Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
immer noch heiser. »Es ist der Steinstaub. Einige Farben, die wir benutzen…« Er konnte nicht weitersprechen, aber er hob um Geduld bittend die Hand.
Die Trevinici standen mitten auf der Straße und waren verlegen, weil der Nimoreaner solche Schwäche zeigte. Die Straße leerte sich. Ladenbesitzer und ihre Lehrlinge zogen sich hinter geschlossene Türen und Fensterläden zu ihren Familien zurück, die über den Läden wohnten.
Nun kam auch die Großmutter, begleitet von Augen-wie-Tau.
»Er braucht Arznei«, sagte Bashae und holte einen kleinen Behälter mit Senfsamen heraus.
Arim schüttelte den Kopf. »Nein«, krächzte er. »Bitte bemüht euch nicht – «
»Ich habe die Unruhe gehört. Um was geht es denn?«, fragte Augen-wie-Tau. »Wir sollten ins Lager zurückkehren«, fügte sie dann an Scharfes Schwert gewandt hinzu. »Der Hauptmann wird sich schon fragen, was los ist. Ist das in Ordnung?«
»Kein Problem«, erwiderte Jessan sofort. »Ich danke euch für eure Hilfe, Scharfes Schwert und Augen-wie-Tau.«
Scharfes Schwert warf einen misstrauischen Blick zu dem Nimoreaner, dann zogen er und Augen-wie-Tau Jessan beiseite.
»Ich traue diesem Mann nicht«, sagte Scharfes Schwert. »Kommt mit uns zurück ins Lager. Ihr könnt morgen wieder herkommen, wenn es sein muss.«
Jessan zögerte. Er hätte diese Stadt mit all ihrem Lärm, der Verwirrung und den schlechten Gerüchen gern hinter sich gelassen. Nichts wäre ihm lieber gewesen, als bei Leuten von seinem Volk zu sein und einen weiteren angenehmen Abend damit zu verbringen, noch mehr Geschichten von Tapferkeit und Mut und Waghalsigkeit im Kampf zu hören. Aber er hatte eine Pflicht zu erfüllen, er hatte dem sterbenden Paladin sein Wort gegeben. Er konnte seinen Onkel Rabe beinahe hinter sich spüren, wie er missbilligend die Stirn runzelte, weil Jessan auch nur daran gedacht hatte, seinem Auftrag nicht nachzukommen.
»Ich danke euch, Scharfes Schwert und Augen-wie-Tau«, erklärte Jessan. »Aber ich habe ein Versprechen abgegeben und muss es halten. Es wird schon alles gut gehen.«
Die beiden Trevinici wechselten einen Blick. Beide waren sich sehr wohl der Gefahren bewusst, die sich in den nächtlichen Schatten der Stadt verbargen, und sie wollten gerade widersprechen, als der Nimoreaner zu ihnen trat.
»Seid Ihr derjenige, der mit mir sprechen will?«, fragte Arim, räusperte sich noch einmal und sah Jessan an. »Ihr und Eure Pecwae-Freunde?«
Jessan nickte.
Arims Blick schweifte zu den beiden älteren Kriegern. »Und Ihr habt ihn hierher geführt und müsst jetzt zu Euren Pflichten zurückkehren. Ihr fürchtet, Euren Kameraden in meiner Obhut zurückzulassen. Stimmt das?« Arim lächelte. »Bitte macht Euch keine Sorgen um den jungen Mann. Er und die Pecwae werden heute Nacht Ehrengäste in meinem Haus sein. Ich werde sie morgen früh zu Eurem Lager führen, wenn Ihr das wünscht.«
»Seht zu, dass Ihr das wirklich tut, Nimoreaner«, erklärte Augen-wie-Tau. »Die Trevinici sind sehr gute Freunde und sehr schlechte Feinde.«
»Ja, ich weiß«, erwiderte Arim ernst. »Ihr habt mein Wort, dass Eure Freunde in Sicherheit sein werden. Ich schwöre es bei den schimmernden Augen meiner Königin. Möge ihr gesegnetes Licht sich für immer von mir abwenden, wenn ich diesen Schwur nicht halte!«
Scharfes Schwert war beeindruckt. Er wusste genug über die Nimoreaner, um zu begreifen, dass er es hier mit einem sehr feierlichen Schwur zu tun hatte, denn die Königin von Nimorea war nicht nur die Herrscherin, sondern auch die spirituelle Führerin ihres Volkes. Arim der Drachenbauer würde sowohl von seinem Volk als auch von seiner Religion ausgestoßen werden, wenn er diesen Schwur brach.
Als schlichte, ehrenhafte Leute, die andere nach ihren eigenen Maßstäben beurteilten, hielten die beiden Trevinici einen solchen Eid für ausreichend und dachten nicht einmal daran, dass Arim, für den Fall, dass er böse Absichten hegte, wahrscheinlich bereits verdammt war und nichts zu fürchten hatte. Die beiden Krieger verabschiedeten sich und eilten im Laufschritt davon, um rechtzeitig zu ihrem Lager zu kommen.
Jessan sah ihnen nach und hoffte, dass sein Mut nicht mit ihnen verschwunden war. Nun war er allein an diesem seltsamen Ort mit diesem seltsamen Mann und verantwortlich für jene, die unter seiner Obhut standen. Jessan verschränkte also die Arme, stellte sich breitbeinig hin und kam zur Sache.
»Nun, wie ich schon sagen wollte – «
»Bitte«, sagte
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