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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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den Kerker niemals aufgesucht, und auch Helmos, der Kronprinz, war nie hier unten gewesen. Tamaros schickte seine Leute, die sich davon überzeugen sollten, dass die Gefangenen human behandelt wurden – dass die Zellen sauber waren, dass man die Gefangenen ordentlich ernährte und nicht zum Vergnügen schlug oder folterte. Darüber hinaus kümmerte er sich nicht um sie. Das war auch kaum überraschend, da die Gefangenen aller Rechte verlustig gegangen waren, als sie gegen die Gesetze des Königs verstießen – Gesetze, die ausgesprochen gerecht waren und die Rechte aller schützen sollten. Und indem er dafür sorgte, dass die Gefangenen nicht misshandelt wurden, zeigte Tamaros mehr Milde, als je ein anderer Herrscher von Vinnengael an den Tag gelegt hatte.
    »Dieser Gefangene, der heute eingeliefert wurde – der Meuchelmörder. Ich habe geholfen, ihn zu fangen«, sagte Dagnarus zum Kerkermeister und zupfte seine Handschuhe glatt. »Dieser Ehrenwerte Magus hier hat mich gebeten, den Mann verhören zu dürfen. Es besteht eine Möglichkeit, dass der Mann im letzten Jahr in den geheimnisvollen Tod eines anderen Magus in Neyshabur verwickelt war. Da ich geholfen habe, den Kerl zu erwischen«, fügte Dagnarus lässig hinzu, »habe ich ein gewisses Interesse an ihm.«
    »Selbstverständlich, Euer Hoheit. Ich verstehe vollkommen«, versicherte der Kerkermeister. Er griff nach den Zellenschlüsseln, die alle an einem großen Eisenring hingen. »Ich freue mich immer, den Magiern behilflich sein zu können. Hier entlang.«
    Sie beschritten einen schmalen Flur, der tief in den Felsen geschlagen war, auf dem man das Schloss errichtet hatte. Die Kerker, in denen die gefährlichsten Verbrecher eingesperrt waren, befanden sich unter dem Hauptteil des Schlosses, beinahe auf Höhe des Sees. Man musste unzählige Stufen hinuntersteigen, um hierher zu gelangen. Höhlenähnliche Zellen, die aus demselben Felsen gemeißelt waren, zweigten zu beiden Seiten vom Flur ab. Der Flur war hell mit Fackeln beleuchtet, die in der feuchten Luft qualmten.
    Es gab nur wenige Wachen in diesem Gefängnis, denn kaum ein Gefangener versuchte jemals auszubrechen. Ein Flüchtling musste zunächst ein verzaubertes Türschloss öffnen – und allein das war für einen anderen Zauberer so gut wie unmöglich. Dann musste er den Wachen ausweichen und dreihundert Stufen hoch zum Ausgang steigen, einem Ausgang, der ihn nur in die Kaserne der Königlichen Armee brachte.
    »Verzeiht den langen Weg, Euer Hoheit«, sagte der Kerkermeister, »aber wir haben ihn in eine der hintersten Zellen gesteckt. Er ist ein übler Bursche. Ich bezweifle, dass Euer Hoheit sich erinnern – Ihr wart damals noch ein Kind –, aber als er das letzte Mal hier war, ist ihm die Flucht gelungen. Zum Glück ist er einer von ganz wenigen, die das jemals geschafft haben.«
    Etwas rührte sich in Gareths Hinterkopf, etwas Unangenehmes, denn er spürte, wie er Gänsehaut bekam. Er konnte seine Angst aber nicht recht begreifen und schrieb sie schließlich der finsteren Atmosphäre des Kerkers zu, dem üblen Geruch, dem Husten, das aus den Zellen erklang, dem Stampfen von bestiefelten Füßen hinter ihnen, denn Dagnarus hatte zwei seiner Soldaten mitgebracht. Ansonsten war es ruhig. Dicke Steinmauern und schwere Eisentore mit nichts als einer kleinen Öffnung, durch die ein Wärter spähen konnte, wenn er seine Runde machte, dämpften alle Geräusche. Niemand hatte Grund zu sprechen, es sei denn mit sich selbst, und dies drang nicht bis in den Flur. Die Gefangenen, die in ihren Zellen allein waren, hätten ebenso gut vollkommen allein auf der Welt sein können.
    »Hier ist er«, sagte der Kerkermeister und blieb vor einer Zelle stehen, die sich ganz am Ende des Flures befand. Er holte seine verzauberten Schlüssel heraus, fand den passenden und steckte ihn ins Schloss. Licht blitzte auf – weil das verzauberte Schloss geöffnet worden war –, dann ertönte das Klacken des mechanischen Schlosses, und die Tür ging auf. Gareth hatte den Atem angehalten, weil es nach ungewaschenen Menschen, Urin und Kot stank; dann begriff er, dass er sich lieber daran gewöhnen sollte. Sie würden vermutlich einige Zeit hier bleiben. Er versuchte allerdings, so flach wie möglich zu atmen.
    »Shakur!«, knurrte der Kerkermeister. »Du hast Besuch. Seine Hoheit persönlich.«
    Keine Antwort ertönte, wenn man von einem leisen Kettenklirren absah, das dadurch entstanden sein mochte, dass jemand das Gewicht

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