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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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dem neuen Paladin zuzujubeln.
    Die Menge war lebhaft und übermütig; sie hätten genauso gut darauf warten können, dass ein Rummelplatz geöffnet wurde.
    Viele hatten Wein mitgebracht, um ihren Durst zu löschen. Eine Gruppe hatte ihren eigenen Bänkelsänger dabei, der ein Lied zu Dagnarus' Ehre verfasst hatte und der es nun zum sechzehnten Mal zu großem Beifall und ununterbrochenem Münzenregen sang. Eine Gruppe von Kindern begann zu tanzen, während etliche Orks ein paar gutgläubigen Menschen beibrachten, wie man ein ganz einfaches Spiel mit drei Muscheln und einer Erbse spielt.
    Flüstern, dass etwas schief gegangen war, entwich den Tempeltoren wie große Fledermäuse, Schatten fielen auf die Menge, brachten den Sänger zum Schweigen und machten dem Tanz ein Ende. Die Tempeltore standen offen, damit so viele Zuschauer wie möglich noch etwas sehen und hören konnten. Nun berichteten jene, die sich an den Toren drängten, den anderen, was geschehen war. Die, die hinter ihnen standen, gaben die Worte an ihre Nachbarn weiter.
    »Die Leere… die Leere… die Leere…«, lautete dieses Flüstern, das allen schockierte Blicke und Keuchen und ungläubige Proteste entlockte.
    Die Menge drängte vorwärts, weil allen zur selben Zeit das Gleiche einfiel: dass sie sich hineindrängeln mussten, um zu sehen, was wirklich los war. Die Soldaten, die die Tempeltore bewachten, reagierten schnell. Sie zwangen die Menge zurück, aber auch die Soldaten hatten die Gerüchte vernommen und schauten beunruhigt drein und warfen häufiger Blicke zu ihren Offizieren hin.
    »Los, findet heraus, was passiert ist«, befahl Hauptmann Argot, aber in diesem Augenblick erhielt er seine Antwort auch schon.
    Dagnarus stand oben auf der Tempeltreppe. Das Sonnenlicht fiel auf die schwarze Rüstung, und sie glitzerte in Unmengen dunkler, unheimlicher Regenbogenfarben. Er hatte das Visier gehoben, sah sich rasch um und blieb am Ende der Treppe stehen, um sich einen Überblick über die Situation zu verschaffen. Er ignorierte die unruhige Menge, ignorierte die erschrockenen Soldaten. Sie hätten ebenso gut Insekten sein können. Er hätte sie zerdrücken können, wenn sie ihn ärgerten.
    Er drehte sich herum, sagte etwas zu Silwyth, machte eine Geste. Der Elf nickte. Zufrieden, dass sein Befehl befolgt würde, schritt Dagnarus majestätisch die Treppe hinab, Valura an seiner Seite, die sich fest an seine Hand klammerte. Niemand unternahm den Versuch, sie aufzuhalten. Die Menge und die Soldaten wichen vor ihnen zurück. Eltern hoben weinende Kinder hoch und hielten ihnen die Augen zu. Die Orks machten das Zeichen zur Abwehr des Bösen, als Dagnarus an ihnen vorbeiging.
    Der Mann, der Dagnarus' Pferd hielt, hielt stand, bis die Erscheinung in der schwarzen Rüstung ganz nahe war. Dann konnte er es nicht mehr ertragen. Er rannte davon und riskierte lieber, für die Befehlsverweigerung bestraft zu werden, als seine Seele an diesen Dämonenprinzen zu verlieren.
    Das Pferd des Prinzen war gut ausgebildet und rührte sich nicht von der Stelle. Welche Farbe die Rüstung seines Herrn hatte, interessierte das Tier nicht; die Aufregung, die Angst und die Spannung erinnerten es ans Schlachtfeld. Das Pferd sah Dagnarus an und schüttelte die Mähne, als wollte es ungeduldig sagen: »Bringen wir es hinter uns!«
    Dagnarus hielt inne, um dem Tier den Hals zu streicheln. »Auch du stehst treu zu mir«, sagte er leise und gerührt. »Das werde ich nicht vergessen.«
    Dann hob er Valura hoch und setzte sie aufs Pferd. Mit geschmeidigen Bewegungen, als wäre die Rüstung nur eine glatte schwarze Schicht auf seiner Haut und kein Metall, stieg er dann selbst in den Sattel. Silwyth hatte sich das Pferd eines Soldaten für sich und Gareth genommen, der nun hinter dem Elf saß, die Arme um Silwyths schlanke Taille geschlungen.
    Aus dem Tempel erscholl ein Jammern und ein Aufschrei, gefolgt von einem Ruf aus vielen Kehlen: »Der König ist tot!«
    Hauptmann Argot hörte den Schrei. Er schaute erst zum Tempel hin, dann wieder zu Dagnarus, der sich im Sattel zurechtsetzte. Argot spornte sein Pferd an. Er streckte der. Arm aus und packte die Zügel von Dagnarus' Pferd.
    Dagnarus schaute den Mann an, der seit seiner Kindheit sein Freund und Mentor gewesen war, ein treuer Soldat und Kamerad. Der Hauptmann sah den Mann an, den er mehr bewundert hatte als alle anderen.
    »Steigt ab, Herr«, sagte er. »Ihr steht unter Arrest.«
    Dagnarus rührte sich nicht. Er legte die Hand auf

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