Der Stein der Könige 1 - Quell der Finsternis
Jahren. Es fehlte zum Beispiel das elfische Feuerwerk. Die Elfen schickten Dagnarus in diesem Jahr auch kein Geschenk, ebenso wenig erhielt er die ansonsten üblichen Gaben von den Zwergen und Orks. Ihre Botschafter nahmen nicht an der Feier teil.
König Tamaros war ernst und zerstreut, ebenso wie Helmos und die Berater des Königs. Sie hatten das Festessen – das neben weiteren Delikatessen aus gebratenen Kalbsköpfen, vergoldet und versilbert, und einem ganzen gebratenen Schaf bestand – halb hinter sich gebracht, als ein Page in den Saal schlüpfte. Er ging zum König und flüsterte ihm etwas ins Ohr. König Tamaros erschrak und schaute grimmig drein. Er stand auf, winkte Helmos und zwei seiner Berater zu sich. Dann beugte er sich vor und gab Dagnarus einen Kuss auf die Wange.
»Du findest dein Geschenk im Stall, Sohn«, sagte er.
»Danke, Vater«, erwiderte Dagnarus mit blitzenden Augen.
Tamaros und sein Gefolge zogen sich zurück. Sobald sie verschwunden waren, setzten sich auch andere Adlige in Bewegung, weil sie herausfinden wollten, was los war.
Königin Emillia war wütend über diese »Demütigung«, wie sie es ausdrückte, und nachdem Seine Majestät sich zurückgezogen hatte, konnte man ihre Stimme laut und schrill über die Festgeräusche hinweg hören, wie sie sich über die Selbstsucht Seiner Majestät beschwerte. Einer der Adligen, die in den Saal zurückkehrten, informierte sie, dass man den König weggerufen hatte, weil alle Botschafter der anderen Völker und der Botschafter des Königs von Dunkarga drohten, den Hof noch an diesem Abend zu verlassen. König Tamaros versuchte, sie zu beschwichtigen.
Selbst Königin Emillia war klug genug zu begreifen, dass dies eine ernste Situation war, besonders, da auch ihr eigener Vater darin verwickelt war, und daher hörte sie zur großen Erleichterung derer, die in ihrer Nähe saßen, damit auf, sich zu beschweren.
Gareth fürchtete, dass Dagnarus gekränkt über den plötzlichen Aufbruch seines Vaters sein würde, stellte aber fest, dass der Prinz ganz im Gegenteil bei bester Laune war. Dagnarus unterhielt sich lebhaft, versuchte einen der Lords dazu zu bewegen, ihm zu verraten, was für ein Geschenk wohl im Stall auf ihn warten mochte, und gab sich schrecklich enttäuscht, als man ihm sagte, es sei nur ein Ballen muffigen Heus.
»Was hat das mit den Botschaftern zu bedeuten?« Gareth hatte sich in einer Gesprächspause zu seinem Freund gebeugt, um diese Frage zu stellen.
»Es bedeutet Krieg«, erwiderte Dagnarus, und seine Augen glitzerten im Feuerlicht rötlich.
»Krieg!« Gareth war entsetzt.
Er wollte mehr fragen, aber Dagnarus war zu beschäftigt. Ein stetiger Strom von Höflingen kam an den Tisch, um den Prinzen zu beglückwünschen, und jeder war bestrebt, dafür zu sorgen, dass der Prinz erfuhr, wie viel sein Geschenk gekostet hatte und um wie viel wertvoller es war als die Geschenke der anderen.
Bald schon folgten die Akrobaten und Bänkelsänger, und die Jungen hatten keine Gelegenheit mehr, miteinander zu sprechen.
Auch am nächsten Morgen konnte Gareth nicht mit seinem Freund reden. Dagnarus war schon vor Sonnenaufgang wach, begierig, den Tag zu beginnen und sein neues Pferd zu begutachten. Gareth erhob sich widerstrebend, erschöpft und noch halb betäubt von dem Festessen. Sein Kopf schmerzte. Am Tisch des Königs wurde nur der beste Wein serviert, und selbst verwässert, wie man ihn den Jungen gab, war er immer noch stark. Gareth wurde wacher, als der Dagnarus' Gemächer betrat. Die Adligen, die dem Prinzen ihre Aufwartung machten, unterhielten sich leise und warfen Silwyth Seitenblicke zu. Das ruhige, ausdruckslose Gesicht des Elfen verriet nicht mehr Gefühle als der wolkenlose Himmel vor dem Fenster.
»Was gibt es Neues von den Botschaftern?«, fragte Dagnarus. Er saß noch im Bett und trank heiße Schokolade.
»Sie waren heute früh immer noch in Vinnengael, Euer Hoheit«, erwiderte einer der Adligen. Gareth kannte nicht all ihre Namen; sie waren für den Jungen nur eine Ansammlung von Gesichtern, wie Gebäckstücke bei einem Bankett – zwar unterschiedlich, aber alle aus demselben Zuckerteig. »Es heißt, der König, Euer erlauchter Vater, hätte die ganze Nacht damit verbracht, sie zum Hierbleiben zu überreden.«
»Die Elfen sind am streitsüchtigsten«, warf ein anderer ein und verbeugte sich dann in Silwyths Richtung. »Bitte um Vergebung, Herr.«
Silwyth, der damit beschäftigt war, die Kleider des Prinzen
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