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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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sage, lasst ihn Soldat bleiben. Lasst ihn General sein. Lasst ihn Männer in die Schlacht führen. Aber lasst nicht zu, dass er ihnen sagt, wie sie ihr Leben führen sollen.
    Es stimmt, dass wir Paladine eine wunderbare magische, mächtige Rüstung erhalten. Und wenn wir das Wort Rüstung hören, denken wir an Schlachten und Kriege. Und tatsächlich, wir kämpfen. Wir kämpfen jeden Tag unseres Lebens – wir kämpfen in den Schlachten, in die die Götter uns schicken. Wir kämpfen gegen Dummheit, gegen Unwissen, Vorurteil und Hass, wir kämpfen gegen Gier und Ungerechtigkeit. Wir kämpfen, um unseren Völkern den Frieden zu bringen. Dies sind die Schlachten, in die die Götter uns schicken, und daher tragen wir die Rüstung, die sie uns geben. Unsere Waffen sind nicht Schwerter. Unsere Waffen sind Geduld, Toleranz, Verstehen, Charakterfestigkeit, Umsicht, Gnade und Mitgefühl. Selbst Ihr werdet zugeben müssen, Euer Majestät, dass nichts davon,
nichts
davon« – Helmos betonte es noch einmal – »zu Prinz Dagnarus' Charaktereigenschaften gehört.
    Die Götter wissen, dass wir alles andere als vollkommen sind. Ich gebe nicht vor, auch nur über die Hälfte der Eigenschaften zu verfügen, von denen ich gerade sprach. Aber ich versuche es zumindest, und das, so glaube ich, tun wir alle hier. Prinz Dagnarus ist mutig – ich bin der Erste, der ihn dafür lobt. Er ist entschlossen und klug. Der König gibt zu, dass Prinz Dagnarus kein Gelehrter ist, und er schiebt diese Tatsache als unwichtig für unsere Entscheidung beiseite, indem er darauf hinweist, dass man auch andere in unseren Reihen nicht unbedingt als Gelehrte bezeichnen könnte.« Helmos schaute die Orks an, die ihn zur Abwechslung ausgesprochen aufmerksam ansahen.
    »Dennoch, auch jene, die die Worte auf einem Pergament nicht lesen können, können doch genauestens bestimmen, wo auf dem Meer sie sich aufhalten, und sie benutzen dazu Instrumente und mathematische Berechnungen, die für mich ebenso bedeutungslos sind wie das geschriebene Wort für sie. Die Tatsache, dass Prinz Dagnarus sich dazu entschieden hat, nichts zu lernen, sich dazu entschieden hat, nichts über andere Völker und die Welt, die ihn umgibt, erfahren zu wollen, dass er sich weigert, die Zeit und die Kraft zu investieren, die es kosten würde, sich weiterzubilden, weist für mich darauf hin, dass es ihm an Geduld und an Selbstdisziplin fehlt.
    Selbstdisziplin. Nach meiner Ansicht liegt Prinz Dagnarus' größter Fehler in seinem Mangel daran. Ihr mögt sagen – und damit Recht haben –, dass dies bei der Jugend sehr verbreitet ist. Und tatsächlich ist Prinz Dagnarus noch sehr jung. Vielleicht wird er mit der Zeit lernen, sich über seine Fehler hinwegzusetzen. Aber bis zu diesem Zeitpunkt – wenn dieser Zeitpunkt denn jemals kommen wird – werde ich diesen Rat darum bitten, gegen ihn zu stimmen. Prinz Dagnarus ist für das edle und erhabene Amt eines Paladins nicht geeignet. Ich werde gegen ihn stimmen, und ich dränge die anderen Mitglieder des Rates, dasselbe zu tun.«
    Bleich, aber gefasst, setzte Helmos sich wieder hin. Er hatte getan, was er tief im Herzen für das Richtige hielt. Er konnte selbst dem missbilligenden Blick seines Vaters mit Gleichmut begegnen, obwohl das Wissen, dass König Tamaros zornig auf ihn war, einen schweren Schlag darstellte. Helmos hatte gehofft, seine Worte könnten Tamaros umstimmen, könnten den blendenden Zauber, den Dagnarus gesponnen hatte, zerreißen. Helmos erkannte, dass er versagt hatte, dass Tamaros zwar nicht zornig auf seinen älteren Sohn war, aber enttäuscht von ihm.
    Ich kann nichts mehr tun, begriff Helmos hilflos. Ich kann meinen Verdacht nicht äußern, nicht ohne zu viele Leben zu zerstören. Ich muss den Göttern vertrauen, ich muss mich darauf verlassen, dass sie nicht zulassen werden, dass mein Bruder Paladin wird, selbst wenn wir es gestatten.
    »Hat noch jemand etwas zu dieser Angelegenheit zu sagen?«, fragte Lord Mabreton feierlich. Er schaute nachdenklich drein. Helmos' Worte hatten ihm Stoff zum Grübeln gegeben.
    Zur allgemeinen Überraschung kam der Kapitän schwerfällig auf die Beine. Nie zuvor hatte ein Ork bei einer Ratssitzung das Wort ergriffen (es sei denn, um zu fragen, wann es endlich etwas zu essen gäbe).
    »Die Vorzeichen für diesen Kandidaten sind schlecht. Wir« – der Kapitän nickte zu seinen beiden Kollegen hin – »stimmen mit nein.« Dann wandte er sich König Tamaros zu und fügte hinzu: »Ich habe

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