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Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter

Titel: Der Stein der Könige 2 - Der junge Ritter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Margaret Weis
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»Keiner dieser jungen Männer interessiert sich für Eure lackierten Schachteln und Seidentücher.«
    »Tatsächlich?«, fragte der Elf höflich. »Wieso das?«
    »Weil die Pecwae und die Trevinici ein einfaches Leben führen. Sie wissen nie, wann es soweit sein wird, dass sie weiterziehen müssen, also belasten sie sich nicht mit nutzlosen Besitztümern.«
    »Ein Pecwae«, wiederholte der Elf. »Erlaubt Ihr Euch einen Spaß mit mir, Herr?«
    Die Hand des Elfen zuckte zu der gebogenen Klinge, die er an der Hüfte trug.
    »Nein, bestimmt nicht«, erklärte Wolfram rasch. »Das da ist ein Pecwae. Ihr habt also nie zuvor einen gesehen?«
    »Das kleine Volk? Geschöpfe, die mit Tieren sprechen und binnen eines Augenzwinkerns verschwinden können? Bah! Das sind doch nur Märchen. Ihr versucht, Euch über mich lustig zu machen, und das ist eine Beleidigung meiner Ehre, die ich nicht hinnehmen kann. Das da ist ein Kind.«
    »Seht genauer hin, mein Freund«, riet Wolfram. »Ihr werdet bemerken, dass er zwar die Größe eines Menschenkindes von acht Jahren hat, aber die Züge eines Erwachsenen. Der da ist ungefähr zwanzig, würde ich annehmen.«
    Der Pecwae und der Trevinici kamen nun auf ihrem Weg zu dem Fellhändler zwei Marktstände weiter dicht an der Bude des Elfen vorbei. Der Elf starrte den Pecwae an, dann zog er die Brauen hoch. Der Pecwae erwiderte das Starren, ja er glotzte den Elfen geradezu an. Er versuchte, die Aufmerksamkeit seines Freundes auf den Händler zu lenken, aber der Trevinici war so sehr auf sein Ziel konzentriert, dass er sich nicht mehr umsah.
    »Ihr habt offenbar Recht. Das ist kein Kind«, sagte der Elf. »Ich weiß allerdings nicht, um was es sich handelt.«
    »Er ist ein Pecwae«, meinte Wolfram gereizt. »In dieser Gegend gibt es mehrere Stämme von ihnen. Wo Trevinici sind, da gibt es auch Pecwae.«
    Der Elf ließ sich nicht so leicht überzeugen, aber da es eine Beleidigung für den Zwerg dargestellt hätte, weiter seinem Zweifel Ausdruck zu verleihen, wechselte er schließlich höflich das Thema.
    »Aber was ist mit dem jungen Krieger? Er wird sich für meine Waren interessieren. Zweifellos wartet eine Frau auf seine Rückkehr – eine Frau, deren Schönheit durch meine Seidentücher noch mehr hervorgehoben wird.«
    Wolfram grunzte und schüttelte den Kopf.
    »Nein, er hat keine Frau. Bei den Trevinici wird nur einem Krieger, der schon Blut gesehen hat, gestattet, sich eine Gefährtin zu nehmen. Dieser junge Mann hat seinen ersten Kampf noch vor sich. Er trägt vermutlich immer noch seinen Geburtsnamen.«
    »Kein Krieger?« Der Elf schaute zweifelnd drein. »Er ist zweifellos noch jung, aber im kampffähigen Alter. Woher wisst Ihr, dass er noch kein Veteran mehrerer Schlachten ist?«
    »Weil er keine Trophäen trägt«, entgegnete Wolfram. »Ein Trevinici-Veteran wäre von Kopf bis Fuß mit den geschrumpften Köpfen und Fingern und Zehen oder anderen Körperteilen seiner toten Feinde geschmückt.«
    »Ihr scherzt!«, rief der Elf entsetzt. »Sie verstümmeln die Toten? Ich habe gehört, dass diese Trevinici Barbaren sind, aber ich hätte mir nie vorgestellt, dass… dass…«
    »Dass sie so barbarisch sein könnten?«, schloss Wolfram trocken. »Sie betrachten es nicht als Verstümmelung. Sie betrachten es tatsächlich als ein Kompliment an die Toten. Die Trevinici schneiden nur Körperteile eines Feindes ab, der sie besonders beeindruckt hat. Sie glauben, dass dies nicht nur ihre eigene Tapferkeit beweist und deshalb alle, die sich ihnen entgegenstellen, erschrecken wird, sondern auch, dass es die Verstorbenen ehrt. Wenn Ihr erst in Dunkar sein werdet, werdet Ihr wahrscheinlich mehr von ihnen zu sehen bekommen, denn die Dunkarganer rekrutieren Trevinici-Söldner für ihre Armee. Aber das wusstet Ihr vielleicht schon?«, fügte Wolfram lässig hinzu.
    »Ich? Ich weiß nichts über solche Barbaren. Und falls ich je vorgehabt hatte, nach Dunkar zu reisen, habt Ihr mich gerade erfolgreich davon abgehalten«, erklärte der Elf. »Ich werde mich ganz bestimmt in die Gegenrichtung bewegen.«
    »Wenn du morgen nach Norden weiterziehst, dann werde ich in der Luft segeln wie einer von deinen verdammten Drachen«, murmelte Wolfram leise vor sich hin und grinste in seinen Bart.
    Er blieb noch eine Weile neben der Bude des Elfen stehen und beobachtete, wie die jungen Männer auf den Stand des Fellhändlers zugingen. Der Trevinici begrüßte den Händler mit einem Wort in der Gemeinsamen Sprache, dann

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