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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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zu halten.«
    »Und wie soll ich das tun, Meister Prügelknabe?«, fragte Silwyth spöttisch. »Er ist mein Prinz. Ich folge seinen Befehlen.«
    »Ihr werdet einen Weg finden«, entgegnete Gareth. »Ihr findet doch immer einen Weg. Sagt, dass der Schlauch ausgelaufen ist oder dass die Bären ihn gestohlen haben. Sein Sieg hängt von seiner Fähigkeit ab, sich zu konzentrieren und seine Energie gezielt einzusetzen. Unser Leben – unser aller Leben – hängt von ihm ab.«
    »Der Wein lässt ihn den Schmerz leichter ertragen«, sagte Silwyth leise. »Er hat mir einmal gesagt, wenn er träumt, spürt er die schreckliche Hitze der Flammen und sieht, wie seine eigene Haut verschrumpelt und verkohlt…«
    Gareth zuckte die Achseln. Früher einmal hätte er Mitleid verspürt, aber das war nicht mehr der Fall.
    »Ich werde dafür sorgen, dass er morgen nüchtern ist«, sagte Silwyth und ging.
    Gareth hielt die ganze Nacht über Wache. Die Zauberer rezitierten weiter, bis einige so heiser waren, dass sie nur noch flüstern konnten, während andere ihre Stimmen völlig verloren und die Worte nur noch lautlos formten. Sie gingen und gingen, Runde um Runde. Müdigkeit packte sie, sie stolperten, stützten einander, hielten sich aneinander fest. Einmal jedoch fiel einer von ihnen zu Boden und stand nicht mehr auf. Schreckliche Geschwüre bedeckten ihn. Er blutete am ganzen Körper. Die anderen Zauberer gingen weiter und stiegen dabei über ihren gestürzten Genossen hinweg.
    Gareth rannte zu dem Magus – einem Mann, der nicht viel älter war als er selbst. Er fühlte den schwachen Pulsschlag des Mannes, zerrte den Zauberer zur Seite, weg von dem Kreis, und rief nach einer Heilerin, die sie in Dunkarga rekrutiert hatten. Die Heilerin sah den jungen Mann an, dann die Zauberer, und erklärte kühl, dass sie bezweifelte, viel für ihn tun zu können, es aber zu versuchen. Gareth war nicht überrascht, als man ihm später erzählte, dass der junge Mann gestorben war.
    Stunde um Stunde verging. Gareth sah kein Anzeichen dafür, dass der Bann funktionierte, und er bekam Angst. Dagnarus würde außer sich vor Wut sein. Er hatte alles auf den Erfolg dieses Planes gesetzt. Gareth war einer Panik nahe, als er endlich das entdeckte, worauf er gewartet hatte.
    Er ermahnte sich, nicht zu viel zu erwarten, und zügelte seine plötzliche Freude. Er sagte sich, seine Augen seien müde und spielten ihm einen Streich. Er wandte den Blick ab, schaute wieder hin. Das Ergebnis war dasselbe. Die Zauberer, die im Kreis gingen, konnten nun ebenfalls erkennen, dass ihre Magie Wirkung zeigte. Ihre Stimmen wurden fester. Sie richteten die von Müdigkeit gebeugten Rücken wieder auf. Das Tempo ihrer Schritte wurde schneller. Runde um Runde gingen sie im Kreis, und in diesem Kreis begann sich die Dunkelheit der Leere zu bilden – finsterer als der finsterste Teil der finstersten Nacht.
    Zuvor war Gareth imstande gewesen, den gesamten Kreis der Zauberer im sanften Licht des Mondes und der Sterne zu erkennen. Nun sah er nur noch jene, die sich auf seiner Seite des Kreises befanden. Die anderen verschwanden hinter der Finsternis, wenn sie weitergingen, und tauchten auf der anderen Seite wieder auf. Es war, als hätte sich in der Mitte des Kreises eine dicke Jettsäule gebildet.
    Der Zauber wirkte.
    Es war nur noch eine Stunde bis zur Morgendämmerung. Der Himmel im Osten wurde heller, obwohl unter den Bäumen noch alles dunkel war. Der Fluss strömte rasch und schwarz dahin. Gareth hatte keine Zweifel mehr. Er konnte es deutlich erkennen. Die Zauberer umkreisten einen Teil der Leere; ein finsteres Loch war in die Morgendämmerung geschnitten.
    Schwere Schritte brachen die Stille. Gareth schaute über die Schulter und entdeckte Dagnarus, das Haar zerzaust, nur in Hemd und Kniehose, Strümpfen und Stiefeln, der durch den Wald stapfte. Er war sehr schlechter Laune, seine Miene grimmig. Valura ging hinter ihm her, und ihre Schritte waren auf dem Laub nicht zu hören.
    Gareth war viel zu begeistert von dem, was er erreicht hatte, um sich von der schlechten Laune des Prinzen aus der Ruhe bringen zu lassen. Dagnarus würde schon bald besseren Mutes sein. Wenn er das Wunder sah, das sich hier vollzog, würde ihn das ganz erheblich aufheitern.
    »Guten Morgen, Euer Hoheit«, sagte Gareth. »Habt Ihr gut geschlafen?«
    »Nein, das habe ich nicht, verflucht sollst du sein!«, gab Dagnarus zurück. »Und heute früh gab es nicht einmal mehr Wein. Silwyth, dieser Narr,

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