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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Gelehrten wagten es nicht, ihren Zorn auf den Prinzen zu zeigen, aber mit den jungen Novizen standen die Dinge anders, und so warfen sie Gareth wütende Blicke zu.
    »Seht nur, was Ihr angerichtet habt!«, flüsterte Gareth dem Prinzen zu.
    »Ein Fuchs im Hühnerstall«, sagte Dagnarus und sah sich um. »Langweilige alte Knacker. Wahrscheinlich hatten die meisten seit Jahren nicht mehr so viel Aufregung. Verzeiht mir, Bibliothekarin«, fügte er leise und in untertänigem Ton hinzu, beugte sich über die Hand der Bibliothekarin und küsste sie ehrfürchtig. »Ich hatte nicht solche Unruhe hervorrufen wollen. Ich bin ein Soldat, kein Gelehrter, und ich bin nicht daran gewöhnt, mich in solch stiller, feierlicher und fleißiger Umgebung zu bewegen. Ich habe etwas mit meinem Berater hier zu besprechen. Staatsangelegenheiten. Äußerst wichtig. Verzeiht mir bitte.«
    »Sicher, Euer Hoheit«, erklärte die Bibliothekarin, besänftigt von diesen entwaffnend offenen Worten. Sie hatte zwar ihr ganzes Leben ihrer Arbeit gewidmet, aber Dagnarus' gutes Aussehen und die Liebenswürdigkeit seines Handkusses waren ihr außerordentlich angenehm. Die Ehre und seine Aufmerksamkeit ließen sie erröten, und mit einem vorsichtigen Blick unter den Wimpern hervor vergewisserte sie sich, dass die anderen Magier auch alle bemerkt hatten, was geschah.
    Der Prinz verließ die Bibliothek, und sein pelzgefütterter Reitumhang verursachte dabei einen kleinen Wirbelwind, der Bücher von Tischen fegte und Pergamente in die Luft flattern ließ. Gareth folgte seinem Freund im aufgewühlten Kielwasser dieses Abgangs auf den Flur hinaus.
    »Was…«, begann er.
    »Nicht hier«, sagte Dagnarus, packte Gareth am Ärmel und zerrte ihn weiter den Flur entlang bis in den Teil des Schlosses, in dem die leeren Rüstungen klappernd Wache hielten.
    »Was ist denn? Was ist los?«, fragte Gareth.
    Dagnarus war offensichtlich von draußen gekommen – seine Wangen waren von der frischen, kühlen Luft gerötet, und er trug immer noch den Umhang und die Reitstiefel.
    »Ich war auf der Jagd«, sagte er.
    »Auf der Jagd?« Gareth starrte ihn an und konnte sich nicht vorstellen, was das mit ihm zu tun haben sollte. »Hatten Euer Hoheit eine gute Jagd?«
    »Ich habe nicht nach Wild gejagt, sondern nach einem Mann.«
    »Und?«, fragte Gareth verdutzt.
    »Nach einem Flüchtling, einem Mörder. Erinnerst du dich an den Bürger, der letzte Woche in der Unterstadt in einer dunklen Gasse erstochen wurde?«
    »Ich glaube, ich habe davon gehört. Ein Raubmord, nicht wahr?«
    »So sollte es aussehen – Geldbeutel und Schmuck wurden ihm abgenommen. Aber der Büttel war misstrauisch. Zum einen wurde der Mann durch einen raschen, sauberen Dolchstoß ins Herz getötet. Er starb sofort und ohne einen Laut. Dann tauchten die Edelsteine wieder auf, und zwar im Besitz der trauernden jungen Witwe, die sich von einem gut aussehenden ›Vetter‹ über das plötzliche Dahinscheiden ihres Gatten hinwegtrösten ließ.«
    »Also ein bezahlter Mord«, warf Gareth ein.
    »Genau. Diese beiden, die sich schon lange liebten, wollten den Mann loswerden, aber nicht sein Geld. Also haben sie ihn töten lassen. Der Mörder sollte die Edelsteine stehlen, sodass es wie ein Raub aussehen würde, aber die gierige kleine Witwe konnte sich nicht dazu durchringen, sich wirklich von den Steinen zu trennen. Also wies sie den Mörder an, sie ihr zurückzubringen. Sie und ihr Geliebter wurden erwischt, und sie haben mit dem Büttel einen Handel abgeschlossen, dass sie nur verbannt werden, wenn sie als Zeugen gegen den Meuchelmörder aussagen. Das haben sie getan. Er wäre uns beinahe entflohen – er ist ein boshafter, schlauer Schurke –, aber wir haben ihn in den Bergen aufgespürt.« Dagnarus grinste, noch ganz im Rausch der Jagd und ausgesprochen erfreut darüber, sein Wild gestellt zu haben.
    »Ich bin froh, dass ein solcher Mensch der Justiz übergeben wurde, Euer Hoheit«, sagte Gareth, »aber was…«
    »Was es mit uns zu tun hat?«, fragte Dagnarus und beugte sich näher zu seinem Freund. »Ich habe den ersten Kandidaten. Unseren ersten Vrykyl.«
    Gareth spürte, wie ihm das Blut aus dem Kopf schoss, sich irgendwo in seinem Bauch sammelte. Schwindlig geworden, taumelte er rückwärts und lehnte sich Halt suchend gegen die Mauer.
    »Was ist los, Fleck?«, fragte Dagnarus missbilligend. »Du siehst aus, als hättest du einen Schock. Behaupte nicht, du hättest es nicht erwartet. He, häng lieber den

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