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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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wir gefangen genommen werden, geht es um meinen Hals. Und wahrscheinlich auch um Euren, Lessereti. Sie werden mich nicht foltern müssen, um herauszufinden, wer mir meine Befehle gegeben hat.«
    »Macht Euch um mich keine Gedanken, Drossel«, erwiderte Lessereti. »Wenn die Sache schief geht, werdet Ihr nicht lange genug leben, um reden zu können.« Dann sah sie die anderen an. »Keiner von euch wird lange genug leben, darum habe ich mich schon gekümmert.«
    Drossel spürte ein kaltes Beben in seinen Eingeweiden. Er erinnerte sich an ihre Bemerkung darüber, dass man »niemandem je genug zahlen kann«. Lessereti gehörte nicht zu den Leuten, die leere Drohungen ausstießen, und sie war auch nicht für ihren Sinn für Humor bekannt. Er warf den anderen zwölf Männern einen Blick zu, konnte aber nicht erkennen, ob sie sich fürchteten oder nicht. Selbstverständlich waren sie alle Eingeweihte der Magie der Leere, also war das vielleicht eine Sache, die sie längst begriffen hatten.
    »Wir sollten uns lieber auf den Weg machen«, sagte Drossel barsch, um sein Unbehagen zu verbergen. »Du da. Wenn du dein Schwert so trägst, wirst du darüber stolpern. Schieb es mehr nach links.« Er sah zu, wie der Mann mit der Waffe rang. »Nicht viel besser, aber ich fürchte es muss genügen. Wer ist der Anführer?«
    »Pasha«, sagte Lessereti und zeigte auf einen älteren Mann, dessen Gesicht so vernarbt war, dass es kaum mehr an ein Antlitz erinnerte.
    Drossel kannte Pasha. Der Mann hatte lange als Gehilfe eines Silberschmieds gearbeitet. Seine Narben kamen angeblich von einem Unfall mit geschmolzenem Silber. Drossel begriff nun, dass sie von der Magie der Leere herrührten.
    »Kennt er sich aus?«, fragte Drossel beunruhigt.
    »Selbstverständlich«, erwiderte Lessereti. »Kennt Ihr Euch aus?« Das blaue Auge glitzerte im Lampenlicht. »Das frage ich mich wirklich, Kommandant.«
    »Ja«, antwortete Drossel. Er konzentrierte sich wieder auf den Beutel mit Silbertams, und gleich ging es ihm besser.
    »Gut«, meinte Lessereti. »Ihr müsst sie nur nah genug heran bringen. Den Rest erledigen sie schon.«
    »Und danach?«
    »Darum braucht Ihr Euch keine Gedanken zu machen. Sie kümmern sich schon um sich selbst.«
    »Ihr habt ein gutes Wort für mich eingelegt?«
    »Ja«, erwiderte sie. »Lord Dagnarus wird Euch empfangen.«
    Die Männer verließen den Laden. Hinter ihnen schloss und verriegelte Lessereti die Tür. Kein Wort des Abschieds, kein Wort, um ihnen Glück zu wünschen.
    Drossel hatte vorgehabt, seine Truppe in zwei Reihen aufzustellen und sie hinter sich her marschieren zu lassen, aber ein Blick auf seine »Soldaten« genügte, um ihm klar zu machen, dass das niemals funktionieren würde. Sie würden nicht nur aus dem Tritt kommen, er konnte ihnen auch ganz bestimmt nicht beibringen, in der starren Haltung zu marschieren, die einen Soldaten kennzeichnet.
    »Bleibt dicht beisammen«, befahl er. »Mit einigem Glück werden wir aussehen wie eine Patrouille, die gerade vom Dienst kommt. Haltet den Mund. Ich werde das Reden übernehmen. Irgendwelche Fragen? Gut. Bewegt euch. Und Ihr, Pasha, erzählt mir, was dieser Haufen vorhat, sobald wir da sind.«
    Pasha begann mit einer Erklärung. Drossel warf einen Blick zurück zu Lesseretis Tür und dachte daran, dass sie sie vielleicht beobachtete.
    Die Tür war zu. Kein Lichtstrahl fiel darunter hindurch.
    Drossel lächelte bedauernd bei diesem Gedanken. Es war Lessereti vollkommen gleichgültig, was sie taten oder was aus ihnen wurde. Sie hatte ihre eigenen Pläne für die Zukunft und lag inzwischen vermutlich friedlich schlafend im Bett.
    Die Stadt Dunkar war von einer hohen Doppelmauer umgeben. Zwischen den Steinwällen befand sich eine dicke Schicht von Sand und Felsen. Die Mauer hatte zwei Haupttore, eines nach Westen und eines zum Hafen hin. Das Hafentor, wie es die Leute nannten, war nicht mehr geschlossen worden, seit die ältesten Bewohner der Stadt Kinder gewesen waren. Zum letzten Mal war das in einem vernichtenden Krieg mit Karnu geschehen, vor über einhundertfünfundsiebzig Jahren. Dunkar hatte damals einen Angriff von der See her gefürchtet, seine Verteidigungsanlagen zum Hafen hin verstärkt und die berüchtigten feuerspuckenden Katapulte hinzugefügt.
    Das Westtor zur Hauptstraße, die zu den Grenzposten führte, wurde jeden Abend bei Sonnenuntergang geschlossen. Das Tor selbst war massiv. Es bestand aus Eisen und kam allen, die es sahen, wie ein wahres Wunder

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