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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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Vinnengael erhob und weiter ausdehnte, fehlte es den Trevinici nicht an Feinden.
    Die Stämme lebten also voneinander getrennt und hielten kaum Verbindung miteinander, aber es gab Zeiten, in denen man es für notwendig hielt, Informationen von einem Stamm zum anderen weiterzuleiten – zum Beispiel, falls ein gemeinsamer Feind das Land angriff. Daher leisteten die Trevinici, bevor sie sich trennten, einen Bluteid, die Nachricht von diesem neuen und schrecklichen Feind bei allen Stämmen zu verbreiten für den Fall, dass die Krieger eines einzelnen Stammes nicht zurückkehrten. So würde es dem Stamm möglich sein, die Warnung zu erhalten und die notwendigen Schutzmaßnahmen zu ergreifen.
    Rabe dachte daran, den anderen eine besondere Warnung an seinen Stamm mitzugeben, aber je länger er darüber nachdachte, desto mehr fragte er sich, was er seinen Leuten eigentlich ausrichten lassen sollte. Er konnte seiner Angst keinen Namen und kein Gesicht geben, wie sollte er sie also in Begriffen ausdrücken, die der Stamm verstehen würde? Die allgemeine Warnung an alle Stämme würde nicht genügen. Die Gefahr, die über seinem Stamm hing, war von besonderer Art. Sie hatte mit der verfluchten Rüstung und dem sterbenden Ritter und mit seinem Neffen Jessan zu tun. Nur Rabe allein konnte mit seinen Leuten darüber sprechen. Er musste sie einfach erreichen, es ging nicht anders.
    Die Trevinici verließen das Lager etwa zur selben Zeit, als sich Kommandant Drossel und die Magier der Leere zum Tor begaben. Ebenso wie Drossel stellten die Trevinici fest, dass die Straßen zwar voll waren, aber im Gegensatz zu dem Kommandanten fiel es ihnen nicht sonderlich schwer, sich durch die Menge zu drängen. Beim Anblick der hoch gewachsenen, starken Krieger mit ihren grausigen Trophäen und ihren Waffen machten die Dunkarganer rasch Platz. Einige jubelten sogar, weil sie glaubten, die Trevinici-Söldner seien auf dem Weg, um die Stadt zu verteidigen.
    Sie erreichten ihre Treffpunkte rechtzeitig. Rabes Gruppe hatte eine Stelle an der Mauer gewählt, wo ein reicher Olivenölkaufmann ein Haus gebaut hatte, dessen obere Stockwerke bis auf ein paar Fuß an die Mauer heranreichten. Sie hätten mit dem Kaufmann kurzen Prozess gemacht, wenn er sich ihnen widersetzt hätte, aber sie fanden das Haus leer vor, denn dem Besitzer und seiner Familie war es gelungen, die Stadt mit dem Schiff zu verlassen. Dieser Teil der Stadt war dunkel und fast menschenleer. Rabe brauchte einen Augenblick, bis sich seine Augen nach dem flackernden Fackellicht in den Straßen der mondbeleuchteten Dunkelheit dieses Stadtteils angepasst hatten. Er stellte fest, dass andere Trevinici bereits eingetroffen waren. Schweigend und geduldig hockten sie im Schatten des Gebäudes. Er spähte zur Mauer hinauf und sah, dass dort nur wenige Soldaten hin und her gingen.
    »Wie viele sind es?«, fragte Rabe einen der Krieger.
    »Vielleicht sechzehn. Einige sind verschwunden, wie du schon vorausgesehen hattest. Sie bezogen ihre Posten und haben sie dann sofort wieder verlassen.«
    »Ist jemand im Haus?«
    »Nein, es ist leer. Fuchszahn ist im ersten Stock durch ein Fenster hineingeklettert. Das Essen stand noch auf dem Tisch, und überall lagen Kleidungsstücke herum. Wer hier gewohnt hat, hat das Haus eilig verlassen. Fuchszahn ist immer noch drin.«
    Rabe starrte die Mauer an. Die wenigen verbliebenen Wachen waren nervös und ängstlich, spähten ständig nach Westen und versuchten, dort etwas zu erkennen. Ein einziges Geräusch würde genügen, um sie glauben zu machen, die Ungeheuer griffen an, und sie würden augenblicklich Alarm schlagen.
    »Ich brauche acht Krieger, die vor der Hauptgruppe hinaufgehen und die Wachen zum Schweigen bringen«, sagte Rabe.
    Acht Krieger erhoben sich und gingen über die Straße zum Haus, hielten sich aber in den Schatten. Die Haustür öffnete sich, und sie verschwanden im Inneren des Hauses. Die anderen Trevinici warteten im Schatten.
    Als Rabe auf das Haus zuging, konnte er schon sehen, wie die Umrisse der Krieger auf dem Dach auftauchten. Sie wollten gerade vom Haus auf die Zinnen springen, als aus dem Westteil der Stadt Geräusche erklangen, so seltsame und schreckliche Laute, dass selbst die kampfgestählten Krieger verblüfft innehielten, um nach Westen zu starren.
    Rabe hatte so etwas noch nie zuvor gehört, und er wollte es auch nie wieder hören. Es war ein Heulen, das aus tausend Kehlen aufstieg, ein schrilles, ohrenbetäubendes, unirdisches

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