Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
den Kopf.
»Einen Augenblick, Freund«, sagte Scharfes Schwert, stellte sich mit leicht gespreizten Beinen hin, legte dem Nimoreaner die Hand auf die Brust und brachte ihn so zum Stehen. »Sag deinem Meister, dass wir zwar tatsächlich nicht gekommen sind, um seine Waren zu kaufen, aber auch nicht einfach aus Neugier. Wir suchen jemanden.«
Der Schüler sah sich nach seinem Meister um und wartete auf weitere Anweisungen. Der Meister hob die Hände und sagte gereizt auf Nimoreanisch: »Tu, was immer sie verschwinden lässt. Barbaren. Sie werden meine Kunden vertreiben.«
Scharfes Schwert, der Nimoreanisch verstand, grinste. Jessan, der die Sprache nicht beherrschte, starrte Scharfes Schwert stirnrunzelnd an. Der Krieger nickte, um anzuzeigen, dass Jessan nun sprechen sollte.
»Wir suchen einen gewissen Arim«, erklärte Jessan in der Gemeinsamen Sprache. »Arim den Drachenbauer.«
Der Ladenbesitzer starrte sie an, sein Blick scharf und fragend. »Sag Arim, er hat Besuch.«
Der Lehrling machte sich auf den Weg. Die beiden Trevinici und der Pecwae blieben in der Tür stehen, und Bashae starrte mit offenem Mund die Drachen an, die wie grellbunte Fledermäuse von der Decke hingen. Jessan tat das Gleiche, dann begriff er, dass solche Neugier vielleicht bei einem Pecwae zu entschuldigen war, aber nicht bei einem Krieger. Also tat er es Scharfes Schwert nach, der die Arme über der Brust verschränkt hatte, ruhig ins Leere starrte und dennoch alles wahrzunehmen schien.
Der Lehrling kehrte zurück, begleitet von einem anderen Nimoreaner. Es war ein hoch gewachsener, schlanker Mann mit einer Haut, die wie weiches, schwarzes Tuch aussah, das man in blaue Farbe getunkt hatte. Seine Augen waren braun, sein Blick und sein Lächeln freundlich. Seine Hände waren feingliedrig, die Finger lang und biegsam und mit Farbe befleckt. Er hielt einen kleinen Pinsel in der Hand, den er mit einem Tuch abwischte, während er näher kam. Er schien ein wenig verblüfft zu sein, als er entdeckte, wer ihn sehen wollte, und warf dem Ladenbesitzer einen fragenden Blick zu, aber der schüttelte nur den Kopf und wies dann mit dem Daumen zur Tür, als wollte er sagen: »Ich weiß nicht, warum sie hier sind, aber sieh zu, dass sie verschwinden.«
Arim lächelte entschuldigend, dann schaute er unsicher von einem Krieger zum anderen und sagte in der Gemeinsamen Sprache: »Was kann ich für Euch tun, meine Herren?«
Jessan trat vor und ergriff mit der charakteristischen Offenheit der Trevinici das Wort. »Ein Ritter aus Vinnengael, ein gewisser Gustav – «
Arim begann zu husten. Der Anfall war so heftig, dass er sich vornüber beugen musste. Er keuchte, schnappte nach Luft, ächzte. Der Lehrling sah ihn beunruhigt an. Der Ladenbesitzer fragte, ob Arim Wasser brauchte. Arim, ein wenig verlegen, zeigte auf seine Kehle, keuchte schließlich, es sei nur der Staub, und flüsterte zwischen weiterem Husten, dass er sich draußen sicherlich gleich besser fühlen würde. Er stolperte auf die Tür zu.
»Ich habe eine Arznei gegen Husten«, schlug Bashae vor und schaute beunruhigt von Scharfes Schwert zu Jessan. »Sie ist aus Senfsamen gemacht. Ich kann seine Brust damit einreihen. Ich könnte es auch hier tun, wenn ich ein wenig Wasser hätte und einen Behälter, um die Samen darin zu zerdrücken. Könntet ihr ihm das sagen?«
»Was sollen wir tun?«, fragte Jessan unsicher.
Scharfes Schwert zuckte die Achseln. »Wenn er der Mann ist, mit dem ihr sprechen sollt, dann müsst ihr mit ihm sprechen«, erklärte er mit unweigerlicher Trevinici-Logik.
Bashae suchte bereits in seinem Rucksack herum. Der Ladenbesitzer gestikulierte eilig zu dem Lehrling hin, der die Tür zuwarf, was den Vorübergehenden anzeigte, dass der Laden für heute geschlossen war. Er war nicht der einzige, denn die Sonne sank langsam hinter die Berge und warf lange Schatten auf die Straße.
Die Kunden tätigten ihre letzten Einkäufe. Lehrlinge begannen, die Drachen nach drinnen zu räumen, zogen Läden vor die Fenster und nahmen die bunten Markisen ab, die die Läden vor der Sonne schützten. Innerhalb von Augenblicken wurde aus einer Welt voller Farben und Wunder eine ganz normale, gewöhnliche Straße.
Arim stand immer noch vor dem Laden, schnappte keuchend nach Luft und wischte sich mit demselben Lappen, mit dem er den Pinsel gereinigt hatte, den Schweiß von der Stirn.
»Verzeiht mir, meine Herren«, sagte er, als er schließlich wieder sprechen konnte. Seine Stimme klang
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