sich vor der Stadt niederließen, um über die Angelegenheit zu streiten, schickte der König einen Boten zu einem Nachbarn und bat um Verstärkung. Diese Truppen besiegten die Belagerer. Es heißt außerdem, dass die Orks sich danach weigerten, das Feld zu räumen, bevor man ihnen die Antwort auf das Rätsel gegeben hatte, aber die meisten halten diesen Teil der Geschichte für unglaubwürdig.
Der Kapitän wollte Prüfungen für sein Volk entwickeln, aber er war sich nicht sicher, worin sie bestehen sollten. Er hielt die Prüfungen, denen sich die Menschen unterziehen mussten, für albern. Die Geschwüre von Aussätzigen verbinden – was für ein Unsinn! Bei den Orks gab es keine Aussätzigen. Sie wären als Belastung der Gesellschaft betrachtet und daher getötet worden, aber Orks schienen ohnehin immun gegen diese Krankheit zu sein. Die Elfen weigerten sich, ihnen zu verraten, worin ihre Prüfungen bestanden, also waren sie keine Hilfe. Dunner – der einzige Zwerg – hatte sich entschieden, sich denselben Prüfungen zu unterziehen wie die Menschen.
Endlich beschloss der Kapitän, dass die Prüfungen sich auf die Fähigkeiten eines Bewerbers als Seemann beziehen sollten, auf den Zweikampf und aufs Rätsellösen (um die Geisteskraft zu prüfen), auf den Mut und auf die Fähigkeit zu feilschen. Nachdem er so weit gekommen war, gelangte er zu der Überzeugung, es wäre nicht
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