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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Das bewirkte, dass der Schwindel und die Übelkeit nachließen. Er sagte sich, dass er nichts Falsches getan, sondern nur ein hassenswertes Leben beendet hatte, eines, das vielen Kummer und Schmerz gebracht hatte, ein Leben, das der Mann selbst nur zu gern losgeworden war. Als Gareth den Kopf wieder hob, konnte er endlich Shakurs Leiche, die auf dem Altar lag, ungerührt ansehen.
    »Zieht den Dolch heraus«, sagte er zu Dagnarus.
    Der Prinz zögerte. »Darf ich ihn berühren?«
    »Ja, er hat seine Aufgabe erledigt, er hat den Kandidaten akzeptiert. Jetzt legt den Dolch der Vrykyl auf sein Herz. Der Drachenkopf muss auf Shakurs Kopf zeigen, der Handschutz auf die Arme, die Spitze zu den Beinen hin.«
    Er sah zu, während Dagnarus dazu ansetzte, nach dem Dolch zu greifen. »Wartet!«, rief er dann.
    »Was ist?« Dagnarus hielt verblüfft inne.
    Gareth sprach nicht sofort weiter. Er schaute Shakur an, dann wandte er sich dem Prinzen zu. »Die Essenz dieses Mannes befindet sich nun im Dolch. Wenn Ihr wollt, Euer Hoheit, könnt Ihr dieses Leben in Euch selbst aufnehmen.«
    »Was? Wie er werden?« Dagnarus betrachtete Shakur angewidert. »Nein danke!«
    »Nein, Euer Hoheit. So wirkt sich die Magie nicht aus. Dem Buch nach zu schließen, erhält man, wenn man die Essenz absorbiert, nur diese Essenz – die Lebenskraft. Shakur braucht sie nicht mehr. Die Leiche eines Vrykyl wird von der Leere erhalten. Sein Leben wird das Eure überdauern. Ihr werdet sozusagen zwei Leben haben.«
    »Stimmt das auch?«, fragte Dagnarus zweifelnd.
    »Der Grund, aus dem ich dazu rate«, fuhr Gareth fort, »besteht darin, dass es Euch auch in gewissem Maß beschützen wird. Mit anderen Worten, seine Essenz wird als eine Art Rüstung für Euch dienen. Als Soldat wisst Ihr, Euer Hoheit, dass eine Rüstung durchdrungen werden kann und Euch nicht unverwundbar macht. Aber sie kann Euch helfen, zu überleben…« Er sah, dass Dagnarus unwillig die Stirn runzelte und schwieg.
    »Sie könnte mir helfen, die Prüfungen eines Paladins zu bestehen«, beendete Dagnarus den Satz für ihn. »Du glaubst immer noch nicht an mich.«
    Gareth antwortete nicht. Er ging zum Altar und schaute auf die Leiche nieder.
    »Dennoch«, meinte Dagnarus, bezwang allmählich seinen Zorn und betrachtete den Dolch mit neuem Interesse, »dieses zweite Leben könnte aus anderen Gründen wichtig sein. Ein General, der in einer Schlacht nicht so leicht umzubringen ist, kann große Vorteile haben. Denk doch nur, was es für die Moral meiner Männer bedeuten würde, mich nach einer scheinbar tödlichen Wunde gesund und munter wieder aufstehen zu sehen! Ich werde die Lebensessenz nehmen, Fleck. Was muss ich tun?«
    »Ihr müsst die Finger Eurer linken Hand in das Blut des Toten tauchen, sie in den Mund stecken und das Blut ablecken.«
    Dagnarus tat, wie Gareth ihn geheißen hatte, wischte das Blut vom Dolch auf seine Finger – wobei er darauf achtete, sich nicht zu schneiden – und leckte es grimassierend ab. »Nicht gerade der beste Wein, den ich je getrunken habe«, stellte er fest. Er blickte auf. »Was nun?«
    »Das ist alles, Euer Hoheit. Und jetzt legt den Dolch auf die Leiche.«
    »Ich fühle mich kein bisschen anders«, meinte Dagnarus enttäuscht. »Woher soll ich wissen, dass es funktioniert hat?«
    »Ihr werdet es wissen, Euer Hoheit«, erklärte Gareth leise.
    Achselzuckend und nicht sonderlich erfreut legte Dagnarus den Dolch auf Shakurs Brust, den Drachenkopf direkt unter Shakurs Kopf, die Drachenflügel zu Shakurs Armen hin ausgerichtet. Dann trat er einen Schritt zurück.
    Nichts geschah.
    Dagnarus verzog missmutig das Gesicht und sah Gareth anklagend an. »Es hat nicht funktioniert.«
    Gareth hob die Hand und zeigte auf den Altar. »Im Gegenteil. Seht doch, Euer Hoheit.«
    Dagnarus sah hin und riss verblüfft die Augen auf.
    Der Dolch der Vrykyl hob sich langsam in die Luft und schwebte über Shakurs Brust.
    Die Schuppen des Drachen, der den Dolch bildete, nahmen deutlichere Form an, wurden schwarz und glänzend wie die Onyxwände. Die Schuppen – Hunderte von ihnen – regneten auf Shakur nieder. Scharf wie Obsidiansplitter durchstachen sie das tote Fleisch, wo immer sie es berührten. Sie arbeiteten sich in die Leiche und tief unter die Haut, dann begannen sie zu wachsen. Schwarze Schuppe verband sich mit schwarzer Schuppe, alle berührten einander, bis Shakurs Leiche von einer festen schwarzen Schale umgeben war.
    Die Schale nahm die Gestalt einer Rüstung an,

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