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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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selbst in dieser Nacht noch bevorstand, bewirkte dies, dass Gareth körperlich übel wurde, sodass er gezwungen war, sich vom Tisch zu erheben.
    »Wo willst du denn hin?«, wollte Dagnarus wissen, packte Gareths Handgelenk und verdrehte es schmerzhaft.
    »Ich muss Vorbereitungen treffen«, sagte Gareth leise. »Wir treffen uns im Spielzimmer. Werdet Ihr bereit sein, Euer Hoheit?« Gareth hoffte beinahe, dass die Antwort »Nein« lauten würde.
    »Selbstverständlich«, entgegnete Dagnarus mit grimmigem Lächeln. Er hob seinen Weinbecher, prostete Gareth spöttisch zu und trank den Becher in einem Zug leer.
    Elend vor Unruhe und Angst, so krank, dass er kaum laufen konnte, entkam Gareth dem Festbankett. Er lief durch die Palastkorridore, ohne so recht aufzupassen, wo er hinging, und drehte und wendete in seinem Kopf immer wieder dieses widerwärtige Verbrechen, das er und der Prinz in dieser Nacht begehen wollten. Als er so durch die Flure schlich, den Kopf gesenkt, stieß Gareth mit jemandem zusammen, der ebenso gedankenverloren einhergegangen war.
    »Ich bitte um Verzeihung«, keuchte Gareth und geriet ins Taumeln. Eine feste Hand packte ihn, hielt ihn, und als er aufblickte, fand er sich zu seinem Entsetzen Kronprinz Helmos gegenüber.
    »Vergebt mir, Euer Hoheit«, murmelte Gareth und versuchte zu fliehen.
    Helmos hielt ihn weiterhin fest und starrte ihn im trüben Licht der Kerzen an.
    »Gareth, nicht wahr? Der Freund meines Bruders…«
    Nicht sein Freund… sein Prügelknabe…
    »Es geht Euch nicht gut«, bemerkte Helmos. »Kommt, setzt Euch hin. Ich werde jemanden rufen…«
    »Nein, Euer Hoheit, bitte nicht! Ich flehe Euch an. Es ist nichts. Mir ist nur ein wenig unwohl.«
    Gareth wusste kaum, was er sagte. Er versuchte, sich dem Griff des Prinzen zu entziehen, versuchte zu fliehen. Seine Knie verrieten ihn. Er taumelte unsicher und hatte keine andere Wahl, als sich dem Prinzen zu beugen. Eine niedrige, geschnitzte Bank stand an der Wand. Gareth nahm an, es sei immer noch besser, sich hinzusetzen als zu fallen, also sank er auf die Bank, senkte den Kopf und zog die Kapuze darüber – das eine, um das Blut zurückströmen zu lassen, das andere, um sein Gesicht vor dem durchdringenden Blick des Prinzen zu schützen.
    Gareth hoffte zutiefst – er hätte auch darum gebetet, wäre er nicht davon überzeugt gewesen, dass die Götter seinen Gebeten nicht mehr lauschten –, dass der Prinz ihn nun in Ruhe lassen würde.
    »Ich danke Euch, Euer Hoheit«, sagte er. »Es geht mir schon viel besser. Ich will Euch nicht von Euren Pflichten fern halten.«
    »Ihr macht Euch Sorgen um ihn«, sagte Helmos, setzte sich neben Gareth und legte seine warme Hand auf Gareths zitternde kalte Hand. »Ihr habt Angst um ihn. Ihr seid ein Magus, nicht wahr? Ihr wisst, was Dagnarus bevorsteht. Die Prüfungen, die er bestehen muss, sind schwierig. Aber die wahre Prüfung geht von den Göttern aus. Wenn sie…« Er zögerte, als ihm klar wurde, wohin diese Worte führen würden, und er bemühte sich, die Dinge so auszudrücken, dass er nicht ungerecht gegenüber seinem Bruder oder boshaft wirkte. »Die Götter finden an jedem von uns einen Makel«, gab er zu. »Wir sind sterblich, nur die Götter selbst sind vollkommen. Die Götter haben meine Fehler gesehen. Ich wurde geläutert. Der Schmerz… der Schmerz der Verwandlung ist schwer, sehr schwer zu ertragen. Glaube hilft dabei. Ich fürchte…«
    Er weiß es!, begriff Gareth, und dieses Wissen traf ihn wie eine Speerspitze. Er schauderte. Helmos weiß, dass Dagnarus in die Leere geblickt und sich ihr ergeben hat; er weiß, dass ich ihm bei seinen finsteren Unternehmungen helfe. Er wird uns denunzieren…
    Ängstlich hob Gareth den Kopf und schaute Helmos ins Gesicht. Er erwartete, eine grimmige, anklagende Miene zu sehen, entdeckte aber nur Freundlichkeit, Mitleid, Mitgefühl…
    Gareth senkte den Kopf, und Tränen traten ihm in die Augen. Schwach, verzweifelt, voller Angst vor sich selbst und der Ungeheuerlichkeit des Verbrechens, das er in dieser Nacht begehen wollte, sehnte sich Gareth danach, seine Schuld zu gestehen, seine schrecklichen Sünden. Keine Strafe, wie schwer auch immer, nicht einmal der Tod würde so schlimm sein wie die Qualen, die ihn derzeit heimsuchten.
    »Sagt es mir, Gareth«, bat Helmos, und es kam Gareth so vor, als spräche Helmos aus großer Entfernung, von einem Ort hoch über Gareth. »Schweigt nicht aus falsch verstandener Treue. Sprecht jetzt, und es

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