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Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis

Titel: Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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sprach atemlos mit ihrer Nachbarin. Gareth schaute zu Dagnarus hinüber, um zu sehen, wie er reagierte, aber Silwyth beugte sich in diesem Augenblick zum Prinzen nieder und verbarg ihn so vor dem Blick seines Freundes. König Tamaros war ausgesprochen unzufrieden, sein Zorn wurde offensichtlich in seiner missbilligenden Miene, seiner geballten Faust und in seiner Haltung: Er hatte die Schultern hochgezogen und sah wie eine böse alte Eule aus.
    »Es ist der Wille der Götter«, fuhr der Hohe Magus in seinem verteidigenden Tonfall fort und fügte dann streng hinzu: »Wir stellen ihren Willen nur unter großer Gefahr in Frage.«
    »Ja, aber was hat es zu bedeuten?«, wollte der König wissen, der nicht auf den Hohen Magus zornig war, sondern auf die Götter. Als König war er in seinem Stolz verletzt, aber als Vater hatte er einfach nur Angst.
    Der Hohe Magus ließ sich mit seiner Antwort Zeit. Während er nachdachte, sah Gareth die Person an, die alle offenbar vergessen hatten: Helmos.
    Er hatte all die Unruhe unerschütterlich und ruhig und strahlend überstanden; vielleicht weilte er immer noch bei den Göttern. Die Angst und die Unsicherheit derer, die ihn umgaben, schienen ihn nicht zu berühren. Seine Rüstung schützte ihn vor mehr als nur Pfeilen und Schwertern. Diese schimmernde Rüstung war ein äußeres Zeichen seines Glaubens, und ihr Glanz war unvermindert. Er wusste, was die Götter mit ihm vorhatten. Er wusste es für sich, und das war alles, was zählte. Der Rest der Welt würde es mit der Zeit schon erfahren. Oder nicht.
    »Ich glaube, Euer Majestät, die Götter wollen uns damit sagen«, begann der Hohe Magus vorsichtig und zögernd, »dass Euer Sohn Helmos der Paladin sein wird, der den Kummer der Menschen zu seinem eigenen macht, ihren Schmerz zu seinem, und zwischen ihnen und dem Bösen steht.«
    Ein leises Seufzen zog durch den Tempel. Helmos nickte kaum merklich. Ja, der Hohe Magus hatte es richtig verstanden.
    König Tamaros schien verblüfft, dann errötete er verlegen. Er wandte sich Helmos zu.
    »Verzeih mir, mein Sohn.« Tamaros hob den Blick zum Himmel. »Ihr Götter, vergebt mir! Einen Augenblick lang wankte mein Glaube. Aber ihr, die ihr allwissend seid, versteht es. Ich bin ein Vater.«
    Er weinte ganz offen, und alle im Tempel Anwesenden taten es ihm nach. Gareths Mutter schluchzte in ihr Taschentuch, tastete nach Gareths Hand und drückte sie fest. Sein Vater schniefte und schnaubte und schaute drein, als wüsste er genau, wie Tamaros empfand. Gareths Eltern hatten ihn nie auch nur halb so sehr geliebt wie an diesem Tag, und auch er liebte sie in diesem Augenblick. Sie kamen alle wieder zu Verstand, nachdem es vorbei war, aber in diesem Augenblick schwebte die Magie noch über ihnen.
    Inmitten all dieses Weinens erhob sich Dagnarus von seinem Platz und betrat das Altarpodest. Er ging vorwärts, schien die erstaunten Blicke der Magier nicht zu bemerken und stellte sich vor Helmos. Dann streckte er die Hand aus.
    »Lass mich der Erste sein, der dir gratuliert, Bruder«, sagte er mit klarer Stimme.
    Dies war kein geplanter Teil der Zeremonie; das konnte man den beunruhigten Blicken der Magier deutlich entnehmen. Aber Dagnarus' Worte und seine Tat erfreuten König Tamaros, der in diesem Augenblick die ganze Welt liebte. Dagnarus war ein solch schönes Kind, wie er dort im Altarlicht stand, sein rotes Haar wie eine Flamme leuchtend. Er sah seinen Bruder voller Respekt und Bewunderung an, blickte mit der Ehrfurcht zu ihm auf, die man von einem Kind seines Alters erwarten würde.
    Helmos ergriff die Hand seines jüngeren Bruders. König Tamors legte Dagnarus eine Hand auf den Kopf, die andere auf Helmos' Schulter, und verband die beiden auf diese Weise noch deutlicher miteinander.
    Der Hohe Magus machte eine kleine, halb verborgene Geste. Einer der Magier huschte lautlos zu ihm hin, rollte hastig das Pergament auf und nahm es vom Altar. Nachdem dies geschehen war, entspannte sich der Hohe Magus ein wenig. Er lächelte und segnete schließlich die Zuschauermenge.
    Helmos verließ das Amphitheater unter dem Jubel der Massen. Gehüllt in seine wunderbare Schwanenrüstung, stolz und gut aussehend, ritt er über die mit Rosen bedeckte Straße.
    Paladin des Kummers.

Sternenbrüder
    Kurz nach Helmos' Verwandlung feierte der Königliche Hof Dagnarus' zehnten Geburtstag. Der Tag wurde mit großem Aufwand vorbereitet, obwohl man Gareth sagte, das Fest fiele nicht so glanzvoll aus wie in früheren

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