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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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deine Seele der Leere weihen?«
    »Ja«, erwiderte Shakur und zuckte die Achseln.
    »Dies hier ist ernst!«, fauchte Gareth und sah ihn wütend an. »Wir müssen uns deiner Treue sicher sein können. Wir müssen wissen, dass du das, was du sagst, auch ernst meinst.«
    »Ich meine es ernst«, sagte Shakur barsch. »Ich werde es Euch erzählen, wenn Ihr wollt. Ich werde Euch meine Geschichte erzählen. Ich habe nicht darum gebeten, geboren zu werden. Meine Mutter hat mich nicht gewollt; ich war ihr nur im Weg. Sie hat versucht, mich loszuwerden, noch bevor ich zur Welt kam, aber sie hat versagt. Mein Vater – wer war er? Ich habe es nie erfahren. Irgendein Kunde, der für das Vorrecht, mich zu zeugen, bezahlt hat.
    Ich wurde nur geschlagen und getreten, als ich klein war, bis meine Mutter herausfand, dass ich doch einen Wert hatte. Einige der Männer, die sie aufsuchten, hatten auch etwas für kleine Jungen übrig, und sie bezahlten sie gut für meine Dienste. Am Ende jedoch fiel das Geld an mich. Eines Abends war sie betrunken und zornig, und sie schlug mich – sie und einer ihrer Liebhaber. Ich zog sein Messer aus dem Gürtel, den er auf den Boden geworfen hatte, und das war das Ende meiner Mutter. Ich habe viele nach ihr getötet, aber ich höre immer noch ihre Schreie.«
    Shakur sank auf die Knie. Er hob den Kopf und starrte ins Dunkel, ohne zu blinzeln. »Ich wurde für die Leere geboren. Die Leere ist mein Herr. Das schwöre ich beim Blut meiner Mutter, das an meinen Händen klebt.«
    Der Prinz war totenbleich geworden, aber ein Feuer glühte tief in seinen Augen, die alle Farbe verloren hatten, keine Smaragde mehr waren, sondern die Dunkelheit spiegelten, gefleckt mit Sternen.
    Gareth, der seltsam bewegt war, sagte leise: »Ich glaube, er meint es wirklich ernst. Nun stellt fest, ob er ein akzeptabler Kandidat ist.«
    »Was?« Shakur runzelte die Stirn. »Wie meint Ihr das – akzeptabel? Ich habe doch den Eid geleistet, oder?«
    Langsam und mit einer Ehrfurcht erfüllt, die er in der Gegenwart der Götter nie verspürt hatte, zog Dagnarus den Dolch der Vrykyl heraus. Die polierte Oberfläche der Waffe spiegelte das Kerzenlicht wider, sodass kleine Feuerströme über sie zu fließen schienen, als wäre sie aus einem brennenden Fluss gezogen worden. Die Augen des Drachen, der den Griff bildete, glitzerten rot im Licht, und es sah beinahe so aus, als blinzelten sie vor Freude.
    »He, was ist das?«, wollte Shakur wissen.
    »Die Waffe, die du für deinen Auftrag benutzen wirst.« Gareth musste sich die trockenen Lippen lecken, um diesen Satz hervorzubringen.
    Shakur warf dem Dolch einen verächtlichen Blick zu. »Viel zu kunstvoll. Ich hab meinen eigenen Schweinedolch.« Er hob die gefesselten Hände. »Ich habe Euren elenden Eid geschworen. Jetzt befreit mich endlich.«
    »Gibt es Worte für das Ritual?«, fragte Dagnarus, der den Dolch immer noch ehrfürchtig anstaunte, leise.
    »Nein«, erwiderte Gareth. »Die Magie befindet sich in der Waffe selbst. Legt sie auf den Altar.«
    Vorsichtig tat Dagnarus, was man ihm gesagt hatte.
    »Verdammt, ich habe gesagt, Ihr sollt mir die Fesseln abnehmen!«, rief Shakur. Er kam auf die Beine und streckte die gefesselten Hände nach Dagnarus' Hals aus.
    Der Dolch blitzte im Feuerlicht auf. Er hob sich vom Altar und bohrte sich Shakur in den Rücken, zwischen die Rippen, schnell und fest. Shakur riss den Kopf hoch und stieß ein leises Grunzen aus. Sein Blick zuckte von Dagnarus, der ihn mit einem seltsamen, schrecklichen Lächeln anschaute, zu Gareth, der zusah, wie das Leben aus diesem Blick wich.
    Shakur fiel vornüber auf den Onyxboden. Er war tot.
    Als Nächstes bemerkte Gareth, dass Dagnarus sich über den Leichnam beugte und ihn besorgt ansah.
    »Fleck? Was ist los? Alles in Ordnung? Ich habe vergessen, dass du kein Soldat bist. Ich hätte dir sagen müssen, dass du nicht hinsehen sollst. Was machen wir jetzt mit ihm?« Er betrachtete die Leiche neugierig.
    »Wir müssen ihn auf den Altar legen«, sagte Gareth und vermied es, die Leiche anzuschauen.
    »Dir ist schlecht«, stellte Dagnarus fest. »Setz dich, bevor du umfällst. Du bist keine Hilfe, wenn du das Bewusstsein verlierst, und genau das wird passieren, wenn du mit dem Kopf auf diesen Steinboden schlägst. Ich werde schon tun, was notwendig ist.«
    Demütig befolgte Gareth den Befehl des Prinzen. Es gab keinen Stuhl, aber er lehnte sich gegen die kalte Steinwand, schloss die Augen und holte mehrmals tief Luft.

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