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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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anhalten konnte.
    Mehr und mehr Taan drängten sich durch das offene Tor, eine Flut des Todes rauschte nach Dunkar herein. Von den Ebenen vor der Stadt erklangen Schreie, die einem das Blut in den Adern gefrieren ließen. Nun war die gesamte Taan-Armee in Bewegung und griff die Stadt an.
    Belagerungsleitern wucherten wie höllisches Unkraut an der Mauer hinauf. Die Taan kletterten rasch nach oben und schoben sich über die Mauern, während mehr Taan durch das Tor eilten und begannen, die Wehrgänge von innen anzugreifen. Aus der Nähe sahen die Taan noch furchterregender aus. Sie gingen aufrecht wie Menschen und waren über sechs Fuß groß. Ihre Arme waren muskelbepackt, ihre Hände gewaltig. Sie hatten Gesichter wie Tiere, mit langen Schnauzen und Mäulern mit rasiermesserscharfen Zähnen. Ihre Augen waren klein und lagen weit auseinander. Die Haut sah fest und ledrig aus, und alle Taan hatten Narben.
    Diese Narben waren ihnen offensichtlich nicht alle im Kampf zugefügt worden, denn sie bildeten komplizierte Muster auf der Haut. Einige Taan trugen Rüstungen, entweder Kettenhemden oder Leder oder eine Kombination aus beidem, andere jedoch nicht, und diese marschierten mit kaum mehr als einem Lendenschurz in den Kampf. Sie kämpften furchtlos, aber nicht ohne Rücksicht auf ihr eigenes Leben, und sie setzten ihre Waffen mit großer Kunstfertigkeit ein.
    Drossel sah, wie ein Soldat auf der Mauer versuchte, sich den Taan zu ergeben. Der Soldat kniete sich nieder und hob bittend die Hände. Die Taan schnitten dem Mann die Hände ab, danach seinen Kopf, dann traten sie die Leiche von der Mauer. Die kopflose Leiche prallte keine drei Fuß von Drossel entfernt auf dem Boden auf. Offensichtlich, dachte er, gibt es hier keine Möglichkeit mehr, sich zu ergeben.
    Drossel zog sein Schwert und hoffte, einen dieser Dämonen der Leere mit in den Tod nehmen zu können, als eine Stimme aus dem Schatten direkt neben seinem Ohr erklang und ihn beinahe zu Tode erschreckte.
    »Zwanzig Schritt weiter nördlich befindet sich eine Armee aus menschlichen Söldnern«, sagte die Stimme. »Wenn Ihr sie erreicht, werdet Ihr in Sicherheit sein. Nennt ihnen Euren Namen, und erwähnt auch Lessereti. Viel Glück.«
    »Pasha?«, rief Drossel, aber er erhielt keine Antwort mehr.
    Ein Schatten glitt über den mondbeleuchteten Boden weiter nach Norden.
    Drossel verlor keine Zeit. Ihm war aufgefallen, dass die Taan in Wellen angriffen, und wenn eine Welle das Tor erreichte, wurde es einen Moment lang ruhiger, bis die nächste Welle vorwärts drängte. Er nutzte eine dieser Ruhepausen und rannte los. Er warf sein Schwert weg, denn es behinderte ihn nur, und nach einem Augenblick des Kampfes mit sich selbst warf er auch den Beutel Silbertams weg, der ihn nur verlangsamen würde.
    Tote können ohnehin kein Geld ausgeben, wie das Sprichwort sagt.

Beinahe achthundert Trevinici-Söldner kämpften für die Armee von Dunkarga, aber es waren selten alle gleichzeitig in der Stadt. Einige befanden sich auf Patrouille, einige auf dem Weg zu ihren Dörfern. An dem Tag, als Prinz Dagnarus' Herold in die Stadt ritt, um die Übergabe zu verlangen, befanden sich etwa fünfhundert Trevinici in der Stadt. Sie waren ein schlichtes Volk, also entwickelten sie einen schlichten Fluchtplan. Sie bewegten sich in kleinen Gruppen von nicht mehr als zehn Personen durch die Stadt zu einem von drei Punkten, die sie ausgesucht hatten, um die Ostmauer zu besteigen. Die Anführer hatten sich für die Dreiteilung entschieden, um die Flucht leichter zu machen, denn selbst wenn eine Gruppe erwischt würde, würden dadurch vielleicht nicht gleich alle erwischt. Angehörige desselben Stammes trennten sich, damit die anderen eine Gelegenheit erhielten, zu entkommen und den Stamm über die Ereignisse zu informieren, falls einer gefangen genommen wurde.
    Trevinici-Stämme leben isoliert voneinander. Früh in der Geschichte der Trevinici hatten die Stämme einander bekämpft, denn sie sind geborene Krieger, und das Bedürfnis, einander im Kampf zu prüfen, liegt ihnen im Blut. Dieser ununterbrochene Krieg hatte sich als höchst zerstörerisch erwiesen. Die Trevinici begriffen bald, dass sie sich binnen kurzem selbst auslöschen würden. Also versammelten sich die Stammesältesten in Vilda Harn, und in dieser Versammlung wurde beschlossen, dass die Stämme untereinander Frieden halten und lieber den Rest der Welt bekriegen sollten. Da dies etwa zu der Zeit stattfand, als sich das Reich von

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