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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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würde keinen Zauber geben. Der Arm und die Hand des Prinzen waren nicht mehr zu sehen, waren von der Finsternis verschlungen worden. Die Leere gehörte ihm.
    »Erteilt ihr Eure Befehle, Euer Hoheit!«, drängte Gareth. »Benutzt die Magie zu dem, was Ihr wollt. Schnell!«
    Dagnarus hob den Arm, und die Säule aus Finsternis hob sich mit ihm.
    »Der Fluss!«, rief er mit Schrecken erregender Stimme, die alle schlafenden Soldaten augenblicklich auf die Beine brachte. Alle griffen nach den Waffen, weil sie glaubten, der Feind hätte sich angeschlichen.
    »Ich befehle dir, den Fluss zu verschlingen!«
    Die Finsternis verschwand. Die Zauberer starrten einander an, bis ihre Kraft vollkommen nachließ und sie keuchend und hechelnd zu Boden sanken oder einfach umfielen. Einige blieben sehr still liegen. Dagnarus stand am Ufer und sah zu; Gareth war an seiner Seite. Valura hielt sich im Schatten hinter ihnen und mied das erste Morgenlicht, das die Wellen des rasch dahineilenden Flusses vergoldete.
    Nichts geschah, und abermals bewirkten Angst und Zweifel, dass Gareths Magen sich zusammenzog, obwohl er mit kalter Logik sehr wohl wusste, dass der Zauber hervorragend gewirkt hatte und sie nur warten mussten. Dennoch, die Erleichterung, die er verspürte, als er sah, wie sich die Wellen veränderten, wie sie sich um einen Punkt in der Mitte des rasch fließenden Wassers zu drehen begannen, war unbeschreiblich. Er lehnte sich gegen einen Baumstamm und betrachtete stolz sein Werk.
    Wie Dagnarus befohlen hatte, verschlang die Leere den Hammerklauenfluss, als hätte jemand den Stöpsel aus einem Spundloch unten an einem Weinfass gezogen. Der Fluss begann abwärts zu wirbeln, stürzte schneller und schneller in ein klaffendes Maul aus Schwärze, das breiter und breiter wurde, bis es sich von einem Ufer zum anderen erstreckte. Das Flusswasser schoss in diesen Strudel hinein, floss über den Rand des gewaltigen Lochs, und all dies geschah in grausiger Stille. Alle Geräusche der Wasserkaskade wurden von der Schwärze verschluckt. Die Sonne ging auf, aber ihr Licht konnte diese Finsternis nicht durchdringen. Keine Regenbögen tanzten über diesem schauerlichen Wasserfall.
    Außerhalb der Leere war nun der Boden des Flussbetts zu sehen; feuchte Kieselsteine glitzerten im Morgenlicht. Fische zuckten zwischen den Steinen und erstickten langsam. Das Flussbett würde glitschig und schlecht zu begehen sein. Hier und da gab es noch Wasserpfützen und große Flecke feuchten, klebrigen Schlamms. Aber die Armee hatte keinen weiten Weg vor sich. Im Sonnenlicht konnte Gareth die Mauern des Schlosses direkt vor sich sehen, Mauern, auf denen keine Wachen standen, denn sie vertrauten darauf, dass der Fluss sie schützte. Mauern, die leicht von Dagnarus' Armee überwunden werden konnten, die durch die Aquädukte eindringen würde, die frisches Wasser vom Fluss zum Schloss brachten.
    Vinnengael, am Leben gehalten von seinen Wasserfällen, würde durch das Wasser sterben.
    »Ihr müsst Euch beeilen, Euer Hoheit«, rief Gareth. »Der Bann wird nur von Sonnenaufgang bis Sonnenuntergang halten! Dann wird das Wasser zurückkehren!«
    »Mehr Zeit brauchen wir nicht«, sagte Dagnarus. »Shakur hat im Morgengrauen mit seinem Angriff auf die Nordmauer begonnen. Während die Armee meines Bruders dort damit beschäftigt ist, den Angriff zurückzuschlagen, werden wir uns von hinten anschleichen und sie packen.«
    Er stieß einen gewaltigen Schrei aus. Trompeten erklangen, Trommeln wurden geschlagen. Die Soldaten stellten sich in Marschordnung auf und marschierten unter lautem Jubel ins Flussbett und nach Vinnengael.

Die Schlacht von Vinnengael
    In der kleinen Zelle, die das Portal der Götter beherbergte, focht Helmos seinen eigenen einsamen Kampf aus, kämpfte um die Aufmerksamkeit der Götter, rang darum, ihnen begreiflich zu machen, dass er Hilfe brauchte, um seine Stadt und ihre Menschen zu retten. Kein Soldat auf der Mauer, der angestrengt mit Schwert und Messer kämpfte, um die Feinde zurückzuschlagen, die immer und immer wieder versuchten, die Zinnen zu erstürmen, hatte es schwerer als der König. Helmos' Feinde droschen nicht mit kaltem Stahl auf ihn ein oder schlugen mit Kampfäxten nach ihm. Er wünschte sich, das wäre der Fall. Seine Feinde waren heimtückischer, griffen ihn von innen her an, zerstörten Hoffnung und Selbstvertrauen und waren daher viel Furcht erregender.
    Die Götter hatten sich von ihm abgewandt, ignorierten ihn, weigerten sich,

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