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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Verbrecher, packte ihn am Kragen und zerrte ihn weiter hinein. Gareth schloss die eiserne Tür hinter ihnen. Er bedachte Shakur mit einem Blick, wandte sich wieder der Tür zu und steckte seinen Finger ins Schloss, als wäre er ein Schlüssel.
    »Im Namen der Leere versiegele ich diese Tür«, sagte er. »Sie wird nur auf meinen Befehl wieder geöffnet.«
    »Was ist denn los?«, fragte Dagnarus erstaunt und starrte Gareth an, der sich vornüber beugte wie ein alter Mann, das Gesicht verzogen, die Arme um den Oberkörper geschlungen, als müsse er seine Knochen und Organe mit dieser Anstrengung drinnen halten.
    »Die Strafe, die ich für diese Magie zahle, Euer Hoheit«, erwiderte Gareth einen Augenblick später. Er holte schmerzerfüllt Luft, dann richtete er sich auf. »Ihr könnt Shakurs Fesseln lösen. Zumindest die an den Füßen. Er kann nicht von hier fliehen.«
    Gareth entzündete dicke Bienenwachskerzen, die auf schweren schmiedeeisernen Ständern standen. Dagnarus löste die Fesseln von Shakurs Fußgelenken und riss den Mann auf die Beine.
    Shakur spähte durch verfilzte Haarsträhnen, die ihm in sein vernarbtes Gesicht hingen, und sah sich um. »He!«, rief er zornig. »Was ist hier los? Warum habt Ihr mich hergebracht?«
    »Immer mit der Ruhe«, erwiderte Dagnarus gereizt. »Ich habe schon davon gesprochen, dass ich einen Schwur von dir brauche. Und hier wirst du ihn ablegen. In diesem Raum wirst du dich der Leere weihen, wie du es versprochen hast. Oder« – er lächelte auf sehr unangenehme Weise – »du kehrst zum Henker zurück.«
    Der Raum hinter der Eisentür war geräumig – ein Mann von Dagnarus' Größe hätte dreißig lange Schritte hindurch machen können. Er war rund und hatte eine hohe Kuppeldecke, war aber leer bis auf einen steinernen, schmucklosen Altar aus schwarzem Marmor. Die Wände, die Decke und der Boden bestanden aus Onyx, der so poliert war, dass die winzigen Flammen der unzähligen Kerzen wie Tausende wirkten, wie Sterne an einem wolkenlosen Nachthimmel. So eindringlich war diese Illusion, dass es einem hier vorkam, als befände man sich in der Mitte dieses Himmels, mit Sternen über und unter sich, und als schwebte man.
    Dagnarus sah sich um.
    »Fleck«, sagte er ehrfürchtig, »das hier… das ist es, was ich vor langer Zeit gesehen habe, als ich in die Mitte des Steins der Könige schaute! Ich stand allein im Dunkeln, und die Sterne umgaben mich. In diesem Raum gibt es eine Macht, eine Kraft.«
    »Was du spürst, ist die Abwesenheit von Macht«, sagte Gareth so leise, als befände er sich in der Königlichen Bibliothek. »Die Götter meiden diesen Raum, sie haben keine Gewalt über ihn. Dieser Raum gehört der Leere.«
    »Wissen die Ehrenwerten Magier, dass er existiert?«, fragte Dagnarus.
    »Ja«, erwiderte Gareth trocken.
    »Warum zerstören sie ihn dann nicht?«
    »Es geht nicht. Siehst du die Kuppeldecke? Das Gewicht des gesamten Tempels ruht auf diesem Raum. So weise waren jene, die den Tempel vor langer Zeit erbaut haben. Wasser löscht Feuer, aber die Menschen brauchen beides, um zu überleben. Sie brauchen die Luft zum Atmen, sie brauchen die Erde unter ihren Füßen, sie könnten nicht in einer Welt leben, die nur aus einem einzigen Element besteht. Die Götter haben nur deshalb Macht, weil es auch einen Ort gibt, wo sie keine haben. Wir alle verfügen über die Fähigkeit, Kraft aus beidem zu beziehen. Die Götter sind weise, daher versuchen sie nicht, ihr Gegenteil zu vernichten, und auch die Leere versucht nicht, das Universum zu verschlingen, denn dann würde sie sich füllen und aufhören zu sein. Wenn Alles Nichts ist, dann hört das Nichts auf, Alles zu sein.«
    Darauf hatte Dagnarus keine leichtfertige Antwort mehr. Er kam sich vor wie aus der Zeit geschleudert, schwebend in einem Himmel, einem Reich, in dem keine Gesetze ihn banden. Sein Leben war nichts weiter als eine einzelne Kerzenflamme. Wenn man darauf blies, würde sie verlöschen, aber Millionen weitere würden weiter brennen. Und er stand in der Mitte und füllte nun endlich die Leere.
    »Und ich brauche nur diesen Eid zu schwören?«, fragte Shakur.
    »Auf die Leere«, erwiderte Dagnarus und sah ihn an.
    Shakur nickte bedächtig. »Ich verstehe«, sagte er, als spräche er mit sich selbst, aber die Worte flatterten wie Gespenster durch die Luft. »Ich bin bereit. Was soll ich sagen?«
    »Bist du, Shakur, einverstanden, die Leere zu deinem Herrn zu machen?«, fragte Gareth. »Willst dein Leben und

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