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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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das Geräusch, das sein Zeichen zum Handeln war. Leider schaute in diesem Augenblick einer der Soldaten, der den Bereich vor dem Tor geräumt hatte, zum Tor hin. Drossel erkannte an den aufgerissenen Augen und dem weit offenen Mund des Mannes, dass er die körperlosen Schatten bemerkt hatte.
    Der Soldat holte Luft, um Alarm zu geben, aber sein Schrei wurde zu einem schmerzerfüllten Grunzen, als Drossel ihm den Dolch zwischen die Rippen stieß. Drossel war Experte für Dolcharbeit, traf sofort ins Herz, und der Mann starb in Drossels Armen und sackte zu Boden.
    »Das gibt Ärger, Soldat«, brüllte Drossel. »Sich zu einer solchen Zeit zu besaufen!« Er schleppte die Leiche in eine dunkle Ecke, legte sie dort nieder und sorgte dafür, dass man den kleinen Blutfleck auf der Uniform des Mannes nicht sehen konnte. Der Kopf des Soldaten sackte vorwärts, das Kinn ruhte auf der Brust, die Arme waren schlaff.
    »Schlaf deinen Rausch aus, Dummkopf!«, knurrte Drossel und kehrte mit demonstrativ angewiderter Miene zu seinem Platz am Tor zurück, wobei er den blutigen Dolch in seinen Gürtel steckte.
    »Macht hin!«, zischte er dem Schatten zu, der am nächsten war.
    Ein paar Soldaten hatten sich bei Drossels Gebrüll umgesehen, aber da sie nichts anderes entdeckten als einen der ihren, der offenbar betrunken war, kümmerten sie sich wieder um ihre Angelegenheiten.
    Schattenhafte Hände ruhten auf dem Torriegel, und Drossel hörte das Flüstern von Bannsprüchen. Er fragte sich, ob er das Signal wohl hören würde, aber als es dann ertönte, wusste er, dass er sich keine Gedanken hätte machen müssen. Das Geräusch war unmissverständlich – es klang, als trampele jemand auf Glasscherben herum.
    »Jetzt!«, erklang es von dem Schatten, der ihm am nächsten stand.
    Drossel packte einen der riesigen Kriegshämmer, die an die Mauer gelehnt waren. Erregung und Angst erfüllten ihn. Der Hammer war schwer, aber er bemerkte das Gewicht nicht einmal. Er packte ihn krampfhaft und schwang ihn nach dem eisernen Riegel. Hätten die Magier der Leere bei ihren Bannsprüchen versagt, dann wäre der Hammer mit einem schrecklichen Klirren auf den Riegel getroffen und hätte einen schmerzlichen Ruck durch Drossels Arme und Schultern geschickt. Er dachte daran, schob den Gedanken aber rasch beiseite. Er war von einer Euphorie erfüllt, die ihm das Gefühl gab, unbesiegbar zu sein.
    Er traf den Riegel. Verändert von der Magie der Leere, zerbrach der Riegel sofort, als bestünde er aus Eis und nicht aus Eisen.
    Drossel ließ den Hammer fallen und drückte mit aller Kraft gegen einen der Torflügel. Selbst mit all dem Adrenalin, das durch seine Adern floss, war er nicht so stark wie zehn Männer, aber er konnte das Tor einen Spalt breit aufschieben, und das genügte.
    Mit dicker, ledriger Haut bedeckte und mit langen Krallen bewehrte Hände schoben sich durch den Spalt. Gutturale Stimmen erklangen, dann folgte eine einzelne Stimme, die sich anhörte, als gebe sie Befehle aus. Die Hände packten das Tor und zogen es so rasch auf, dass Drossel, der nicht damit gerechnet hatte, vornüber fiel.
    Er wäre beinahe niedergetrampelt worden, denn die Taan, die draußen vor dem Tor gewartet hatten, drängten sich nun nach drinnen. Andere Taan zwangen die andere Seite des Tors auf. Hektische Stimmen erklangen aus dem Wachhaus, aber die Wachen hatten nicht mehr die Zeit, etwas anderes zu tun als zu brüllen, bevor die Taan sich auf sie stürzten. Mit seltsam aussehenden gebogenen Schwertern, mit Speeren und mit Keulen metzelten die Taan die Soldaten mit grausamer Präzision nieder, schlugen Schädel ein, schnitten Köpfe ab, pfählten Männer auf Speere.
    Drossel hockte auf allen vieren am Boden und begriff, dass sein Sturz ihm das Leben gerettet hatte. Er kroch rasch vor das Tor und duckte sich in den Schatten der Mauer, zitternd vor Angst, denn er wusste besser als alles andere in seinem Leben, dass diese Geschöpfe ihn töten würden, wenn sie ihn entdeckten. Er hatte keine Möglichkeit, mit ihnen zu sprechen und ihnen zu sagen, dass er auf ihrer Seite stand.
    Er riss sich die weiße Uniform vom Leib und verfluchte sich bei dem Gedanken, weshalb er diese Situation nicht vorhergesehen hatte. Er verfluchte auch die Zauberer der Leere, die sich in ihrer schattenhaften Gestalt einfach ins Dunkel flüchten und unbehelligt durch die feindlichen Linien fliehen konnten. Bisher hatte niemand Drossel in all dem Chaos entdeckt, aber er wusste, dass das nicht lange

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