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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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besteht noch eine Chance, dass Ihr gerettet werdet. Ihr und er. Ihr könntet ihm vielleicht das Leben retten. Aus Liebe zu ihm, Gareth…«
    Aus Liebe zu ihm.
    Gareth schloss die Augen, und sein ganzer Körper zuckte in einem unterdrückten Schluchzen. Aus Liebe zu ihm. Ich kann ihn nicht verraten. Ich wage es nicht. Ihr habt Unrecht, Helmos. Wir können nicht gerettet werden, keiner von uns. Wir haben schon zu viel von der Finsternis in uns aufgenommen.
    Gareth nahm sich zusammen. Er hob den Kopf und sah Helmos direkt an. »Ihr braucht nicht um Euren Bruder zu fürchten, Prinz Helmos«, sagte er mit fester Stimme, und auch seinem Blick war nichts mehr anzumerken. »Er ist stark und entschlossen. Er freut sich darauf, von den Göttern geprüft zu werden. Er wünscht sich nichts so sehr, als Euch, seinem Vater und seinem Volk beweisen zu können, dass er würdig ist.«
    Helmos kam auf die Beine. Gareth hatte Zorn erwartet. Er sah nur Enttäuschung, Trauer und Bedauern.
    »Danke, Euer Hoheit«, sagte Gareth und senkte den Blick, denn er konnte diesem herzzerreißenden Kummer nicht mehr standhalten. »Danke für Eure Sorge. Es geht mir jetzt viel besser.«
    Helmos blieb noch einen Augenblick, aber Gareth saß nur schweigend da und sagte nichts mehr.
    »Die Götter mögen Euch beschützen, Gareth«, sprach Helmos schließlich und ging.
    Erst als Gareth die Schritte des Prinzen nicht mehr hören konnte, als der Flur wieder leer und dunkel war, ging er weiter bis zu Dagnarus' Gemächern. Dort, in der Latrine, entleerte Gareth seinen Magen; all die bittere Galle, die er hinuntergeschluckt hatte, kam heraus, und nun fühlte er sich ein wenig besser. Er ging weiter zum Spielzimmer, wo Dagnarus bereits wartete, in Stiefeln und Umhang, das Gesicht im Schatten einer Kapuze verborgen.
    »Wo warst du denn?«, fragte der Prinz ungeduldig.
    »Ich habe mit Eurem Bruder gesprochen«, erwiderte Gareth.
    Dagnarus packte ihn fest am Unterarm und riss ihn ins Licht. Er starrte ihn grimmig an.
    »Keine Sorge«, erwiderte Gareth kalt. »Ich habe nichts verraten. Er macht sich Sorgen um Euch, das ist alles. Er macht sich Sorgen, dass Euch etwas zustoßen könnte.«
    »Er sollte sich lieber um sich selbst kümmern«, meinte Dagnarus, ließ Gareth los und versetzte ihm einen Schubs. »Es ist Zeit. Gehen wir.«
    Die Straßen im oberen Teil der Stadt, wo die Botschafter residierten, waren leer. Die Häuser waren dunkel und still. Die meisten Botschafter nahmen an Dagnarus' Festessen teil und würden sich im Augenblick wahrscheinlich wundern, was aus dem Ehrengast geworden war. Silwyth stand bereit, um die notwendigen Entschuldigungen zu übermitteln – der Prinz hatte sich früh zurückgezogen, denn schließlich würde er in den nächsten Tagen sein Bestes geben müssen.
    Gareth und der Prinz ließen die eleganten Häuser der Botschafter hinter sich, bogen in eine Gasse ein und gingen bis ganz zum Ende. Dort lag eine Taverne, die hauptsächlich von den Stallknechten und Dienern der Botschafter frequentiert wurde. Da die meisten Botschafter unterwegs waren, war es hier sehr voll. Die wenigsten Gäste gönnten Gareth und Dagnarus einen Blick, als sie eintraten. Die Stammgäste waren ohnehin daran gewöhnt, ein Auge zuzudrücken. Dagnarus warf dem Wirt einen Blick zu, und der Mann nickte bestätigend. Gareth und der Prinz, die Kapuzen immer noch tief in die Gesichter gezogen, stiegen die Treppe zum ersten Stock hinauf.
    Zwei Soldaten hockten vor einer geschlossenen Tür und waren mit einem Würfelspiel beschäftigt. Als sie den Prinzen erspähten, kamen sie hastig auf die Beine.
    »Alles in Ordnung?«, fragte Dagnarus.
    »Alles in Ordnung«, erwiderte einer, und der andere nahm einen eisernen Schlüssel vom Gürtel und schloss die Tür auf.
    Das Zimmer hatte keine Fenster. Der einzige Weg nach draußen führte an den Wachen an der Tür vorbei. Die Möbel bestanden aus einem Bett, einem Tisch und zwei Stühlen. Auf einem der Stühle saß Shakur. Sein Oberkörper war auf den Tisch gesackt, ein Weinkrug stand an seiner Seite, und er umklammerte immer noch einen halb vollen Becher. Eine ungepflegt aussehende Frau, nur halb bekleidet, schlief schnarchend auf dem Bett.
    Gareth ging ins Zimmer und packte Shakur an der Schulter, um ihn wachzurütteln. Die Hand des Mannes glitt von dem Weinbecher ab, aber das war die einzige Reaktion.
    »Was soll das, Euer Hoheit?«, wollte Gareth erschrocken wissen. »Er muss bei Bewusstsein sein. Er muss wissen, was er

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