Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter
und dadurch können sie jede Illusion durchschauen. Aber wenn Ihr Eure Rolle gut spielt, Damra von Gwyenoc, wird Valura Euch nicht berühren und nicht einmal in Eure Nähe kommen. Ihr interessiert sie nicht. Valura geht es nur um eine Sache: diesen Stein, der für sie kostbarer und wertvoller ist als alle Edelsteine und als alles Gold der Welt.«
»Dieser Gegenstand ist nicht so wertvoll«, sagte Damra leichthin, denn sie wollte nicht zugeben, dass sie wusste, wovon der alte Mann sprach.
»Für einige nicht. Der Schild zum Beispiel hat vor, den Stein der Könige zu benutzen, um sich Macht zu erkaufen. Aber für Lady Valura…« Silwyths Stimme wurde sanfter. »Nun, sie will ihn benutzen, um etwas zurückzukaufen, das sie vor langer Zeit verloren hat. Für sie ist der Stein unendlich wertvoll.«
Er verbeugte sich kurz, trat aus dem Lichtkreis der Kerze und bewegte sich langsam, aber entschlossen auf die Tür zu. »Ich werde in der Nähe sein, falls Ihr mich braucht.«
Mit diesem Schneckengang bist du niemals jemandem gefolgt, Silwyth vom Haus Kinnoth, dachte Damra. Dieser gebeugte Rücken, diese hängenden Schultern sind eine Lüge. Alles an dir ist eine Lüge. Und dennoch wage ich es nicht, die Suppe anzurühren.
Sie hörte nicht, wie die Tür aufging, und spürte auch nicht die Nachtluft auf ihrem Gesicht, aber als sie nach ihm rief, antwortete Silwyth nicht. War er verschwunden oder versteckte er sich nur wieder? Sie griff nach der Kerze und durchsuchte das Zimmer, spähte hinter den Wandschirm, aber sie fand keine Spur von ihm.
»Was will ich hier eigentlich beweisen?«, fragte sie sich. »Wie er bereits sagte, wird der Beweis entweder durch diese Tür kommen oder nicht. Und wenn er es tut, muss ich bereit sein. Wenn nicht, werde ich dumm dastehen, aber daran sollte ich eigentlich gewöhnt sein.«
Sollte sie die Kerze ausblasen? Nein. Wenn sie beim Essen gestorben wäre, würde die Kerze noch brennen. Sie wusste nicht viel über Fingerhut, nur von den kleinen Dosen, die elfische Heiler jenen verabreichten, die Herzprobleme hatten. In größerer Dosierung könnte diese Substanz tödlich sein, aber sie wusste nicht, wie es funktionierte. Einige Gifte wirkten schnell. Sie glaubte nicht, dass das bei Fingerhut der Fall wäre. Jedenfalls hoffte sie es nicht, denn sie hatte keine Lust, sich über den Tisch zu werfen, das Gesicht in der Suppenschale.
»Wer weiß, wie viele Stunden ich warten muss? Ich sollte mich zumindest bequem hinlegen. Wenn es mir nicht gut geht, was würde ich tun? Mich hinlegen. Ich hätte mich hingelegt und wäre im Bett gestorben.«
Damra legte sich hin. Als sie versuchte, sich wie eine Leiche hinzulegen, wurde ihr die Albernheit dieser Situation deutlich, und sie fing an zu kichern. Erschrocken darüber, dass sie vor Anspannung, hysterisch zu werden drohte, zwang sie sich dazu, sich zu beruhigen. Sie konzentrierte sich auf zufällige Dinge, und ein Gedanke führte zu einem anderen.
Sich tot stellen. Elfische Attentäter wissen, wie sie sich tot stellen können, wie man den Atem und den Herzschlag verlangsamt, wie man bewirkt, dass das Blut träge fließt, ja dass sogar die Körpertemperatur sinkt. Kein Krieger würde je etwas so Ehrloses ausprobieren, aber Attentäter hatten keine Ehre, und daher brauchten sie sich um solche Dinge auch nicht zu sorgen. Damra fragte sich plötzlich, ob Silwyth als Attentäter ausgebildet war. Das würde vieles erklären.
Vieles, aber nicht alles.
Er war von adliger Herkunft, und es war ausgesprochen ungewöhnlich für Adlige, den finsteren, verzweifelten Weg eines Attentäters einzuschlagen. Ungewöhnlich, aber nicht vollkommen unmöglich, besonders nicht für jene Elfen, deren Häuser verarmt oder verflucht waren, denn es gibt nur wenige ehrenhafte Möglichkeiten zu überleben. Dennoch, die meisten elfischen Adligen würden sich lieber dafür entscheiden, ehrenhaft zu verhungern, als dass sie zum Mörder würden. Der Schmerz in seiner Stimme, der Schatten in seinem Blick waren der Schmerz und der Schatten der Reue gewesen, ein Luxus, den sich kein kaltblütiger, bezahlter Mörder leisten kann.
Aber am meisten hatte sie überzeugt, dass Silwyth sich mit den Vrykyl auszukennen schien. Nur wenige Elfen wissen, dass die Vrykyl überhaupt existieren. Die Wyred wissen es, denn sie kennen sich mit allen Dingen aus, die mit Magie zu tun haben, aber sie halten ihr Wissen geheim, denn Wissen ist Macht.
Damra wusste von den Vrykyl, weil sie ein Paladin war,
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