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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Narbengesicht, das auf groteske Weise in seinen eigenen Schatten schmolz, war bereits in sein Gedächtnis eingebrannt. Drossel neigte nicht zu Albträumen, aber er konnte sich immer noch nur allzu gut an die toten Augen des Seraskiers erinnern, die ihn anstarrten, und nun kamen noch Pashas lebende, sich auflösende Augen hinzu. Drossel nahm an, dass er sich an den nächsten paar Abenden in den Schlaf würde trinken müssen.
    Er schüttelte die Kälte ab, die ihn schaudern ließ, und konzentrierte sich mit großer Willensanstrengung wieder auf das, was zu tun war. Er ging weiter auf das Tor zu, schob alle weg, die ihm in den Weg gerieten, und beschimpfte sie. Jemand rief seinen Namen, fragte, was er hier tat. Er winkte, um anzuzeigen, dass er es gehört hatte, und ging rasch weiter, als befände er sich auf einer dringenden Mission, die er keinesfalls unterbrechen konnte.
    Er sah sich noch einmal rasch um und hielt Ausschau nach den zwölf Magiern der Leere. Er glaubte, den Schatten eines Zauberers zu sehen, wie er an der Mauer gegenüber entlangglitt, aber es waren hier so viele Menschen unterwegs, dass er nicht sicher sein konnte. Er seufzte erleichtert auf. Wenn er sie in diesem Durcheinander nicht erkennen konnte, obwohl er nach ihnen Ausschau hielt, dann bezweifelte er, dass sie sonst jemandem auffielen.
    Nahe dem Torhaus schob Drossel die Hand in den breiten, roten Gürtel, der zur Uniform gehörte, und holte einen Dolch heraus, der kein Teil der Standardausrüstung war. Er schob den Griff des Dolchs in den langen, weiten Ärmel seines Hemdes und hielt die Waffe an der Klinge, damit sie nicht zu sehen war.
    Zu seinem Bedauern bemerkte er, dass es einem Offizier offenbar gelungen war, zumindest eine Andeutung von Ordnung wiederherzustellen. Man räumte den Bereich vor dem Tor und würde auch Drossel wegschicken, wenn er keinen Grund nennen konnte, hier zu sein.
    Drossel ging auf den Soldaten zu, der im Torhaus Wache stand und sehr unbehaglich dreinschaute. Drossel grüßte.
    »Was ist?«, wollte der Soldat wissen.
    »Ich bin auf der Suche nach Seraskier Onaset. Ich habe eine dringende Botschaft für ihn.«
    »Er ist nicht hier«, sagte der Mann barsch.
    »Man hat mir aber gesagt, er wäre hier«, erklärte Drossel störrisch. »Sein Adjutant sagte, ich würde ihn mit Sicherheit hier finden.«
    »Nun, er ist
nicht
hier, wie jeder sehen kann, der Augen im Kopf hat«, entgegnete der Soldat.
    »Dann werde ich hier auf ihn warten«, erklärte Drossel und stellte sich neben das Tor, wie zufällig an eine Stelle in der Nähe eines der riesigen Hämmer, die benutzt wurden, um den Eisenriegel an Ort und Stelle zu schlagen. Dort blieb er stehen, gerade aufgerichtet, den Blick geradeaus, die Arme vor der Brust verschränkt.
    »Von mir aus kannst du in der Leere warten«, murmelte der Soldat. Er war eindeutig verängstigt. Er spähte immer wieder zu der Mauer hin, als könnte er durch sie hindurch die schreckenerregenden Feinde erkennen. Jemand rief nach ihm, und er wandte sich ab, um nachzusehen, was jetzt schon wieder geschehen war.
    Drossel blieb stehen, wo er war, bis er sicher sein konnte, dass der Soldat ihn vergessen hatte. Während er dort stand, sah er drei weitere körperlose Schatten, die über die kopfsteingepflasterte Straße glitten und sich den eisernen Toren näherten.
    Drossels Mund war trocken wie das Straßenpflaster. Er spitzte die Ohren, um Geräusche von der anderen Seite des Tores hören zu können, irgendeinen Laut, der ihn davon überzeugen würde, dass die Taan, die dort angeblich warteten, auch tatsächlich da waren.
    Dann spähte er nervös zu den Zinnen hoch, auf denen Soldaten patrouillierten. Sie hatten doch sicher etwas gehört oder gesehen? Aber nein, sie gingen hin und her oder standen dort und starrten auf das feindliche Lager hinunter und unterhielten sich leise.
    Drossel senkte den Blick wieder. Der Bereich um das Tor war nun leer, die Schatten, zu denen keine Körper gehörten, waren deutlich zu sehen. Drossel sagte sich, das könne nur möglich sein, weil er nach ihnen Ausschau hielt, und tatsächlich, als eine der Wachen des Torhauses in diese Richtung schaute, wandte er sich gleich wieder ab.
    Weitere Zauberer der Leere erschienen, die schattenhaften Gestalten breiteten sich am Tor entlang aus, sechs an jedem Torflügel. Schattenhafte Hände griffen nach dem gewaltigen Eisenriegel. Drossel spannte sich an, wartete auf das Geräusch, von dem Pasha erklärt hatte, er würde es hören,

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