Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
erobern, sich zum König zu machen und das gesamte Menschenland zu beherrschen. Er ist der Mensch, der mir versprochen hat, den Elfen alles Land zurückzugeben, um das wir uns derzeit mit dem Kaiserreich streiten.
Alles Land,
Großvater! Es gibt kein einziges Elfenhaus, das nicht in meiner Schuld stünde, denn beinahe alle besitzen irgendwelche Ländereien an der Grenze.«
Der Schild stand auf und begann, hin und her zu gehen, obwohl er wusste, dass das seinen Großvater zutiefst erzürnen würde, weil er das nur noch in der Erinnerung tun konnte. Anders als die meisten Toten, die ganz zufrieden damit sind, tot zu sein, war der Ehrenwerte Ahnherr des Schilds fürchterlich eifersüchtig auf alle Lebenden.
»Der Göttliche selbst hat Anspruch auf fünfhundert Quadratmeilen Land südlich von Myrllineth. Er wird nicht umhin können, zu mir zu kommen und mich um das Land anzuflehen. Er wird dazu gezwungen sein, sich vor mir zu erniedrigen. Jeder Elf in Tromek wird erkennen, wer die wahre Macht in diesem Land innehat. Bedeutet dir das denn nichts, Großvater? Dass unser Haus endlich die Ehre erhalten wird, die uns zusteht?«
»Und was wird diese Großherzigkeit kosten, Enkel?«
»Ich gestatte den Truppen von König Dagnarus, das Portal von Tromek zu betreten, und ich gewähre ihnen sicheres Geleit. Hab keine Angst, Großvater! Die Menschen werden nicht auf Elfenland bleiben. Sobald seine Truppen das Portal durchschritten haben, ziehen sie weiter nach Süden, um Neu-Vinnengael einzunehmen. Die Stadt wird wie eine überreife Frucht in seine Hände fallen, denn die dummen Menschen dort schauen voller Schrecken nach Westen, weil sie eine Invasion von Karnu her befürchten. Sie erwarten keinen Angriff aus dem Norden.«
»Und du glaubst einem Mann, der seine Seele der Magie der Leere verschrieben hat! Das macht dich noch viel dümmer. Dagnarus hat den Niedergang des Hauses Mabreton bewirkt.«
»Wenn es tatsächlich derselbe Dagnarus sein sollte, wie du behauptest, dann hat er auch den Niedergang des Hauses Kinnoth bewirkt«, erklärte der Schild kühl. »Die Häuser Kinnoth und Wyval waren seit langem verfeindet.«
»Bah!« Der Ehrenwerte Ahnherr war nicht zufrieden. »Kinnoth hat für seinen eigenen Sturz gesorgt. Wegen diesem Dagnarus ist das Haus des Göttlichen so mächtig geworden.«
»Und wegen mir wird es seine Macht wieder verlieren«, erklärte der Schild. »Und was die Magie der Leere angeht…« Er zuckte die Schultern. »Ich glaube, ich kann mich daran erinnern, dass du bei der Schlacht von Tinnaffa die Wyred beschworen hast, ihre Magie einzusetzen – «
»Das habe ich nicht!«, erklärte der Ehrenwerte Ahnherr zornig. »Es wäre ehrlos, bei einer Schlacht Magie zu benutzen. Die Wyred haben aus eigenem Antrieb gehandelt.«
»Sei doch zumindest zu mir ehrlich, Großvater«, entgegnete der Schild kühl. »Wir Elfen spielen dieses Spiel schon seit Jahrhunderten. Wir geben nicht zu, dass wir Magie benutzen, aber irgendwie sind die Wyred immer zur rechten Zeit am rechten Ort, um das Glück in einer Schlacht zu wenden. Ich erwähne meinen Plan, Magie einzusetzen, einem gewissen Angehörigen meines Haushalts gegenüber, der ihn seinerseits einem gewissen Angehörigen seines Haushalts gegenüber erwähnt, der sich darum kümmert, dass die Wyred davon erfahren. Am nächsten Tag, wenn ich meinen Morgenspaziergang mache, liegt eine Rabenfeder auf meinem Weg, und ich weiß, dass alles arrangiert ist. Ich habe nichts damit zu tun, die Magie berührt mich nicht. In dieser Angelegenheit verlasse ich mich eben, was die Magie angeht, auf die Menschen und nicht auf die Wyred. Ich kann keinen Unterschied erkennen.«
»Nein, offensichtlich nicht. Die Götter mögen dir beistehen«, entgegnete der Ahnherr bitter. »Oder deine Menschen. Denn ich werde es nicht tun. Zum letzten Mal – wirst du auf mich hören und dich von diesem Menschen abwenden und jede Verbindung zu ihm abbrechen?«
»Ich halte dein Andenken in Ehren, Großvater«, meinte der Schild ruhig. »Aber du bist tot, und ich bin am Leben. Du hattest die Gelegenheit zum Ruhm. Jetzt bin ich dran.«
»Ich werde nicht zurückkehren«, drohte der Ehrenwerte Ahnherr.
Der Schild verbeugte sich schweigend.
»In deinen Adern fließt Schneewasser. Du wirst mich nicht wieder sehen.« Der Ehrenwerte Ahnherr verschwand.
»Das ist auch besser so«, murmelte der Schild und drehte sich auf dem Absatz um. »Ich habe ohnehin genug davon, dass du alter Bock dich überall
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