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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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um und schlug mit der Faust auf den Altar. »Die Götter sollen verflucht sein! Ich werde bekommen, was ich will!«
    Bis ins Innerste seines Wesens erschüttert von diesem Sakrileg, streckte der Hohe Magus die Hand aus, um den Prinzen festzuhalten, um ihn zu ermahnen. Aber dann zog Reinholt mit einem Schmerzensschrei die Hand wieder zurück, als hätte er sie sich verbrannt.
    Dagnarus ging in Flammen auf.
    Der Ehrenwerteste Hohe Magus taumelte entsetzt rückwärts. Die Paladine starrten Dagnarus erschüttert und erschrocken an. Verzweifelt sprang König Tamaros von seinem Stuhl auf und lief auf seinen Sohn zu, hatte offensichtlich vor, die Flammen mit bloßen Händen zu ersticken.
    »Zurück!«, rief der Hohe Magus mit schrecklicher Stimme. »Dies ist der Wille der Götter! Wir dürfen uns nicht einmischen!«
    Helmos packte seinen Vater und hielt ihn zurück. Tamaros brach in den Armen seines Sohnes zusammen wie ein Spielzeug und konnte sich nicht mehr rühren. Königin Emillia schrie wieder und wieder, immer denselben Ton, wie ein Kaninchen, das von einem Fuchs zerrissen wird.
    Auf Helmos' Befehl hin halfen die Paladine dem erschütterten König. Sie nahmen ihn aus Helmos' Armen und halfen ihm zurück zum Thron.
    Mit einem grimmigen, trotzigen Blick zum Hohen Magus eilte Helmos nun selbst zu Dagnarus, bereit, sein Leben zu wagen, um seinen Bruder zu retten. Er konnte ihm nicht nahe genug kommen; die Hitze des inneren Feuers, das Dagnarus' Körper verschlang, trieb ihn zurück.
    Die Flammen umwirbelten Dagnarus. Man konnte sehen, wie seine Haut, schwarz und verkohlt, in der Hitze schrumpfte. Seit dem letzten trotzigen »Nein!« hatte er nichts mehr gesagt. Er hatte nicht aufgeschrien. Seine Glieder krümmten sich in entsetzlicher Qual, aber er gab keinen Laut von sich.
    Ein paar Zuschauer gerieten in Panik und flohen schreiend aus dem Gebäude. Andere saßen wie vom Donner gerührt still und folgten dem schrecklichen Spektakel fasziniert.
    Ein herzzerreißender Schrei war von Valura gekommen, aber dann hatte sie geschwiegen. Dem Schrei nach zu schließen, der aus der Tiefe ihres Herzens gedrungen war, hätte sie genauso gut tot sein können.
    Gareth war entsetzt, konnte sich nicht regen, nicht sprechen. Er konnte nicht Atem holen, und als er sich an sein Gebet erinnerte, dachte er, dass er nun vielleicht zusammen mit seinem Prinzen sterben würde. Er kämpfte nicht gegen dieses Schicksal an; er wollte nicht weiterleben. Die Qual der Schuld und des Wissens, dass nun herauskommen würde, wie tief er in diese schreckliche Tragödie verstrickt war, ließen ihm den Tod vergleichsweise angenehm erscheinen.
    Die Flammen erstarben ganz plötzlich, als wären sie von einer kalten Windbö ausgeblasen worden. Eine verkohlte Masse, die nicht einmal mehr als Mensch zu erkennen gewesen wäre, lag vor dem Altar. Die Magier und die Paladine starrten sie entsetzt an. Reinholt griff nach dem Altartuch, weil er die Leiche bedecken wollte. Er machte einen Schritt vorwärts, nur um dann wieder entsetzt zurückzuweichen.
    Die verkohlte Masse hatte begonnen, sich zu bewegen. Arme wurden ausgestreckt. Der Kopf hob sich vom Boden. Der Körper, der verrenkt und verbrannt gewesen war, begann sich aufzurichten.
    Die Magier schnappten nach Luft und flehten die Götter um Gnade an.
    Schwärze nahm Gestalt an: Brustharnisch, Beinschienen, Armschützer, Handschuhe. Die Rüstung glitzerte im Licht, ein schwarzer Panzer mit Sehnen und Blutgefäßen, deutlich sichtbar vor Knochen und Muskeln aus schwarzem Stahl.
    Die zehn Hohen Magier drängten sich zusammen wie Hühner bei einem Gewitter. Die Paladine erinnerten sich an ihre Pflichten und beeilten sich, den König und Helmos vor dieser Erscheinung zu schützen. Es war so still, als wären die Zuschauer dieses entsetzlichen Spektakels zu Stein geworden.
    Die Gestalt in der schwarzen Rüstung erhob sich nun zu ihrer vollen Größe. Sie sah scheinbar verblüfft ihre Hände und Arme an, ihr Gesicht – bedeckt mit einem schwarzen Helm, der die Züge eines reißenden Wolfs trug –, wandte sich von links nach rechts. Sie bog die Finger. Prüfend machte sie einen oder zwei Schritte. Sie zog das schimmernde schwarze Schwert aus der Scheide und schwang es mehrmals hin und her, prüfte seine Kraft, seine Biegsamkeit. Und die ganze Zeit über musste sie sich wohl fragen, zweifeln und am Ende verstehen und akzeptieren. Triumphieren.
    Sie wandte sich den Zuschauern zu und hob das Visier ihres Helms. Es war das

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