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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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dröhnendem Schädel, und um ihn herum herrschte vollkommene Stille. Er konnte nichts hören, nichts schien sich im Lager zu regen, keine Vögel zwitscherten, keine Bienen summten, keine Grillen zirpten. Er hörte nicht einmal das Geräusch des Windes im Gras. Die Taan waren immer noch da. Er sah sie ganz deutlich inmitten des Lagers versammelt. Einen Augenblick lang befürchtete Rabe schon, dass er von dem Schlag des Taan taub geworden war.
    Er biss die Zähne gegen die Schmerzen im Kopf zusammen und setzte sich hin. Die Ketten klirrten und rasselten laut in der Stille. Er war erleichtert, sie zu hören, obwohl ein paar Taan am Rand des Kreises sich umdrehten, um ihn zornig anzusehen. Die Stille hatte etwas Ehrfürchtiges an sich. Anscheinend war der Kyl-sarnz eingetroffen. Rabe, vollkommen erschöpft und kaum fähig, etwas zu empfinden, beobachtete nur, denn er war zu schwach und zu enttäuscht, um etwas anderes tun zu können.
    Eine Stimme brach die Stille. Rabe konnte nicht erkennen, woher sie kam, denn der Sprecher stand inmitten einer Menge von Taan. Die Stimme sprach die Sprache der Taan, klang aber nicht wie sie. Die Stimme war seltsam kalt und hart. Die Taan-Sprache war hässlich genug, barsch, guttural und tierisch. Aber sie verfügte über eine gewisse Wärme, über Gefühle, mochten diese Gefühle auch häufig grausam und wild sein. Diese Stimme hier vermittelte weder Gefühle noch Wärme noch Leben.
    Die Stimme verstummte. Eine andere Stimme antwortete. Rabe erkannte die Jagdmeisterin. Dag-ruk klang ehrfurchtsvoll. Als sie schwieg, begannen die anderen Taan laut »Lnkst, Lnkst« zu rufen und verbeugten sich dabei.
    Der Kreis der Taan teilte sich. Eine Gruppe von Kriegern erschien. Rabe sah Qu-tok stolz unter ihnen stehen. In ihrer Mitte sah er den Kyl-sarnz.
    Bei diesem Anblick schauderte Rabe beinahe krampfartig. Angst bewirkte, dass seine Gedärme sich zusammenzogen. Sein Herz setzte einen Schlag aus, und er konnte nicht mehr atmen. Dann durchfloss das Adrenalin seinen Körper, und er verspürte den wilden Impuls, aufzuspringen und davonzulaufen, obwohl er an den Pfahl gekettet war. Er musste einfach fliehen, selbst wenn das bedeutete, dass die Ketten ihm die Arme ausrissen.
    Die verfluchte Rüstung, die er zum Tempel der Magie gebracht hatte, war wieder zu Leben erwacht! Die verfluchte Rüstung ging umher und bewegte sich!
    Rabe erstarrte. Er wagte es nicht, sich zu regen, denn er fürchtete, dieses Wesen in der Rüstung würde seinen entsetzlichen Kopf wenden und ihn sehen. In seinem ganzen Leben hatte er sich nicht so gefürchtet, denn er hatte nicht gewusst, was wahre Angst war – bis zu diesem Augenblick. Der Anblick dieses Geschöpfs erinnerte ihn wieder an den alptraumhaften Ritt mit der Rüstung, an den Schrecken dieser Träume, in denen die Rüstung zum Leben erwacht war, ihn verschlungen hatte, ihn in endloses, leeres Dunkel zerrte.
    Der Helm war wie der Kopf eines Taan geformt, das metallene Gesicht allerdings viel schrecklicher und furchteinflößender als die Gesichter der Taan. Gebogene Stacheln ragten aus den Ellbogen und Schultern der Rüstung, und die ebenfalls mit schwarzem Metall überzogenen Hände endeten in langen, schwarzen Krallen.
    Der Kyl-sarnz wurde von mehreren Taan-Schamanen begleitet, deren Gewänder viel kunstvoller waren als die Gewänder von R'lt und die das Wappen eines Phönix zeigten, der aus den Flammen aufstieg. Eine Gruppe von Taan-Kriegern folgte dem Kyl-sarnz als Ehrengarde. Diese Krieger trugen solch kunstvolle Rüstungen, dass jene, auf die Qu-tok so stolz war, im Vergleich ärmlich und schäbig wirkte. Diese Rüstung war nicht von toten Kriegern gestohlen worden, sondern offenbar eigens für diese Taan angefertigt. Die Krieger selbst waren mit Narben bedeckt, ihre Haut zeigte die Wülste von daruntergeschobenen Edelsteinen. Sie boten einen schauerlichen Anblick, waren mit Schwert, Schild und Speer bewaffnet und schritten stolz und mit hoch erhobenem Kopf einher. Die anderen Taan betrachteten sie voller Ehrfurcht und Neid.
    Begleitet von seinem Gefolge verließ der Kyl-sarnz das Taan-Lager. Die Taan riefen weiter »Lnkst, Lnkst«, noch lange, nachdem der Vrykyl außer Sicht- und Hörweite war. Dann stieß die Jagdmeisterin Dag-ruk ein wildes Heulen aus und sprang in die Luft. Auch die anderen Krieger begannen zu schreien und zu hüpfen und tobten im Lager umher, brüllend und mit gezückten Waffen. Es wurde dunkel. Die Taan feierten bis tief in die

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